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Die Duale Reihe Innere Medizin umfasst 16 Kapitel, die sich an den Schwerpunktgebieten der Facharztweiterbildung orientieren, sowie ein abschließendes Kapitel zur Laboratoriumsdiagnostik. Zur besseren Orientierung gibt es neben dem üblichen Stichwortverzeichnis weitere Verzeichnisse für Leitsymptome und Notfälle. Auf der Umschlagseite befindet sich ein Code, der das Buch in der Thieme Online-Plattform eref freischaltet.
Dank der Übersicht für Leitsymptome und Notfälle ermöglicht die Duale Reihe trotz ihres Umfangs eine schnelle Übersicht über klinisch relevante Diagnosen. Dennoch ist es hier wie bei fast allen medizinischen Lehrbüchern: Der eigene Lernstil bestimmt, wie man das Buch empfindet. Die Duale Reihe setzt auf umfangreichen Fließtext, in dem die Sachverhalte präzise und gut verständlich – aber auch umfangreich - erklärt werden. Am Rand jeder Seite findet sich die weniger umfangreiche Kurzlehrbuchvariante. Wer lieber mit Fließtext als mit tabellarisch aufgereihtem Wissen (wie im Herold) lernt, ist mit der Dualen Reihe sicherlich gut bedient.
Die vierte Auflage ist im Mai 2018 erschienen und damit sechs Jahre nach der dritten Auflage. Auch wenn sich die Grundlagen in der Medizin selten ändern, ändern sich Leitlinien und Therapieoptionen immer schneller. Jeder (angehende) Arzt muss selbst entscheiden, wie alt ein Buch noch sein darf, welches er verwendet, mir jedoch erscheinen sechs Jahre zwischen den Auflagen als eine sehr lange Zeit.
Leider sind die einzelnen Kapitel bei der Dualen Reihe Innere Medizin stark vom jeweiligen Autor abhängig. Während das Kapitel Gastroenterologie sowie Leber, Galle, Pankreas sehr klinisch geschrieben sind, stechen Kardiologie und Pneumologie durch umfangreiche physiologische Erklärungen hervor, wobei die klinische Behandlung in den Hintergrund rückt. So steht auf Seite 139 bei Vorhofflimmern lapidar, dass eine Antikoagulation erfolgen soll. Bei der Phlebothrombose wird auf Seite 328 die Antikoagulation mittels Heparin, Phenprocoumon und DOAKs intensivst (inklusive Körpergewichtsadaptation und Aufsättigungsschemata) erläutert. Im eigentlichen Kapitel zur Antithrombotischen Therapie ab Seite 1317 wird der Schwerpunkt auf die Pharmakologie gelegt, während der Lesefluss durch das Einfügen der Dosierungsangaben und Erläuterungen in Klammern massiv gestört wird. Hier wären Querverweise seitens der Herausgeber oder eine Vereinheitlichung in einem Kapitel wünschenswert und hilfreich gewesen.
Die kostenlos mitgelieferte Online-Version ist gut gemeint, bleibt jedoch weit hinter den Möglichkeiten zurück. In der Desktop-Version lässt sich nicht markieren oder kommentieren, und die Handy-App merkt sich nicht, in welchem Kapitel man zuletzt war, von der genauen Textstelle ganz zu schweigen. Ein praktischer Zusatznutzen ergibt sich aus dem Online-Angebot daher nicht.
Insgesamt eignet sich die Duale Reihe nicht für das schnelle Nachlesen während der Visite, aber umso mehr für das Studium oder das Auffrischen von Wissen während der Facharztausbildung. Sie bietet tieferes Verständnis und einen guten Überblick, verlangt dafür aber auch mehr Zeit als kürzere Werke.
Eine Leseprobe ist auf der Verlagswebseite zu finden.