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Die Kurzgeschichte ist eine der beliebtesten und meistgelesensten literarischen Gattungen. Aufgrund ihres übersichtlichen Umfangs ist sie sowohl im Schulunterricht als auch an der Universität sehr beliebt, um epochentypische Merkmale und Besonderheiten aufzuzeigen und zu vermitteln. Dies gilt umso stärker für die englische Kurzgeschichte, deren Tradition wesentlich größer ist als die der deutschen. Bisher fehlte es jedoch an einer Darstellung der geschichtlichen Entwicklung dieser Gattung. Diesen Missstand haben die beiden Erlanger Anglistikprofessoren Arno Löffler und Eberhard Späth mit ihrer "Geschichte der englischen Kurzgeschichte" nun behoben.
Der Band enthält achtzehn Aufsätze, welche einerseits die Kurzgeschichte in den verschiedenen Epochen der britischen Literatur seit dem 19. Jahrhundert und andererseits die diversen Genres beschreibt, in denen die Gattung der Kurzgeschichte verwendet wurde und immer noch wird. Der erste Aufsatz von Eberhardt Späth befasst sich mit der Gattungstheorie.
Neben unerlässlichen Themen wie James Joyces "Dubliners", denen von Eberhard Kreutzer ein eigener Aufsatz gewidmet ist, nimmt sich der Band auch den weniger im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses stehenden Gebieten wie der
gothic novel (geschrieben von Frank Meier) oder dem Genre der "Science Fiction als Kurzgeschichte" (Raimund Borgmeier) an.
Alle Aufsätze sind in verständlicher Sprache geschrieben und geben einen guten Überblick über das jeweils behandelte Thema. In der Regel werden die Charakteristika der jeweiligen Epoche oder des jeweiligen Genres anhand einzelner prominenter Kurzgeschichten von nahmhaften Autoren wie Virginia Woolf, Aldous Huxley, Graham Greene oder Salman Rushdie erläutert, teilweise wirken die Absätze jedoch auch wie eine Tour de Force durch die verschiedenen Autoren der behandelten Topoi. Der Leser muss sich darüber im Klaren ein, dass er sich ohne ein gewisses Grundmaß an literaturwissenschaftlicher Vorbildung sehr schwer tun wird, den einzelnen Aufsätzen zu folgen.
Jeder Aufsatz ist in einzelne, mit Überschriften versehene Abschnitte aufgeteilt. Zum besseren Verständnis und zur Zusammenfassung des Textes sind die wichtigsten Aussagen am äußeren Rand der Seite in kurzen Schlagsätzen abgedruckt. Jeder Aufsatz besitzt sein eigenes Literaturverzeichnis, am Ende des Bandes ist zudem noch ein Personenregister mit den wichtigsten Kurzgeschichtenautoren enthalten.
Die vorliegende "Geschichte der englischen Kurzgeschichte" ist ein unverzichtbares Werkzeug für literaturwissenschaftliches Arbeiten in der Anglistik. Die 18 Aufsätze sind von erfahrenen Dozenten geschrieben worden, die mit der Materie durch jahrelange Arbeit bestens vertraut sind. Gleichwohl muss man sagen, dass Laien auf diesem Gebiet mit diesem Band wohl nur sehr wenig anfangen können. Die "Geschichte der englischen Kurzgeschichte" richtet sich eindeutig an Studenten und Literaturwissenschaftler. Diesen ist sie allerdings auch sehr ans Herz zu legen.