Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Extras | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
1998 wählte Medienhochschulabsolvent Uli Wilkes als Thema für seine Diplomarbeit etwas sehr Außergewöhnliches: Er verpflichtete sechs bekannte Talkmaster dazu, eine halbe Stunde lang vor laufender Kamera zu schweigen.
Roger Willemsen, Jürgen Domian, Alfred Biolek, Bärbel Schäfer, Arabella Kiesbauer und Giovanni di Lorenzo waren es, die an dem Experiment letztlich teilnahmen. Zusagen gab es laut Produzent Uli Wilkes deutlich mehr, doch aus zeitlichen Gründen konnten viele Zusagen nicht realisiert werden. Die einzige definitive Absage kam laut Uli Wilkes von Marcel Reich-Ranicki, der um Verständnis bat, an nichts teilnehmen zu können, bei dem er über einen längeren Zeitraum hinweg schweigen solle.
Die sechs vorgenannten Talkmaster jedoch versammelten sich schließlich in einem Stuhlkreis, jeder beobachtet von einer separaten Kamera, weitere Kameras um sich, die das gesamte Geschehen aufnahmen.
Doch sieht der Zuschauer nicht nur sechs Talkmaster, die eine halbe Stunde lang schweigen, sondern sehr viel mehr ...
Der Produzent ging davon aus, dass in den ersten Minuten des Experiments am meisten in den Gesichtern der Talkmaster passieren würde. Danach, so vermutete er, würde das Ganze zu einem eher langweiligen Unterfangen, das erst nach vielen Stunden erneut interessant werden könnte.
Aus diesem Grund saßen die "No Talk"-Gäste nur in den ersten zehn Minuten der Aufnahmen still auf ihren Plätzen und gewöhnten sich an die neue Situation.
Danach erhielt jeder der Talkmaster ein Schulheft mit fünfzehn Fragen und einen Stift. In der folgenden Zeit sollten die Gäste diese Fragen schriftlich beantworten, was auch jeder der Anwesenden auf unterschiedliche Art und Weise in Angriff nahm.
Nach weiteren zehn Minuten wurde eine Holzkiste in die Mitte der Runde gestellt, die verschiedene Bücher enthielt. Jedem stand es frei, in der Kiste zu wühlen, etwas zu nehmen und in den zur Verfügung gestellten Büchern zu schmökern.
Die wohl spannendste Zeit erlebt der Zuschauer in den ersten zehn Minuten des Experiments. Der eine zeigt sich hochkonzentriert, der nächste hat gleich zu Anfang der zehn Minuten schon Mühe, ein Lachen zu unterdrücken. In diesem ersten Drittel wird im Grunde mehr gesagt als mit hundert Worten.
Die Beantwortung der Fragen gestaltet sich für den Zuschauer am langweiligsten. Zwar kann er auch hier beobachten, wer eher spontan antwortet, wer lang überlegt und seine Antworten vielleicht auch noch einmal kontrolliert, doch letztlich sind die Talkmaster in diesen zehn Minuten stark mit sich und der Beantwortung der Fragen beschäftigt, so dass der Zuschauer kaum Neues erlebt.
Interessant hingegen ist wiederum der letzte Teil des Experiments, bei dem deutlich zu beobachten ist, wie die sechs Leute neugierig zur Kiste blicken, sich eine Weile lang aber scheinbar niemand traut, hinzugehen und etwas herauszunehmen. Diese letzten zehn Minuten erinnern vor allem an die jedem bekannten Szenen in Wartezimmern.
Bei den Extras findet sich ein interessantes Interview mit Produzent Uli Wilkes und Solo-Takes von fünf Autoren (die Kamera von Jürgen Domian fiel während der Sendezeit aus). Außerdem werden einige Szenen nach Ablauf der experimentalen halben Stunde gezeigt sowie Textinformationen, die die fünfzehn Fragen in den Schulheften verraten und die geschriebene Antwort einiger Moderatoren im Bild zeigen. Zusätzlich befinden sich umfangreiche Biografien der einzelnen Teilnehmer in Textform auf der DVD.
Im "Schnittraum" kann der Zuschauer sich seine eigene "No Talk"-Runde zusammenschneiden. Ihm stehen eine Multi-Angle-Funkion (einzeln anwählbare verschiedene Blickwinkel) und All-in-One-View zur Verfügung.
Davon abgesehen bietet die DVD auch noch Blindenkommentare sowie eine Fotogalerie.
Insgesamt wird dem Zuschauer mit dieser DVD ein interessantes Experiment geboten, und sogar eines, das für den "Grimme"-Preis nominiert war. Leider verliert die gegebene Situation jedoch dadurch an Spannung, dass sich die halbe Stunde in drei zehminütige Episoden einteilt, die teils wohl eher die Talkmaster ablenken und beschäftigen sollen, als neue und vielleicht unerwartete Reaktionen seitens der "No Talk"-Gäste zu bieten. Dafür entschädigen die Extras, die die Laufzeit der Sendung zu versechsfachen mag, ein wenig für diese Entscheidung, auch wenn sie scheinbar den Verkaufspreis zu rechtfertigen versuchen, der für eine Sendung wie diese sehr hoch erscheint.