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Mit der vorliegenden DVD liegt die Verfilmung von Anne Holts zweitem Buch "Selig sind die Dürstenden" (im Original:
"Salige er de som tørster") mit Kriminalkommissarin Hanne Wilhelmsen von 1994 vor.
Eine Mordserie erschüttert Oslo und stellt die ohnehin schon überlastete Polizei vor eine schwere Aufgabe. Auch Hanne Wilhelmsen hat alle Hände voll zu tun und bekommt dann auch noch den Fall einer brutal vergewaltigten Studentin aufgedrückt. Hanne ist wenig begeistert, zumal ihr berufliches Engagement schon zu Spannungen in ihrer Beziehung führt, doch bleibt ihr keine andere Wahl.
Im Fall der vergewaltigten Medizinstudentin tappt sie ebenso im Dunkeln wie bei der Mordserie - bis sie eine Verbindung herstellen kann, die sie den Täter in die eigenen Reihen, bei der Polizei, suchen lässt.
Doch damit ist das Problem noch nicht gelöst, denn der Vater des Vergewaltigungsopfers setzt auf Selbstjustiz, um sich für den psychischen Schaden, den seine Tochter durch das Geschehene genommen hat, zu rächen, und auch die Studentin selbst entschließt sich, selbst zur Täterin zu werden. Nun ist es eine Frage der Zeit, wer den Vergewaltiger und Mörder zuerst in die Finger bekommt ...
Dieser Krimi unterscheidet sich deutlich von vielen anderen, was zum einen daran liegt, dass es sich um einen norwegischen Krimi handelt - die skandinavischen Krimis zeigen bekanntlich einige Unterschiede zu anderen, sind beispielsweise meist weniger blumig -, zum anderen aber auch an der Autorin, deren Vorlage hier umgesetzt wurde. Anne Holt ist nicht nur Autorin, sondern selbst ehemalige Polizistin, Rechtsanwältin und ehemalige Justizministerin Norwegens. Auch sonst kann man erahnen, dass einige Aspekte der Autorin selbst in ihren Charakteren verarbeitet wurden, denn auch Anne Holt lebt beispielsweise wie ihre Kriminalkomissarin Hanne Wilhelmsen mit einer Frau zusammen.
Ungewöhnlich ist, dass man gleich zu Anfang in eine Situation gestoßen wird, ohne nähere Zusammenhänge oder Charaktere zu kennen. Gleich drei Szenen werden parallel präsentiert, was beim Zuschauer ein großes Fragezeichen aufkommen lässt. Diese Unsicherheit legt sich allerdings schnell, denn auf die Charakterisierung der Hauptfiguren und ihr Bezug zueinander wurde einiger Wert gelegt und die Darstellung dieser Beziehungen und des Privaten der Protagonisten fügt sich harmonisch in die kriminologischen Ermittlungen ein.
Was dem Krimi fehlt, sind die klassischen Übertreibungen und Schönmalereien des Genres. Die Polizei ist überlastet, die Herangehensweise an einen Fall ist primär sachlich und nicht emotional, ein Fall ist letztlich wie der andere. Überstunden sind an der Tagesordnung, haben ihre Auswirkungen auf das Privatleben der Ermittler, doch letztlich handelt es sich bei den Protagonisten doch nicht um geschiedene, trunksüchtige und nur scheinbar harte Männer, wie viele Krimis es gerne verkaufen.
Im Mittelpunkt steht die Kommissarin Hanne Wilhelmsen, gespielt von Kjersti Elvik, die mit dem
Amanda Award, dem wichtigsten norwegischen Filmpreis, als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.
Es handelt sich um eine junge, nett aussehende Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, sehr aufgeweckt ist, über eine gehörige Portion Humor verfügt und im Privatleben mit einer Frau zusammenlebt. Kjersti Elvik spielt ihre Rolle sehr überzeugend und natürlich, und auch die Szenen der lesbischen Partnerschaft wirken realistisch und trotz einiger intimer Szenen keineswegs aufgesetzt oder Zuschauer ködernd.
Lasse Kolsrud spielt Hannes Kollegen, der eine Affäre mit einer Rechtsanwältin hat. In seinem Beruf ist er keine übermäßige Leuchte, aber bemüht. Bemüht ist er aber vor allem um seine Freundin, von der er sich mehr wünscht als regelmäßige stundenweise Hotelaufenthalte und für die er auch versucht, durch seine eigene Tätigkeit Klienten für deren neu eröffnete Rechtsanwaltspraxis zu finden.
Besagte Rechtsanwältin wird von Anne Ryg gespielt, die in dieser Rolle sehr eindrucksvoll zeigt, dass schafartige Menschen nicht grundsätzlich blond sein müssen.
In der Rolle der Studentin ist Gjertrud Jynge zu sehen, die ihre Situation glaubhaft zu vermitteln weiß, in einigen Szenen jedoch ein wenig schwächelt beziehungsweise zu stark auflegt - möglicherweise entsprach das den Wünschen an ihre Rolle, negativ fällt es trotzdem auf.
Bjørn Sundquist schließlich mimt den Vater der Studentin, dessen Stärke nicht so sehr in den Dialogen, dafür umso mehr in den Szenen liegt, in denen er das Befinden seines Charakters durch Mimik und Gestik transportieren kann.
Als Extras werden dem Zuschauer bei dieser DVD in Textform die Biografien der Darsteller sowie eine Textprobe aus dem Roman "Selig sind die Dürstenden" geboten.
Neben dem
Amanda Award für die beste Schauspielerin an Kjersti Elvik gewann der Film auch den
Amanda Award als bester norwegischer Spielfilm und man kann der Entscheidung als Zuschauer nur zustimmen.
"Rache für meine Tochter" ist ein sehr unterhaltsamer, spannender Krimi, der wie aus dem Leben gegriffen wirkt. Für einen "gewöhnlichen" Krimi ist er ungewöhnlich brutal, doch keine Szene des Films wirkt gekünstelt oder wie ein reiner Effekt. Wirklich eine sehr empfehlenswerte und realistisch wirkende Verfilmung eines ebensolchen Buches.