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 "Die Vernunft ist mir noch nicht begegnet"

Zum konstitutiven Verhältnis von Spiel und Erkenntnis

Herausgeber: Natascha Adamowsky
Verlag: Transcript

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Oft genug müssen wir uns den Kopf zerbrechen. Spielen ist da eine willkommene und nötige Abwechslung, um vom Alltag und Stress abzuschalten. Über Spiel lässt sich in vielerlei Hinsicht nachdenken. Kaum etwas, das sich nicht betrachten ließe, als wäre es ein Spiel. Natascha Adamowsky, Juniorprofessorin für Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin, sah es an der Zeit, einmal ernst zu machen mit diesem Befund: "Nicht alles ist ein Spiel, aber überall kann Spiel sein - besonders tief scheint es in unserem Denken zu nisten."

Um eine solche selbstreflexe These weiterzuentwickeln, beginnt man besser nicht allein. Daher hat die Herausgeberin für ihr Buch "Die Vernunft ist mir noch nicht begegnet" weitere elf herausragende Wissenschaftler und Autoren als Mitspieler eingeladen: Marcel Beyer (Schriftsteller), Hartmut Böhme (Professor für Kulturtheorie und Mentalitätsgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin), Hannes Böhringer (Philosophiedozent an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig), Bernhard J. Dotzler (Professor für Medienwissenschaft an der Universität Regensburg), Isabelle Graw (Herausgeberin der Kunstzeitschrift "Texte zur Kunst"), K. Ludwig Pfeiffer (Professor für Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Siegen), Andreas Platthaus (F.A.Z.-Feuilleton-Redakteur und Donaldist), Hans Ulrich Reck (Professor für Kunstgeschichte an der Kunsthochschule für Medien in Köln), Helmar Schramm (Professor für Theaterwissenschaft an der Freien Universität Berlin), Christoph Wulf (Professor für Allgemeine und Vergleichende Erziehungswissenschaft) und Rüdiger Zill (wissenschaftlicher Referent am Einstein Forum in Potsdam).

Die elf Autoren wirkten zuerst in Berlin an einer Ringvorlesung mit und schrieben ihre Vorträge dann in Essays für das Buch um. Auf 285 Seiten lässt sich nun nachlesen, wie sich Spielen und Schreiben zusammenbringen lassen. Es ist eine irrige Vorstellung der Moderne, dass Spiel und Wissenschaft nichts miteinander zu tun hätten. Nach einem Prolog der Herausgeberin mit einer Einführung in die Spiel- und Wissenschaftskultur stellen die Autoren das Spiel in ihren Essays als einen zentralen Agenten von Wissensproduktion und Wissenschaftskultur vor und zeigen damit, dass Erkenntnis konstitutiv auf Spiel angewiesen ist.

Während die zumeist phänomenologisch oder psycho-soziologisch ausgerichtete Literatur zum Spiel aus der Beobachterperspektive operiert, geht die hier gebotene Darstellung von der performativen Haltung des Teilnehmers aus. Spiel wird so nachvollziehbar als eine Bewegung im Zwischen, eine Begegnung, die spekulative Brücken zwischen dem Erkennenden selbst und den Objekten der Erkenntnis schlagen kann. Die Frage nach dem Verhältnis von Spiel und Erkenntnis führt daher ins Zentrum des modernen Selbstverständnisses.

Der Schreibstil des vorliegenden Bandes ist kein Kinderspiel, sondern richtet sich eindeutig an ein Fachpublikum. Die Autoren setzen bei ihren Verweisen auf andere Wissenschaftler und Philosophen mit ihren Theorien und Fachtermini die Kenntnisse des Lesers und ein breites Allgemeinwissen voraus. Doch interessierte Fachleute können beim Spiel mit diesem Buch viel an Erkenntnis über den "Homo Ludens" und neue Spieltheorien gewinnen. Eine originelle Vorstellung der Autoren unter dem Aspekt des Spielens sowie eine ausführliche Literaturliste bieten dem Leser weiterführende Informationen. Aufgelockert werden die Essays immer wieder durch Grafiken, Beispiele und die so genannten "Lucky Letters" im Anschluss an jedes Essay, in denen der Leser mitunter aufgefordert wird, mitzuspielen, zum Beispiel in einem Quiz. So wird wohl der eine oder andere, der beim hohen Niveau des Buches mithalten kann, während der Lektüre hin und wieder im Wind des Spiels dahinsegeln können.

Nikola Poitzmann



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2005 | ISBN: 3899423526 | Preis: 26,80 Euro | 285 Seiten | Sprache: Deutsch

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