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Wenn es in der deutschen Literatur jemanden gibt, der wirklich unumstritten ist, dann ist das Johann Wolfgang von Goethe. Dementsprechend ist er in den Schulen immer ein wichtiger Kandidat, und da gibt es für seinen berühmtesten Roman "Die Leiden des jungen Werther" auch immer wieder neue Lektüreschlüssel, mit denen die wichtigsten Fakten und Interpretationsansätze den Schülern an die Hand gegeben werden, die diese nicht auf andere Weise mitbekommen.
Nach einer Einleitung, die sich stark auf die einst gewagte Neuinterpretation "Die neuen Leiden des jungen W." von Ulrich Plenzdorf stützt, beginnt Autor Thomas Siepmann mit einer ausführlichen Inhaltsangabe. Beide Teile - beide Bücher - des Primärwerkes werden Brief für Brief teils zusammengefasst, teils nacherzählt.
Dann folgt "Die Thematik des Romans", die sich auf verschiedene Themen aufteilt, Liebe zum Beispiel, oder Natur und Gesellschaftskritik.
Dann kommen einzelne Kapitel über die Rezeption des Romans, die Personenkonstellation, die Gattung des Briefromans und vieles mehr. Damit werden so ziemlich alle wichtigen Themen rund um den Werther denn auch anlesbar.
In seiner Einleitung gelingt es Thomas Siepmann noch gut, in einem lockeren und gut lesbaren Ton zu schreiben, aber dann verpasst er eine große Chance, die solche Lektüreschlüssel bieten. Statt die eigene Begeisterung über das Thema, dieses sehr einzigartige Buch, zu transportieren, gerät Siepmann in den Dozententon, der gerade Schüler, die eh nicht viel mit dem Thema anfangen können, noch mehr abschrecken und langweilen wird. Sicher, das Büchlein ist sehr umfassend, und vieles, was Siepmann schreibt, geht schon über das hinaus, was Schüler unbedingt wissen müssen. Aber dadurch, dass der Autor selbst keine größere Begeisterung von seinem Thema zeigt, kann auch dies Büchlein nicht begeistern. Dazu kommt der übliche fachwissenschaftliche Dünkel, dass die Schüler ja die einschlägigen Fachwörter kennen müssen. Aber "parataktisch" und "Aposiopesen" lassen jeden Schüler, der das Buch braucht, schier verzweifeln.
Ja, es ist alles drin, man kann dies Buch benutzen, mehr geht leider nicht.