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Wigald Boning ist aus dem Fernsehen nicht wegzudenken, zumindest aus dem Bereich Comedy. Doch vermutlich haben nur die wenigsten seiner Fans gewusst, dass Boning nicht nur Komiker, sondern auch begeisterter Sportler ist, allerdings vorzugsweise nachts.
Warum das so ist, erfährt der Hörer nach und nach: Zum einen erlaubt das Leben eines Fernsehstars kaum die regelmäßige Ausübung eines Hobbys am Tage, zum anderen leidet Wigald Boning nachts öfters an Schlaflosigkeit, die er mit Ausdauersport überbrückt.
Schuld an der Sportbegeisterung ist, so erzählt der Komiker, die Goldmedaille, die Heike Drechsler, fast so alt wie Boning, im Jahr 2000 gewann. Und als ihn der Ehrgeiz erst einmal gepackt hat, lässt sich der Neuathlet nicht mehr aufhalten. Mit einer Kopfleuchte versehen, vollbringt er nächtliche Waldläufe und wagt sich an Marathons, lässt sich von Johann Mühlegg, für den er hier eine Lanze bricht, über Schwindel erregende Pfade im Trab durch die Berge jagen, wird von einem eigensinnigen Navigationsgerät bei einer unter extremer Zeitnot vorgenommenen Radtour nach Paris auf die Autobahn gelotst, gerät in den Bergen schlecht ausgerüstet von der Route ab und darüber hinaus in ein Funkloch und unternimmt schließlich eine ziemlich skurrile nächtliche Tretbootfahrt. Da wundert es auch nicht, dass er schon mal nachts zwei Stunden lang sämtliche Treppen eines Hotels rauf und runter joggt.
Im Anschluss an die sportlichen Episoden kann sich der Hörer im Rahmen eines geradezu ernsthaften Interviews über die Hintergründe von Wigald Bonings Sportbegeisterung und des Buchs informieren.
Dass Wigald Boning "normal" sei, würde ihm wohl kaum jemand unterstellen. Wenn jemand freilich nicht nur einen so außergewöhnlichen Beruf ausübt, sondern auch beim Sport Extremen nachjagt, nicht einmal im Sinne von ausgefallenen Sportarten wie Bungee-Jumping oder Himalaya-Trekking, dann erstaunt das schon. Abenteuer lassen sich eben auch, zumal an der Seite des scheinbar unermüdlichen Johann Mühlegg (warum hatte der eigentlich Doping nötig, fragt man sich da), in Bayern erleben oder per Velo auf dem Weg von Köln nach Paris. Nebenher lernt der Hörer noch einige Größen aus dem Fernsehgeschäft aus der Sicht des Autors kennen.
Auf originelle Weise schildert Wigald Boning seine sportlichen "Exzesse", vor allem spart er nicht mit Selbstironie, die freilich einen guten Schuss Eitelkeit nicht verdecken kann. Auch sind die Episoden, so erzählenswert sie an sich sein mögen, teilweise ein bisschen langatmig geraten - eine gründliche Straffung würde die zahlreich vorhanden Pointen besser zur Geltung bringen.
Obwohl es sich nicht immer bewährt, Autoren ihre eigenen Bücher lesen zu lassen, erweist sich Wigald Boning als charmanter, unterhaltsamer Vorleser; der Vortrag ist erstklassig und kompensiert die erwähnte unnötige Dehnung der Erzählungen zum Teil.
Möglicherweise mag sich mancher "Couch Potato" unter den Zuhörern von diesem Hörbuch sogar anregen lassen, Ausdauersport zu treiben; wer bereits ausgiebig joggt oder Rad (und vielleicht auch Tretboot) fährt und schon einmal an den Grenzen der eigenen Leistungsfähigkeit angelangt ist, wird sich beim Anhören der einen oder anderen Episode an eigene Erlebnisse erinnern und gut amüsieren, selbst wenn er oder sie tagsüber trainiert. Doch auch Anhänger der Devise "Sport ist Mord" haben sicherlich Spaß am Buch, zumal es diesen Grundsatz scheinbar bestätigt.
Das Buch bietet somit vier Stunden witzige Unterhaltung und ist für Wigald-Boning-Fans wohl ein wirkliches Muss; diese dürfen gern noch einen weiteren Stern auf die Wertung setzen. Wer einfach nur ein humorvolles Hörbuch sucht, wird mit diesem Produkt ebenfalls Vergnügen haben, auch wenn dann ein einmaliges Anhören vermutlich genügt.