Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Elisabeth I. von England hat den Thron bestiegen und eine neue Zeit beginnt. Um sich herum sammelt sie ihre Vertrauten, die ihr in den schwierigen Jahren der Gefangenschaft nahestanden, darunter auch Eleanor Waringham, die ihr seit Kindesbeinen treu ergeben ist. Eleanor ist nicht nur Hofdame, sondern auch Spionin für die Krone, klug, besonnen und mit politischem Geschick ausgestattet. Das wird sie brauchen, denn nicht nur ihre Aufgabe ist gefährlich, auch ihr Herz könnte ihr zum Verhängnis werden, hat sie es doch ausgerechnet an den König der Diebe verloren.
Ganz anders geht es ihrem Bruder Isaac, der den Landsitz Waringham übernehmen soll. Um nichts in der Welt will er dahin zurück und macht sich bei Nacht und Nebel daran, zu flüchten. Als blinder Passagier will er mit einem Schiff entkommen, doch wird er schnell entdeckt. Sein Schicksal will es, dass es als Sklave verkauft wird. Nach Jahren ist es ihm möglich, seine Freiheit zu erlangen, doch sein Weg wird ihn noch lange nicht nach Hause führen.
"Der Palast der Meere" ist der fünfte Band der Waringham Sage der deutschen Autorin
Rebecca Gablé und die Geschichte der Familie umfasst mittlerweile mehr als 100 Jahre. Immer eng mit dem englischen Thron verbunden, erleben die Waringhams die unterschiedlichsten Schicksale. Nun macht die Autorin gleich zwei Familienmitglieder zu den Hauptpersonen des Romans. Wie immer überzeugt sie dabei mit gründlicher Recherche. Sowohl Eleanor als auch Isaac treffen immer wieder auf historische Gestalten, seien es Robert Dudley, von dem seit Jahrhunderten spekuliert wird, es sei der Geliebte der Königin gewesen, als auch Francis Drake, den bekannten Freibeuter. Auch andere Personen der Zeitgeschichte kommen zu ihrem Auftritt.
Frau Gablé kennt die verwandtschaftlichen Beziehungen der Hofdamen und die politischen Ränke, die daraus entstehen. Jede noch so kleine Intrige, jeder Versuch, die Königin zu beeinflussen fließt in die Geschichte mit ein und so ganz nebenbei gibt sie Aufschluss zu den Lebensgewohnheiten der damaligen Zeit nicht nur in good old England, sondern auch in den Kolonien. Da sie sich dazu jede Menge Zeit nimmt, sollten Leser darauf gefasst sein, dass die Geschichte nicht von einer atemberaubenden Überraschung zur nächsten eilt, sondern sich langsam auf über neunhundert Seiten entwickelt. Langweilig wird es trotzdem nie, denn nicht nur die Fachkenntnis und der angenehme Schreibstil machen das Buch zu einem Genuss, es profitiert eindeutig auch von dem Perspektivwechsel, der sich durch zwei Hauptpersonen ergibt. Eleanors und Isaacs Leben könnten gar nicht unterschiedlicher sein, ist ihres doch geprägt von der Loyalität zur Königin, während er sich bei erster Gelegenheit vor seinen Pflichten davonmacht. Doch haben die Leser das Vergnügen, Isaac dabei zuzusehen, wie er erwachsen wird, während seine Schwester nicht nur ihre Pflicht, sondern auch ihre Liebe entdeckt.
Es ist schön, einen so fachkundig geschriebenen und mitreißenden Roman zu lesen, der auf Effekthascherei verzichtet und stattdessen auf eine spannende, gut recherchierte Handlung setzt.
Gablé ist zu Recht seit Jahren in den Bestsellerlisten vertreten; ihre Romane sind von hoher Qualität und "Der Palast der Meere" ist keine Ausnahme. Auch er wird seine Leser finden und kann Freunden historischer Romane bedenkenlos weiterempfohlen werden.
Eine Leseprobe gibt es auf der
Seite der Autorin.