Mehr denn je erweist sich die Ostsee als beliebtes Reiseziel. Ihre wechselhafte Geschichte ist dagegen weniger bekannt. Martin Krieger möchte mit seinem neuen Buch einen umfassenden nicht nur historischen, sondern auch naturgeschichtlichen Überblick über die Region und das Bild geben, das die Menschen im Laufe der Jahrtausende von ihr hatten und haben.

Reich bebildert, zeigt der Band dabei einen streng chronologischen Aufbau. Die ersten Abschnitte befassen sich mit der geologischen Entstehung des Ostseeraumes und wie er insbesondere durch mehrere Eiszeiten geprägt wurde. Nach und nach geht es in den Kapiteln dann um die Durchdringung des Gebietes durch den Menschen. Während der Autor anfangs hauptsächlich wiedergibt, wie etwa griechische oder römische Autoren den Raum nördlich von Germanien beschrieben, wird in der zweiten Hälfte des Buches dann die Geschichte der Region aus der Sicht ihrer Bewohner bis in die Gegenwart dargestellt.

Ergänzt wird der Text durch ein Literaturverzeichnis, zwei Register und einen Anmerkungsapparat.

Martin Krieger ist mit seinem Buch "Die Ostsee" eine fundierte, umfassende und gut lesbare Einführung in die Geschichte und Entwicklung der Region gelungen. Sie ist sowohl für Wissenschaftler als auch für interessierte Laien, die beispielsweise eine Reise planen, sehr zu empfehlen.

Das Konzept des Buches geht in mehrfacher Hinsicht gut auf. So erscheint es interdisziplinär, da es nicht allein eine historische, kulturwissenschaftliche oder erdkundliche Einführung ist. Der Leser lernt sowohl, wie die Ostsee ihr geographische Gestalt bekam und wie Flora und Fauna Land und Wasser eroberten, als auch die von Menschen gemachte kulturelle und geschichtliche Entwicklung. So bekommt der Leser ein rundes Bild und versteht auch Zusammenhänge, die in anderen Büchern nicht unbedingt geboten werden.

Außerdem erreicht Krieger, den Ostseeraum tatsächlich durchgehend als einen Raum darzustellen. Historische Einführungen zu Regionen neigen oft dazu, in Untergeschichten der jeweiligen Staaten zu zerfasern. Natürlich gibt es auch in diesem Buch immer wieder Unterkapitel, die nur Schweden oder nur Dänemark betreffen. Aber im Großen und Ganzen behält der Autor den Fokus auf die gesamte Region. Das gelingt nicht zuletzt dadurch, dass er immer wieder fragt, wie die Menschen der jeweiligen Zeit den Ostseeraum wahrgenommen haben, sowohl von außen wie von innen. Dadurch lernt der Leser auch eindrücklich, dass die Vorstellung einer bestimmten Region als eigenständiger Raum immer imaginiert ist, von den Menschen selbst hergestellt wird.

Dabei erweist sich der Text fast durchgehend als gut lesbar und spannend. Der Leser erfährt viele verschiedene und interessante Dinge und erhält eine gute Zusammenfassung, die auch als Einleitung für weitere Lektüren dienen kann. Sehr schön präsentiert sich auch die reiche und farbige Bebilderung, die immer zum Text passt und nicht nur bloßes Schmuckwerk ist.

Wer, warum auch immer, Interesse an der Ostsee hat, sollte diesem Buch eine Chance geben. Es lohnt sich.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.