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 Der Krieg der Partisanen

Autoren: Milovan Djilas
Übersetzer: Branko Pejakovic
Verlag: Sisyphus

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Im Jahr 1941 zerfällt der Balkan wieder einmal, wie schon so oft zuvor. Deutschland und Italien haben sich Teile des noch jungen Staates Jugoslawien gesichert und versuchen, ihre Machtansprüche durchzusetzen. Doch auch die Jugoslawen selbst sind untereinander zerstritten. So bekämpfen unterschiedliche Gruppierungen einander und kollaborieren teilweise mit den Besatzern. Zu nennen wären die serbischen Tschetniks mit dem Führungsanspruch Großserbiens als Prämisse und die nationalistischen kroatischen Ustascha. Und schließlich die Kommunisten, geführt von Tito.

In einem aufreibenden Partisanenkrieg mit vielen Rückschlägen bringen sie das zerrissene Land allmählich unter ihre Kontrolle, immer bestrebt, die totale Abhängigkeit von der Sowjetunion zu vermeiden. Zu den zentralen Figuren unter ihnen gehört Milovan Djilas, ein Montenegriner, der seit seiner Jugend für den Kommunismus kämpft. Er wird später zu einem bedeutenden Dissidenten werden. Doch den Partisanenkrieg bestreitet er überzeugt und aufopferungsvoll. Aus seinen Aufzeichnungen besteht das Buch.

Milovan Djilas wurde schon sehr jung zu einer zentralen Figur in der jugoslawischen KP. Der gebürtige Montenegriner kommandiert im Partisanenkampf eine Einheit, nimmt als Mitglied des obersten Stabes aber auch an entscheidenden Sitzungen teil und führt Verhandlungen.

Djilas schildert den jugoslawischen Partisanenkrieg von den Anfängen 1941 an, als die KP noch verhältnismäßig wenig Rückhalt bei den Bauern hatte, die sich nicht selten mit den italienischen und später den deutschen Besatzern und deren Verbündeten unter den serbischen Tschetniks zusammentaten.
Zunächst scheint der Kampf aussichtslos, stehen doch streng nationalistische, erfahrene, mit reichlich Waffen ausgestattete Einheiten den eher wenigen und keineswegs gut ausgerüsteten Kommunisten gegenüber: die erwähnten Tschetniks und die kroatischen Ustascha. Zwar schlagen sich die Alliierten auf die Seite der Kommunisten - ist doch auch England in der Folge ein wichtiger Verhandlungspartner und Verbündeter der kommunistischen Sowjetunion -, doch kommen von dort bisweilen absurde Vorschläge, etwa die Einsetzung des Königs Peter II. Djilas stellt dar, wie Titos Partisanen unter gewaltigen Opfern Dörfer und Landmarken gewinnen und wieder verlieren, wie sie zugleich am Verhandlungstisch agieren und in den abgelegenen Bergregionen Einheiten befehligen.

Während etwa die Tito-Biographie von Joze Pirijevec vor allem die charismatische Gestalt des späteren Präsidenten betrachtet und den Partisanenkrieg als einen Meilenstein auf dem Weg zur Macht präsentiert, schreibt Djilas ganz anders - zwar durchaus distanziert, doch nicht völlig ohne Empathie. Manche Erschießung hinterfragt oder entschuldigt er, persönliche Verluste werden als solche aufgezeigt, freilich ohne viel Pathos, und der Autor versteht es auch, sich in die Situation der Bauern hineinzuversetzen, die bei den ständigen regionalen Machtübernahmen nur verlieren konnten. Er verficht seine Überzeugung und muss immer wieder Kritik von Tito einstecken, der allerdings bisweilen ebenfalls unglückliche strategische Entscheidungen trifft.

Anders als ein klassisches Geschichtswerk erscheint dieses persönlicher und vermittelt nicht zuletzt dem mitteleuropäischen, mit Südosteuropa weniger vertrauten Leser einen Einblick in die komplizierte Geschichte des Balkans. So erlangt der Leser zahlreiche Informationen über die uralten konfessionellen und nationalen Feindseligkeiten und Gruppierungen im damaligen Jugoslawien, die ihm im Zuge der Berichterstattung über den ein halbes Jahrhundert später angesiedelten Jugoslawienkrieg als ein explosiver, hochgiftiger ethnisch-religiöser Cocktail begegnet sind. Geschichte wiederholt sich immer wieder - nirgendwo zeigt es sich deutlicher.

Schade, dass im Buch keine Fotos von Protagonisten und Schauplätzen enthalten sind, sondern lediglich eine Karte am Ende. Dies erweist sich jedoch als einziger erwähnenswerter Kritikpunkt.

Ein fesselndes wie informatives und bestürzendes Buch, die Lektüre lohnt sich definitiv!

Regina Károlyi



Taschenbuch | Erschienen: 27. Januar 2016 | ISBN: 9783901960925 | Preis: 20,80 Euro | 600 Seiten | Sprache: Deutsch

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