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"Früher war mehr Lametta", sagte Loriots Opa Hoppenstedt angesichts des Weihnachtsbaumes. Im November 2005 gab der Diogenes Verlag passend zum Weihnachtsfest eine Sammlung mit hinterhältigen Weihnachtsgeschichten heraus, die eben jenen Ausspruch von Opa Hoppenstedt als Titel trug. Ein Jahr später erschien dann "Früher war noch mehr Lametta". Da aber nicht das ganze Jahr über Weihnachten sein kann, führt der Diogenes Verlag die Reihe dieses Jahr passend zur Sommerreise-Lust oder auch zum Sommerreise-Frust fort und versammelt unter dem Titel "Früher war mehr Strand" zweiundzwanzig hinterhältige Reisegeschichten.
"Reisen ist einfach furchtbar", schrieb John Irving und getreu diesem Motto versammelt der Band verschiedene Kurzgeschichten bekannter Autoren. So trifft der Leser mit Leon de Winter einen Schmetterlingsjäger. Dieser lädt de Winter zum Essen ein, vergisst beim Aufbruch vier handgeschriebene Seiten, die das Schönste enthielten, was de Winter jemals gelesen hat. Zwei Tage später wird dem Autoren der Rucksack geklaut und auch der Text. Erst Jahre später erkennt de Winter, welch großer Autor der schreibende Schmetterlingsjäger gewesen ist. Wenn Ingrid Nolls Figuren auf Reisen gehen, kann man als Leser davon ausgehen, dass nur eine lebend zurückkommt. So auch in dieser Geschichte. F. Scotts Fitzgeralds rauhe Atlantiküberfahrt wirbelt so einiges durcheinander, was nicht nur am Sturm liegt, oder doch? Slawomir Mrozek weiß sich im Nachtexpress kaum mehr zu helfen, um in Ruhe schlafen zu können. Urs Widmers versammelt in Hotels erlebte Grässlichkeiten und erweckt Erinnerungen aller hotelerfahrenen Leser. John Irving trifft einen Bären und einen Mann der Träume erzählt in der Pension Grillparzer. Berlin hasst Elke Heidenreich oder war es umgekehrt? Loriot schmuggelt Hasch. Und das sind nur einige der im Buch versammelten Autoren.
Das Buch ist ein beachtliches Potpourri bekannter deutschsprachiger und internationaler Autoren. Wie immer bei einer Anthologie kann man davon ausgehen, dass dem Leser einige Geschichten mehr, andere weniger gefallen. Von gerade mal zwei bis achtundvierzig Seiten ist jede Länge vertreten. Da gibt es Melancholisches, Ungewöhnliches, Skurriles und Böses. Und wie immer eben Unterhaltsames und Langweiliges. Die Vielfalt jedoch ist für einen Urlaub recht beachtlich. Schließlich hat man viele Autoren, aber nur ein Buch im Gepäck. Und letztlich sollte jeder nach der Lektüre des Buches erkennen, dass Urlaub und Reisen völlig überbewertet werden, dass es zu Hause am Schönsten ist, und dass früher eindeutig mehr Strand war. Fallen also das Ende des Buches und das Ende der Reise zusammen, umso besser.