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Für viele Fotografen stellt das Porträt die Königsdisziplin der Fotografie dar, und zumindest gehört es zu den am meisten fordernden Genres. Denn, wenn der Mensch hinter der Kamera mit dem oder den Menschen vor der Kamera zusammenarbeiten muss, kommen ganz andere Ansprüche auf: Nicht zuletzt würde kein Tier, keine Blume, kein architektonisches Meisterwerk und keine Landschaft den Fotografen mit der hartnäckigen Behauptung zur Verzweiflung bringen, es oder sie sei nicht fotogen.
Profifotograf Marian Wilhelm erklärt und veranschaulicht in seiner Porträt-Fotoschule von der Pike auf die Grundlagen seiner Disziplin. In den einführenden Essays lässt er zu unterschiedlichen Aspekten, etwa dem Porträtieren von Sportlern oder von Familien, auch Kollegen mit ihrer Erfahrung und Sichtweise zu Wort kommen. Auf diese ersten Eindrücke folgen im Abschnitt "Von Mensch zu Mensch" diverse Kapitel zu unterschiedlichen Porträtsituationen und ihrer Handhabung sowie dem generellen Umgang mit zu fotografierenden Menschen.
Unter "Ausrüstung" finden sich Tipps zu den anzuschaffenden Geräten und darüber hinaus einige technische Grundlagen; der Abschnitt "Licht" zeigt auf, wie natürliches und künstliches Licht zu nutzen und zu beherrschen sind, ebenso geht der Autor auf Systemblitz und Studioblitzlicht ein.
In "Bildgestaltung" und "Bildbearbeitung" wendet Marian Wilhelm diese Möglichkeiten zur Produktion fesselnder Fotografien speziell auf das Porträt an, das diesbezüglich einige eigene Gesetze aufweist. Anschließend befasst er sich mit einzelnen Bereichen der Porträtfotografie, zum Beispiel der Hochzeitsreportage, der Street-, Mode- und Aktfotografie. Im letzten Abschnitt zeigt Wilhelm eine Reihe von Beispielen aus der Praxis.
Marian Wilhelms Buch wendet sich - wie der Untertitel "Die große Fotoschule" bereits impliziert - an Amateure und geht insbesondere auch auf die Anliegen von Anfängern ein. Grundsätzliches wie Ausrüstung, Bildgestaltung und Bildbearbeitung, der Umgang mit den unterschiedlichen Arten von Licht (und mit den menschlichen Modellen!), die Perspektive und so weiter werden ebenso anschaulich erläutert wie etwas komplexere Themen, zu denen auch das Transportieren von besonderen Emotionen und das Einfangen von außergewöhnlichen Momenten gehören. Studioaufbauten werden gut nachvollziehbar skizziert, sodass jeder, der das entsprechende Equipment besitzt, die präsentierten Bildideen selbst umsetzen und gegebenenfalls individuell ausbauen kann.
Für einen Anfänger, dem die Investition in Studiozubehör oder das Mieten eines Studios im Rahmen eines noch ungewohnten Hobbys zu aufwändig sein dürfte, liegt der Schwerpunkt des Buchs wohl etwas zu sehr auf diesem Aspekt. Wer sich hingegen für Bereiche der Porträtfotografie interessiert, die vor allem im Studio angesiedelt sind, kommt voll auf seine Kosten.
Spannend sind die kurzen Essays zu den unterschiedlichen Subgenres und das Interview mit Dr. Ulrich Pohlmann, dem Leiter der "Sammlung Fotografie" des Münchner Stadtmuseums.
Wilhelm vermag gut zu erklären, er setzt Übungen ein und erläutert an passender Stelle auch Begriffe wie den bei einigen Kameras auftretenden Parallaxenfehler oder das Mischlicht. Der Autor setzt zur besseren Übersichtlichkeit Tabellen ein und verwendet zur Veranschaulichung seiner Ausführungen reichlich eigene Fotos, bisweilen auch Arbeiten von Kollegen. Zu allen Fotos sind die Exif-Daten angegeben. Im Allgemeinen handelt es sich um wirklich gelungene Aufnahmen zum jeweiligen Thema; manche wirken etwas langweilig bis nichts sagend, das mag jedoch eine subjektive Einschätzung sein. Im Großen und Ganzen ist es ein lehrreiches Vergnügen, allein zum Betrachten der Fotos das Buch durchzublättern.
Für Anfänger und durchaus auch etwas Fortgeschrittene im Bereich der Amateurfotografie eine lohnende Investition!
Eine
Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten. Nicht wundern: der Verlag "Galileo Design" firmiert mittlerweile unter "Rheinwerk-Verlag".