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Auch fast 70 Jahre nach seiner Erbauung ist das Berliner Olympiastadion ein beeindruckendes Bauwerk, bei dem an vielen Ecken trotz einiger Modernisierungen die Vergangenheit aufscheint. Monumental wirkt das Stadion mit seiner Steinfassade und den Kalksteinpfeilern vor allem von außen und lässt hier die typische Handschrift nationalsozialistisch geprägter Architektur erkennen. Doch nicht nur das Stadion selbst, sondern auch das gesamte Gelände blickt auf eine nationalsozialistisch geprägte Vergangenheit zurück. Denn dieses diente sowohl als zentraler Austragungsort der Olympischen Spiele von 1936 als auch - insbesondere im Bereich des Maifelds für Versammlungen und Aufmärsche der NSDAP.
Auf Hitlers Weisung erhielten die Pfeiler eine Kalksteinverkleidung, um die monumentale Wirkung des Stadions zu verstärken.
Die Geschichte des Areals beginnt jedoch nicht erst mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und den Planungen für die Olympischen Spiele von 1936. Bereits zuvor befand sich an dieser Stelle die Pferderennbahn Grunwald, welche von gutbürgerlichen Kreisen im Berliner Westen besucht wurde, sowie ab 1913 das sogenannte "Deutsche Stadion", ein kaiserliches Prestigeobjekt. In diesem sollten eigentlich schon 1916 die Olympischen Spiele stattfinden, was allerdings aufgrund des Ersten Weltkrieges ad acta gelegt wurde. Insbesondere in der Weimarer Republik diente das Stadion dann für unterschiedlichste Sportwettkämpfe wie Fußball, Leichtathletik, Schwimm- oder Radsportveranstaltungen, aber auch für politische Großkundgebungen.
Mit mehr als 160 Fotografien zeichnet dieser Bild-Text-Band in sechs Kapiteln die Geschichte des heutigen Berliner Olympiageländes zwischen 1907 und 1945 nach. Gerade wer das Gelände kennt, gewinnt mit Hilfe der Fotografien einen konturierten Einblick in die Geschichte des Areals. Für alle, die mit dem Gelände nicht so gut vertraut sind, dürfte die Orientierung etwas schwerfallen, da entsprechende Lagekarten fehlen. Lediglich auf den beiden Buchinnenseiten am Beginn und am Ende befinden sich zwei zeitgenössische Karten, welche jedoch keineswegs für sich sprechen, zumal auch eine entsprechende Datierung fehlt. Leider gilt dies auch für die abgebildeten Fotografien, die ebenfalls ohne exakte zeitliche Einordnung abgedruckt wurden.
Hilfreich sind hingegen die Erläuterungen zu den einzelnen Bilddokumenten, da diese Hintergrundinformationen oder zeithistorische Zusammenhänge beinhalten sowie auf Bilddetails eingehen. Auf ergänzende Zusatztexte verzichtet der Band allerdings. Nur zu Beginn eines jeden Kapitels findet sich jeweils eine ganz kurze Einführung. Diese beschränkt sich jedoch auf wenige Zeilen. Insgesamt ist der Band daher zu oberflächlich. Hinzu kommt, dass auch die Bilderläuterungen vereinzelt Fragen offen lassen. So erwähnt der Autor zwar auf der Seite 31, dass die Schwimmbahn im "Deutschen Stadion" der Schwachpunkt des Stadions gewesen sei, ohne dafür aber eine entsprechende Begründung zu liefern. Positiv hervorzuheben ist aber, dass vereinzelt Querverweise mit entsprechenden Seitenangaben zu finden sind, anhand derer sich dem Leser neue Zusammenhänge erschließen.
Für die damalige Zeit nicht selbstverständlich, bildete die Hochschule von Beginn an auch Frauen aus. Zum Frauen-Speerwurftraining wich man hier auf den Platz der Podbielskieiche (siehe Seite 27) aus.
Die Stärke des Bandes liegt sicherlich in der Anschaulichkeit. Insbesondere bei den Aufnahmen zu einzelnen Ereignissen, in denen auch die Beteiligten oder die Zuschauer abgebildet sind, fühlt sich der Betrachter in die Zeit zurückversetzt, da diese Fotografien die Stimmung und den Zeitgeist gut einfangen.
FAZIT: Ein anschaulicher Text-Bild-Band, der den Schwerpunkt deutlich auf die Abbildungen legt und dadurch inhaltlich etwas zu oberflächlich bleibt, zumal auch die räumliche Orientierung nicht immer ganz leicht fällt.
Weitere Informationen zum Buch finden sich auf der Webseite des Verlags.