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Nach den Romanen "Jhereg", "Yendi" und "Teckla" aus der Feder des amerikanischen Schriftstellers Steven Brust ist "Taltos" der nunmehr vierte Band um den Auftragsmörder Vlad Taltos - zumindest, wenn man nach den Erscheinungsdaten der Originalbände geht. Der deutsche Verlag Klett-Cotta, der seit 2002 die Übersetzungen der "Vlad Taltos"-Romane herausgibt, veröffentlichte den Band jedoch nach "Jhereg" als zweiten Roman der Reihe - und um das ganze noch verwirrender zu machen, ist "Taltos" eigentlich der erste Band um Vlad Taltos, steht er doch chronologisch ganz zu Beginn und erzählt die Vorgeschichte des Berufskillers, der sich in Adrilankha, der Hauptstadt Dragaeras, gegen die verhassten Dragaeraner behaupten muss.
Da sein Vater schon früh gestorben ist und ihm die Dragaeraner nur allzu deutlich gezeigt haben, was sie von Ostländern wie ihm halten, ist Vlad Taltos schon als Jugendlicher ein abgehärteter und zäher Bursche. Jemand, in dem der Zorn über die jahrelange Schmach, die ihm von den Dragaeranern angetan wurde, nur so brodelt. Vlad ist fest entschlossen, sich Anerkennung und Respekt zu verschaffen, und steigt daher in ein Gewerbe ein, mit welchem er schon seit seiner frühen Jugend Kontakt hat: die "Organisation". Schon davor hat Vlad bereits Dragaeraner, die ihn angepöbelt haben, kurzerhand umgebracht, doch er ist siebzehn, als er das erste Mal für einen Mord entlohnt wird.
Jahre später: Vlad Taltos ist mittlerweile eine gefürchtete und aufstrebende Größe in seinem Beruf und gerade zum Boss über ein Viertel Adrilankhas aufgestiegen, als einer seiner Eintreiber, Quion, mit der stolzen Summe von zweitausend Imperials spurlos verschwindet. Vlad fürchtet um seinen Ruf und setzt daher seinen Partner Kragar auf die Sache an, doch dieser kann lediglich herausfinden, dass sich Quion auf den Dzurberg teleportiert hat - ein Ort, der von allen Dragaeranern gefürchtet und gemieden wird, da dort der Legende nach die grausame Zauberin Sethra Lavode lebt. Doch Taltos muss Quion in die Finger bekommen, sonst wäre sein Ruf ruiniert, und so macht er selbst sich auf zum schwebenden Schloss des Dragonlords Morrolan, das sich meist in der Nähe des Dzurberges befindet, und hofft, von diesem nähere Informationen über den Berg zu erhalten. Dort angekommen muss er jedoch feststellen, dass Morrolan und Sethra Lavode höchstpersönlich Vlad zum Dzurberg gelockt haben, da sie ihn für einen Auftrag engagieren wollen: Er soll einem dragaeranischen Zaubermeister einen Stab mit der Seele Aliera eKierons, der Cousine Lord Morrolans, stehlen. Vlad bleibt keine andere Wahl als mit den beiden zu kooperieren, doch sein Auftrag hat weitreichendere Folgen als er zunächst vermutet - so weitreichend, dass sich Vlad schließlich auf den verbotenen Pfaden der Toten wiederfindet und den Göttern des Jüngsten Gerichts gegenübersteht ...
"Taltos" stellt den chronologisch ersten Band der "Vlad Taltos"-Romane dar und erzählt nicht nur von seiner Kindheit und Jugend, in welcher er größtenteils auf sich alleine gestellt war, sowie seinem Aufstieg zum Auftragsmörder, sondern auch von einem seiner frühen Aufträge, bei welchem er Lord Morrolan, Lady Aliera und Sethra Lavode kennenlernt, Charaktere, die auch in vielen seiner weiteren Abenteuer in Erscheinung treten und Vlad Taltos nach Kräften unterstützen.
Diese beiden Erzählstränge werden parallel zueinander wiedergegeben, sodass der Leser gedanklich beständig zwischen den Zeiten hin- und herspringen muss. Dabei ist es keinesfalls so, dass ein Kapitel von Vlads Vergangenheit und das nächste von seinem aktuellen Auftrag berichtet; vielmehr werden diese Sprünge innerhalb der Kapitel vollzogen und finden oft alle paar Seiten statt. Dies erweckt beim Leser nicht nur den Eindruck, dass dem Autor vermutlich der Stoff gefehlt hat, um einen der beiden Erzählstränge zu einer umfangreicheren und flüssigen Geschichte auszuarbeiten, sondern sorgt auch leider dafür, dass sich "Taltos" nicht so spannend gestaltet wie andere Bände um Vlad Taltos.
Dies liegt jedoch auch mit daran, dass sich die Handlung an sich bei weitem nicht so intelligent und durchdacht zeigt wie beispielsweise in "Jhereg", "Yendi" oder "Teckla", sondern geradliniger und übersichtlicher verläuft. Man möchte meinen, dass das nicht unbedingt von Nachteil für einen Roman ist, doch war es mitunter gerade die intellektuelle Komplexität, die die "Vlad Taltos"-Romane zu etwas Besonderem machte.
Fazit:
Zwar ist auch "Taltos" eine kurzweilige und unterhaltsame Fantasy-Lektüre, doch reicht sie leider nicht an andere Erzählungen um Vlad Taltos heran. Die beiden parallel erzählten Handlungsstränge sind zwar einfallsreich, geben dem Leser jedoch leider nicht das Gefühl, als seien sie besonders temporeich, und auch der komplexe Plot und der intelligente Humor, die die Vorgängerromane auszeichneten, kommen nicht deutlich genug zur Geltung.