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Das Buch enthält die beiden Heftromane "Der Gehenkte von Dartmoor" und "Bis zum letzten Schrei" die zum ersten Mal 1972 in der Reihe Silber-Krimi aus dem Zauberkreis-Verlag erschienen sind.
Der Gehenkte von Dartmoor
David Gallun, alias X-RAY-1, empfängt in der PSA-Zentrale in New York das Signal vom Tod seines Agenten X-RAY-14. Der letzte Aufenthaltsort des Agenten war Dartmoor, das berüchtigste Sumpfgelände Englands. Larry Brent, alias X-RAY-3, erhält von seinem Chef den Auftrag, den Tod seines Kollegen aufzuklären. Da Chiefinspector Higgins von Scotland Yard das mysteriöse Verschwinden von 19 Häftlingen aus dem berühmten Gefängnis im Moor aufklären soll, schließt sich Larry Brent seinem alten Freund an.
Doch die Rätsel sind noch viel verworrener, als die beiden Kriminalisten zunächst annehmen. Die Leiche von X-RAY-14 wird an einem berüchtigten Galgen inmitten des Sumpfes gefunden, die rechte Hand wurde dem Agenten abgetrennt. Den PSA-Ring, der das Signal an die Zentrale in New York weiterleitet, entdeckt Larry in der Auslage eines Antiquitätengeschäftes, der Selbstzerstörungsmechanismus hat nicht angeschlagen. Wie passen aufgebrochene Särge, denen die Nägel fehlen, der größte Gangsterboss Londons, der sein Quartier nahe Dartmoor aufgeschlagen hat, und der exzentrische Sir Charles Parkinson ins Bild?
Bis zum letzten Schrei
Auf einem Schloss im Elsaß geht die Weiße Frau um. Alle hundert Jahre fordert sie neue Opfer. Jetzt ist die Zeit gekommen, in der sie wieder zuschlägt. Eine junge Frau, die eine Nacht in dem geschichtsträchtigen Gemäuer verbringt, wird ihr erstes Opfer.
Larry Brent wird von seinem Chef David Gallun nach Frankreich geschickt, da die Computer der PSA die Wiederkehr des Geistes errechnet haben und eine Untersuchung des Phänomens für Notwendig erachten. Getarnt als Geisterjäger begibt sich der PSA-Agent mit einer Reisegruppe zum Ort des gruseligen Geschehens ...
Bereits auf den ersten Seiten stellt Dan Shocker seinen enormen Ideenreichtum unter Beweis. Die Story um den Gehenkten in Englands berühmtesten Sumpf erinnert unweigerlich an alte Edgar-Wallace-Filme und verströmt immer noch den trashigen Charme der siebziger Jahre. Es ist faszinierend zu lesen, wie sich eine Frage nach der anderen dem Leser und den Protagonisten stellt und wie der Autor die Handlungsfäden zusammenführt und den Gordischen Knoten in einem dramatischen Finale löst.
Die Lösung des Falles wirkt dabei so unglaublich überzogen, dass es einfach Spaß gemacht hat zu lesen, wie Larry den Tätern auf die Spur kam. Die plastische Schilderung des Schauplatzes Moor hat zu einem Großteil zu der schauerlichen Atmosphäre des Romans beigetragen.
Interessant zu lesen war auch, dass mal ein anderer Agent außer Larry Brent oder seine Kollegen Iwan Kunaritschew und Morna Ulbrandson erwähnt wurde. Leider erfährt der Leser außer dem Namen nichts über X-RAY-14.
Mit der Erklärung des defekten Selbstzerstörungsmechanismus des PSA-Ringes macht es sich der Autor dagegen ein wenig zu leicht. Doch der Leser wird mit einer rasanten Handlung, liebevoll gezeichneten Charakteren und einem Wiederlesen mit Chiefinspector Higgins belohnt.
Die zweite Story ist eine geradezu klassische Gespenster-Geschichte um das Phänomen der "Weißen Frau". Der Text hat zwar einen nicht unbeträchtlichen Gruselfaktor, allerdings plätschert die Handlung auch Seitenlang vor sich hin, ohne dass die Handlung großartig vorankommt. Larry selbst kommt erst nach 28 Seiten ins Spiel und es dauert abermals 35 Seiten, bis er richtig in den Fall einsteigt. Dafür beschreibt der Autor einen Urlaub von Morna Ulbrandson, die mit dem Fall eigentlich nichts zu tun hat, außer dass sie zufällig den Sohn des Schlossbesitzers trifft, der hoch verschuldet ist. Und natürlich treffen sich Morna und Larry am Ende des Romans auch rein zufällig vor dem Tor des Gemäuers. Wenn die aparte Schwedin nicht schon zuvor seitenlang als Spannungskiller aufgetreten wäre, dann wäre das zufällige Treffen der beiden Agenten ein richtig guter Gag geworden. Larrys Inkognito war dagegen sehr gelungen und es wirkte schon amüsant, wie sich Larry als schrulligen Geisterjäger ausgegeben hat. Nur die ständige Titulierung als "Ghost Hunter" hat genervt und ist einfach nicht zeitgemäß. In den siebziger Jahren war es modern, wenn in Heftromanen englische Begriffe fielen, doch heutzutage liest es sich eher altbacken. Larrys Verfolgungsjagd durch die unterirdischen Gewölbe wird von dem Autor gekonnt dargestellt und die beklemmende Atmosphäre der stockdunklen Gänge überträgt sich unweigerlich auf den Leser. Leider wurde das Finale sehr abrupt und unspektakulär abgehandelt, so dass der Leser den Roman unbefriedigt zur Seite legen muss.
Die Innenillustrationen von Pat Hachfeld runden den Gesamteindruck des Buches hervorragend ab. Das Bild zum zweiten Roman wirkt allerdings sehr fad, aber es gibt auch keine wirklich unheimliche Szene in dem Roman, die zeichnerisch gut darzustellen gewesen wäre.
Das Cover des Buches ziert das Original-Titelbild des Heftromans "Bis zum letzten Schrei" und zeigt eine Szene aus dem Traum des Schlossherren.
Fazit:
Origineller, kurzweiliger Einstieg vor der unheimlichen Kulisse einer englischen Moorlandschaft und ein fader, begrenzt spannender Abschluss des Buches. Der Band zeigt, wie ambivalent die Storys bisweilen ausfallen können und wie schwierig dadurch die Bewertung des Buches wird.