Fünf Phantastik-Fälle des jiddischen Privatdetektivs aus den düsteren Ecken Wiens

Scheinbar sind die düsteren Gassen Wiens der Mittelpunkt unheimlicher Lügen, Intrigen und Verschwörungen. Geheimnisse werden vom Innenministerium vertuscht, Menschen verschwinden spurlos, Konzerne führen inoffizielle Experimente durch, doch der jiddische Privatdetektiv Jakob Rubinstein deckt sie auf ... eher zufällig, denn mit brillanter Logik.

An seiner Seite recherchieren seine Schwester Rachel, die Sekretärin Rita Biedermann, der homosexuelle Kolumnist Nicolas Gazetti und der faule Kater Dr. Watson - ein Team, das erfolgloser nicht sein könnte, doch mit dem Wiener Bürgermeister Dr. Gödl haben sie ein starkes Ass im Ärmel.

Gemeinsam nehmen sie es mit Psychiatern, Wissenschaftlern, der Ärzte-Lobby, der Wiener Polizei und den Regierungsbeamten des Innenministeriums auf, in deren Dunstkreis sie mit ihren Ermittlungen schlittern ...


Jakob Rubinstein - Detektiv mit Herz, Humor, Verstand und liebenswerten Marotten.

Zuerst fällt die handwerklich saubere Aufmachung des Bandes auf. Hardcover, farbiger Schutzumschlag und Innenillustrationen. Über das Covermotiv läßt sich streiten. Es ist m.E. eher schlecht gewählt. Wirkt entgegen der sonst guten Aufmachung leider ein wenig banal und geht auch nicht konform mit der Person des Detektivs, da es Rubinstein, der eine Aversion gegen Waffen hegt, mit gezogener Pistole zeigt.

Doch kommen wir zum Inhalt des Buches.
Andreas Grubers Erzählkunst beweist sich hier in doppelter Sicht. Er schafft nicht nur Charaktere, die trotz - oder gerade wegen - ihrer liebenswerten Schwächen sympathisch und vertraut "rüberkommen", er vermag es auch den Leser schon mit den ersten Sätzen zu fesseln.
Jakob Rubinstein, Jude und ehemaliger Polizist, nun Privatdetektiv in Wien, besticht dadurch, daß ihm menschliche Schwächen nicht fremd sind. Durch seine Abneigung gegen Schußwaffen wurde er aus dem Polizeidienst entlassen und schlägt sich seither mehr schlecht als recht als Privatdetektiv durch das Wiener Leben.
Schon nach den ersten Seiten fühlt man sich mit Rubinstein solidarisch. Ist er doch alles andere als perfekt. Er ist übergewichtig, nicht unbedingt erfolgreich, aber intelligent und gewitzt.
Ihm zur Seite stehen seine Sekretärin, sein schwuler, schauspielerisch talentierter Freund Gazetti und seine Schwester Rachel. Sehr schnell empfindet man Rubinstein und seine Freunde als "alte" Bekannte, fühlt sich aufgenommen in ihren Kreis und fiebert und agiert mit ihnen. Das macht den besonderen Reiz des Buches und des Schreibstils des Autors aus, der die Eigenschaften seiner Hauptfiguren humorvoll überzeichnet. Aber auch andere kleinen "Einlagen" einstreut. Wie z.B. Rubinsteins drei Goldfische Sammy, Davis und Junior, die ihre Namen seiner Begeisterung für Frank Sinatra zu verdanken haben.

Jakob Rubinstein gerät in sonderbare Fälle.
Genaugenommen fünf, die nur lose zusammenhängen, und nur durch einen roten Faden verbunden werden: sie spielen alle in medizinisch-naturwissenschaftlichen Gebieten. Das ist auch das einzig wirklich phantastische an dem Band.

Alles in allem ist Jakob Rubinstein ein kurzweiliges Buch, das mit einem Augenzwinkern geschrieben zu sein scheint und mir einige sehr vergnügliche Lesestunden geschenkt hat.
Andreas Gruber hat einen liebenswerten Krimihelden geschaffen, der aus dem Rahmen fällt, und von dem man mehr lesen möchte. Bevorzugt in einem komplexen Roman!