Alle paar Wochen kommt ein neuer Blockbuster ins Kino. Der Cineast sitzt dann mit der Popcorntüte ehrfürchtig vor der Leinwand, ärgert sich über stereotype Geschichten und den x-ten Aufguss derselben Story ("Fluch der Karibik Teil 7", "Spiderman 6 - The Return of the Son of the Nephew of the Green Goblin") und kann sich doch der Faszination des heutigen Hollywoodfilms nicht entziehen, dessen perfekte Dramaturgie zumindest Respekt abnötigt. Ein guter Blockbuster verblüfft immer wieder durch die raffinierte Spannungskurve, klare Personenzeichnungen und klug gesetzte Höhepunkte; ein schlechter versagt meist in genau diesen Punkten.
Betrachtet man die Dramaturgie des populären Films aus einer theoretischen Perspektive - so wie in diesem Buch Jens Eder -, dann erkennt man klare, auch reproduzierbare Muster. Eder erläutert diese anhand gängiger Kinofilme; er zeichnet die Spannungskurven eines guten Hollywoodfilms - von der Exposition über den "point of attack" bis zur Auflösung - und zeigt beispielsnah, wie Dramaturgie entsteht, wie sich durch Analogien und Kontraste innerhalb der Handlung neue Spannungsfelder auftun und wie Höhepunkte vor- und nachbereitet werden (etwa durch kognitive, emotionale oder sinnliche Steigerungen). Er hinterfragt diese Blockbuster-Dramaturgie aber zugleich, erwähnt die Erfolge von Filmen, die dem genannten Muster zuwiderlaufen (zum Beispiel "Pulp Fiction") und deckt auf, wie diese doch recht festgefahrenen Gesetze des Drehbuchschreibens in filmtheoretischen Seminaren und Drehbuchratgebern von einer Autorengeneration auf die nächste "vererbt" werden, so dass neue Einflüsse selten hinzukommen.
Ein in jeder Hinsicht empfehlenswertes Buch für alle, die sich etwas eingehender und kritisch mit der Dramaturgie populärer Filme auseinandersetzen wollen. Filmstudenten, Drehbuchautoren und Medienwissenschaftler bekommen hier auf 120 Seiten eine exzellente theoretische Einführung, deren Lektüre sich lohnt.