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Die Menschheit hat das All erobert. Wobei erobert der falsche Begriff ist, denn die einzige etwas weiter entwickelte Lebensform, die sie in all der Zeit der Expansion gefunden haben, sind Affen. So bleibt den Menschen Zeit, sich in Kolonialkriegen und politischen Intrigen zu ergehen. Doch gerade als der letzte Kolonialkrieg zu Ende ist, geschieht es - ein fremdes Raumschiff dringt in den Sensorenbereich einer Außenwelt ein. Schnell wird klar, dass dies nun der Erstkontakt mit Außerirdischen ist. Erkundungsbojen werden dem fremden Schiff entgegen geschickt, ein Raumschiff der Handelsflotte geht auf Abfangkurs.
Als beides von den Fremden zerstört wird ist klar, dass es sich hierbei nicht um einen friedlichen Erstkontakt handelt.
Doch auch in anderen Gebieten der von den Menschen besiedelten Sonnensystemen kommt es zu solchen Sichtungen. Planeten rüsten sich gegen eine bevorstehende Invasion durch die Fremden, von denen niemand weiß, wie sie überhaupt aussehen. Ehemalige Soldaten kramen ihre Ausrüstung hervor, ein genialer Wissenschaftler brütet über dem Problem und die hohen Militärs auf der Erde müssen nach anfänglichen Zweifeln an der Existenz des Feindes begreifen, dass dieser längst mit der Invasion begonnen hat. Die Frage, die sich den Menschen stellt, ist, ob sie eine Chance gegen den Feind haben. Denn genau danach sieht es nicht aus ...
Da haben wir es wieder - die bösen Aliens kommen, um die armen, nahezu wehrlosen Menschen auszurotten. Dieses Konzept ist so alt, wie es die Science-Fiction ist. Alien = böse, Menschen = gut und nun beginnt der Kampf ums Überleben, der natürlich erst einmal für die Menschen aussichtslos ist. Die bösen Außerirdischen haben es auf die Planeten, die Rohstoffe, die Menschen abgesehen, verfügen über die bessere Technik, bessere Soldaten, größere Kapazitäten. Zu diesem Thema gibt es unzählige Beispiele, die alle nach dem gleichen Schema funktionieren. Ob es nun die TV-Serie "V" war, oder der Kino-Hit "Independence Day" von Emmerich. Nothing new under the sun, könnte man also sagen.
Nun hat sich auch Dirk van den Boom zu jenen Autoren gesellt, die dieses Thema literarisch verarbeiten. Dabei greift er bei der Charakterisierung seiner Protagonisten auf bewährte Ikarus-Schemen zurück. Keine strahlenden Helden, sondern desillusionierte und abgehalfterte Kämpen, die sich nun - im Angesicht der Gefahr - zu neuen Höhen aufschwingen. Einzig ein autistischer, gleichwohl aber genialer Wissenschaftler fällt teils aus dem Rahmen, auch wenn man ihn schwerlich als Helden bezeichnen kann und er zudem blass bleibt. Sogar bei einem der Aliens kann man einen Ikarus-Charakter ausmachen.
Die Handlung auf den 212 Seiten kann man als straight bezeichnen. Sie entwickelt sich exakt so, wie man es erwartet, Überraschungen gibt es keine. Bis hin zur Lösung, wie eines der Späherschiffe der Aliens vernichtet wird, kann sich der Leser die Story schon im Vorfeld ausmalen. Einzig bei der Methode der Nachwuchsaufzucht der Aliens hat sich der Autor etwas einfallen lassen, unterstreicht damit jedoch nur die typische, stereotype Schwarz-Weiß-Malerei, die den Leser das gesamte Buch über begleitet. Selbst ein Ausflug in die Abgründe menschlicher Triebe, den er an zwei Personen exemplarisch demonstriert, vermag keine Grautöne einzubringen. Es werden Stereotype bedient, wo es nur geht.
Angereichert wird der Stoff um eine kurze Sexszene zwischen zwei Frauen. Diese an sich nicht schlecht geschriebene Szene wird jedoch im Nachgang abgewertet, wenn die Heroin das Ableben ihrer Partnerin ohne sonderliche Gefühlsregung hinnimmt. Wäre es nur um den reinen Sex gegangen, könnte man dies akzeptieren. Doch die Frauen waren zuvor schon befreundet, und hier hätte ein wenig mehr Gefühl gut getan. Zumal es van den Boom zuvor an Pathos nicht mangeln lässt. Gleichzeitig ist dies jedoch bezeichnend für den Roman, in dem es ausschließlich um negative Gefühle geht. Nur einmal lässt der Autor einen Protagonisten Wärme empfinden. Ansonsten trifft man auf Angst, Wut, Schadenfreude und Zynismus.
Ist der Roman also schlecht in dem Sinne, als dass dies hier ein Verriss wäre?
Nein, denn er unterhält in den Grenzen, denen er unterworfen ist. Dirk van den Boom baut seinen Plot geradlinig auf, lässt seine Helden agieren und schafft es durchaus, Spannung zu erzeugen. Auch wenn die Personen stereotyp und in dieser Form sattsam bekannt sind, nimmt man Anteil an deren Schicksal. Als Leser möchte man wissen, wie es weitergeht. Leider unterlässt es van den Boom aber, dies dem Leser auch stets mitzuteilen. So werden manche Geschehnisse zusammengefasst im Rückblick geschildert, andere Themen werden gar nicht ausgearbeitet. Manchmal lässt sich dies dadurch erklären, dass sich die Ereignisse überschlagen. Manchmal aber eben auch nicht und an diesen Stellen wirkt es, als habe der Autor auf etwas verzichten müssen, um den ihm zur Verfügung stehenden Platz nicht zu überschreiten. Als Beispiel sei das Ende des eingangs erwähnten Handelsschiffes genannt, über dessen Schicksal man nur aus Übermittlungen an das Schiff eines der Protagonisten erfährt. Hier wird eine Gelegenheit für echte Dramatik verschenkt.
Fazit: Ein Roman, der den Auftakt zu einer Trilogie bildet und die Helden als solche kenntlich macht und einführt. Freunde von Militär-SF und Schwarz-Weiß-Geschichten werden ihre Freude daran haben, denn der Autor erzählt eine spannende Geschichte. Wer Grautöne bevorzugt oder Überraschungen mag, wird durch diese Lektüre nicht befriedigt werden.