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Der Verrat an Blanche scheint Früchte zu tragen: Ihre Truppen sind vernichtend geschlagen, auf ihren Kopf ist ein hohes Preisgeld ausgesetzt und ihr Bruder Ogier steht kurz vor der Krönung.
Mit nur einer Hand voll Getreuen konnte die junge Königin unbemerkt vom Schlachtfeld entkommen und sich einige Tage den feindlichen Blicken entziehen. Nun ist sie aber bereit mit aller Macht um ihr Königreich zu kämpfen; koste es, was es wolle. Dafür formiert sie weitere Verbündete, die aus dem Hinterhalt agieren, während ihr treuer Kammerherr verzweifelt versucht, ihrer Sache Zeit zu verschaffen.
Auch Maldoror verspricht ihr zu helfen, und seine Armee zur Verfügung zu stellen. Doch dazu muss der von seiner Schwester geächtete Herrscher der Unterwelt erst einmal wieder in sein Reich zurückkehren und seine alte Macht wiedererlangen. Ein Vorhaben, bei dem er selbst auf Hilfe angewiesen ist. Zeit also, diese von einer armseligen Kreatur zu erzwingen.
Im zweiten Band der Serie
"Zauber" ist förmlich die Ruhe vor dem Sturm zu vernehmen. Bis zum Ende entwickelt sich die Geschichte daher wenig spannungsreich, dennoch ist sie nicht langweilig, nur eben gemäßigt. So bereiten sich alle Beteiligten auf dramatische Ereignisse vor, die längst ihre Schatten vorauswerfen und gewähren dem Leser dabei Einblick in ihre jeweiligen, teils niederträchtigen Pläne.
Blanche muss zutiefst verletzt feststellen, dass wirklich niemand aus der königlichen Familie zu ihr steht. Gleichwohl von ihrem Onkel Saumure verraten, der ihr die zugesicherten Truppen verweigerte, setzt auch ihre übrige Blutsverwandtschaft weiterhin alles daran, sie zu entmachten und ihr einen baldigen Tod zu bescheren. Infolgedessen kämpft sie erbitterter denn je um ihr Königreich. Daher ist ihr die erneute Begegnung mit Maldoror mehr als willkommen, der ihren Schmerz nachvollziehen kann und sie bereitwillig unterstützen will. Aber zuvor muss selbst er sich mit seiner Familie auseinandersetzten; auch hier ist das letzte Wort noch nicht gesprochen und der endgültige Sieger bestimmt.
Im weiteren Verlauf entbrennt eine stürmische und übereilte Liebe zwischen dem vermeintlich Guten (Blanche) und Bösen (Maldoror), doch ist in Dufauxs und Munueras Märchen nicht alles eindeutig schwarz oder weiß. So kommt es scheinbar (durch den Liebesakt?) zu einer Vermischung ihrer Attribute. Zugleich interessiert und betroffen erlebt der Leser ihren Charakterwandel mit. Während der Herrscher der Unterwelt von Zuneigung und Nachgiebigkeit berührt wird, ist von dem einst zarten und sanftmütigen jungen Mädchen nicht mehr viel zu erkennen; zu sehr hadert Blanche mit den letzten Ereignissen. Nun wird Feuer mit Feuer bekämpft, sie ist bereit selbst zu betrügen und Konventionen zu brechen, was sich letztendlich in einer skrupellosen Tat entlädt.
Passend zur Handlung werden auch Munueras Illustrationen düsterer: blutige Konflikte, durchbohrte Leiber, verendende Tiere in einer aussichtslosen Schlacht. Hass, Wut und Verzweiflung spiegeln sich deutlich auf den Gesichtern der einzelnen Charaktere wieder. Dessen ungeachtet kommen ebenso schöne wie karikaturhafte Figuren in dieser Episode vor und lockern damit die finstere Atmosphäre etwas auf. Weiterhin vollauf gelungen und ein herrlicher Anblick ist Sedyas' abwechselnd erdige und kalte Kolorierung, die die Zeichnungen perfekt abrundet.
Im Wesentlichen wird die Geschichte sehr gemächlich erzählt, sie nimmt aber zum Ende hin an Fahrt auf, sodass man auf die Fortsetzung sehr gespannt sein darf!