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Wer Japanisch lernen will, steht schnell vor einer enormen Aufgabe: Man muss die Kanji, die aus China importierten Schriftzeichen, lernen. Um den Alltag in Japan wirklich gut bestreiten zu können, zum Beispiel um eine Zeitung zu lesen, muss man um die zweitausend dieser Zeichen beherrschen.
Gerade für Anfänger im Erlernen der Sprache ist dies eine Herausforderung, vor der man in die Knie gehen könnte. Sieht man zunächst doch meist nur abstrakte Zeichen, die sich oft genug sehr ähnlich sind und nur in Details unterscheiden. Wie soll man die nur auseinander halten und sich merken? Und dann noch zweitausend davon?
Die Autoren James W. Heisig und Robert Rauther wollen diesem Problem mit ihren Büchern wie "Kanji lernen und behalten" zu Leibe rücken. In der vorliegenden Rezension wird es um Band eins "Bedeutung und Schreibweise der japanischen Schriftzeichen" gehen.
Dabei handelt es sich um eine von Robert Rauther überarbeitete Version von James Heisigs Buch "Remembering the Kanji 1". Überarbeitet deshalb, da eine einfache, wortgetreue Übersetzung gedroht hätte, den Sinn und Zweck der Methode des Buches zu negieren.
Bei der angesprochenen Methode sollen die Kanji mit bekannten Bedeutungen verknüpft werden. Dann sollen mit Hilfe von Schlüsselwörtern Bilder vor das innere Auge des Lernenden gezaubert werden, um so das betreffende Kanji zusammensetzen zu können. Denn Kanji setzen sich aus einzelnen Elementen, den so genannten Radikalen, wie im Baukastenprinzip zusammen.
Das Buch selbst erinnert vom Aufbau her einem Kanjilexikon. In kleinen Kästchen findet man das Kanji samt Nummer und Bedeutung sowie einer kleinen Geschichte oder einigen Stichworten, die das Erlernen erleichtern sollen. Das Buch besteht aus drei Teilen - Erzählungen, Entwürfe, Elemente - und ist in 56 Lektionen eingeteilt. Zu Beginn der Lektionen sind Erklärungen des Autors eingeschoben.
Das Problem bei diesem System ist, dass man eben nur die Schreibweise und die Bedeutung der Zeichen lernt. Besser gesagt eine Bedeutung, denn Kanji verfügen über viele Lesungen mit jeweils eigenem Sinn. Hinzu kommt, dass ein Kanji, wird es mit einem oder mehreren Zeichen zusammengesetzt, noch mal eine völlig andere Bedeutung bekommen kann.
Und das dürfte wirklich ein Stolperstein bei der Anwendung des Buches sein. Denn im Zusammenhang mit einem Sprachkurs werden ganz bestimmte Kanji abverlangt werden - häufig in einer bunt gemischten Reihenfolge. Nur werden in Kursen eben vor allem die Lesung und die Schreibweise abgefragt. Natürlich sollte man auch die Bedeutung des Schriftzeichens kennen, aber in Kursen werden aus einem Zeichen schnell mehrere Vokabeln oder umgekehrt - schon bekannte Vokabeln werden dem neuen Schriftzeichen zugeordnet.
Der Lernende bräuchte also genügend Zeit und Ruhe, um nach dem System von Heisig und Rauther zu lernen, um gegebenenfalls nicht mit seinem Kurs und dessen Material zu kollidieren.
Nicht vergessen sollte man auch, dass das Buch eben nur Anleitungen zum Erkennen der Kanji gibt - schreiben lernen muss man sie immer noch selber.
Wer wirklich vorhat, möglichst viele Kanji zu lernen, könnte sich für dieses Buch interessieren. Genauso Leute, die nach einem System suchen, die schon erlernten Kanji nicht zu vergessen, oder hoffen, mit dem System leichter neue Kanji zu lernen. Das Problem bleibt, dass man die Lesungen erst in Band zwei erklärt bekommt und die Kanji logischerweise eben nicht in der Reihenfolge der Sprachkurse gelernt werden.
Eher für Spezialisten zu empfehlen, die vorhaben, längere Zeit in Japan zu verbringen.