Robert Hunter ist schon mit einem Bein im lange verdienten Urlaub, da erhält er einen äußerst beunruhigenden Anruf vom FBI: Sein alter Freund Lucien Folter wurde verhaftet und steht unter Verdacht, zwei Frauen auf entsetzliche Art und Weise umgebracht zu haben. Nur durch einen Zufall kam die Tat überhaupt ans Licht und die beiden verstümmelten Leichen wurden im Kofferraum von Luciens Auto entdeckt. Robert ist sich zunächst völlig sicher, dass Lucien gar nicht der Täter sein kann und dass er nur durch eine Verkettung unglücklicher Umstände in die seltsame Situation hineingeraten ist. Doch diese Überzeugung gerät bald ins Wanken, als Hinweise auf zahlreiche weitere Opfer auftauchen. Kann es wirklich sein, dass Robert seinen Freund aus Studienzeiten nie richtig kannte und dass alles, was er glaubte, eine eiskalte Lüge war? Je weiter Robert Hunter und die junge Partnerin, die ihm vom FBI zur Seite gestellt wurde, in die kranke Welt von Lucien eintauchen, umso grauenvoller und unwirklicher wird der ganze Fall. Lucien beginnt ein perfides Spiel mit den Ermittlern, bei dem es nur Verlierer geben kann ...
"Die stille Bestie" ist der sechste Teil der Robert-Hunter-Reihe von Chris Carter. Der Autor stand mit seinen harten Thrillern bisher eher für reißerische, atemlose Unterhaltung, in denen sich fast schon absurde Folterszenen und spektakuläre Todesarten aneinanderreihten, aber ohne besonderen Tiefgang. "Die stille Bestie" nun ist anders. Zwar geht es immer noch heftig zur Sache, immer noch bleibt dem Leser angesichts mancher Schilderungen von Folter und Mord die Luft weg, aber dieser Roman ist eleganter und spannender als die bisherigen. Für den erfahrenen Profiler Robert Hunter ist es definitiv der persönlichste und auch schmerzhafteste Fall seiner Karriere. Sein alter Freund Lucien Folter (!) entpuppt sich im Verlauf des Romans als brillanter Psychopath und als Bestie, die offenbar keinerlei Grenzen kennt. Sein perfides Psychospiel erinnert frappierend an Hannibal Lecter aus "Das Schweigen der Lämmer" - auch Folter sitzt in einer kargen FBI-Zelle in Quantico, auch er zwingt andere Leute dazu, ihm persönliche Geheimnisse und Erinnerungen anzuvertrauen im Austausch gegen wertvolle Informationen, während die Zeit unaufhaltsam tickt.
Die Ähnlichkeit der Situation ist fast schon ein bisschen dreist, tut aber der Spannung zugegebenermaßen keinerlei Abbruch. Es ist unmöglich, dieses Buch aus der Hand zu legen - die blutig-brutale Schnitzeljagd, die wie bei Carter üblich mit Leichen und grauenhaften Szenarien gespickt ist, ist einfach zu spannend, zu unterhaltsam und nervenaufreibend. Fans der Reihe erfahren hier außerdem endlich entscheidende Informationen aus Robert Hunters Vergangenheit. Kurzum: "Die stille Bestie" ist ein extrem spannender Pageturner und sticht aus der Thrillerserie positiv heraus. Carter setzt diesmal nicht nur auf torture porn und klischeehafte Charaktere, sondern er lässt den Leser tief eintauchen in die Welt eines kranken Geistes. Schaurig-spannend und wirklich lesenswert!
Hier geht es zur Leseprobe auf der Verlagswebsite: "Die stille Bestie"