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"Wie der Dschihad nach Europa kam" - dieser Frage geht der Autor Jürgen Elsässer in seinem 2005 erschienenen Buch nach. Elsässer, hauptberuflich Journalist (unter anderem für "Junge Welt"), recherchierte annähernd zehn Jahre für dieses Buch. Entgegen seinem üblichen polemisierend provozierenden Schreibstil liefert er hier 245 Seiten gut lesbaren, mit vielen Quellen belegten Text ab.
Folgt man der These des Autors, liegt die Wiege des gegenwärtigen "Terrors" nicht ausschließlich im Nahen Osten, vielmehr muss man den Balkan in Betracht ziehen. Anhand einer Vielzahl von Quellen zieht der Autor Rückschlüsse auf die Geschehnisse in Jugoslawien in den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Er geht schwerpunktmäßig der Frage nach, wie aus einem Vielvölkerstaat mit einer gesunden Lebensart eine Region voll von ethnischem Hass werden konnte. Den Ausführungen des Autors folgend, hat sich auf dem Balkan dasselbe abgespielt wie zehn Jahre zuvor in Afghanistan. Iraner und Amerikaner machen gemeinsame Sache, diesmal jedoch nicht gegen die ungläubigen Kommunisten, sondern gegen die Serben (zwischenzeitlich auch gegen die Kroaten). Weiter führt der Autor vor Augen, dass für einen Großteil der schmutzigen Aufträge private Militärfirmen von der US-amerikanischen Regierung beauftragt wurden. Der Leser stolpert immer wieder über die Firma
Military Professional Ressources Inc. (MPRI, siehe auch
Krieg als Dienstleistung), die nach dem "Frieden von Dayton" für die Abrüstung der bosnisch-muslimischen Armee zuständig war - diesen Auftrag jedoch im Wissen der US-Regierung nicht ganz so genau nahm. Stattdessen wurden die fähigsten Kämpfer weiter geschult und kurzerhand in die nächste Krisenregion, ins Kosovo, geschickt. Abschließend skizziert Elsässer die tatsächliche Gefahr, die von der Phantom-Organisation Al Qaida ausgeht. Finanzströme, führende Köpfe und Absichten werden beleuchtet.
Viele der dargestellten Zusammenhänge liest der Normalsterbliche vermutlich zum ersten Mal, wie sich herausstellen soll auch nicht ohne Grund. Zu groß ist das Interesse von Regierungen und/oder verschiedenen Gruppen, dass über bestimmte Vorgänge Stillschweigen bewahrt wird. Die Auswertung verschiedenster Quellen, unter anderem des Berichtes über die Gräuel in Srebrenica 1995 oder die Anschläge vom 11.September 2001, zeigen auf, dass der Balkan laut offizieller Verlautbarung alle möglichen Individuen beheimatet - aber doch nie im Leben eifrige Kämpfer für den Dschihad ...
Das Buch ist stabil gebunden, das Titelbild auf dem Schutzumschlag zeigt Soldaten der bosnisch-muslimischen Armee bei der Parade zum Nationalfeiertag in Tuzla am 1. März 1996. Gut zu erkennen die Panzerbüchse RPG-7, welche sich weltweit großer Beliebtheit erfreut.
Fazit:Ein nachdenklich stimmendes Buch, das man guten Gewissens weiterempfehlen kann.