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Wenn man sich bei den derzeitigen amerikanischen Comic-Veröffentlichungen umschaut, fällt die Vorliebe für wandelnde Untote auf. Auch wenn Zombieviren sich schon in den Siebzigern in Filmen ausgebreitet haben mögen, so schwappt doch die Epidemie erst jetzt über das Marvel-Universum. Zuerst in drei Ausgaben der Ultimativen Fantastischen Vier eingeführt, wird die Parallelwelt, in der die Erde von einem dieser mysteriösen Viren heimgesucht wird, die normale Menschen zu rücksichtslosen Vielfraßen machen, in der Miniserie
Marvel Zombies weiter gesponnen. Im vorliegenden Hardcover werden alle fünf Ausgaben der Serie zusammengefasst.
Nachdem Magneto, einer der letzten Nicht-Infizierten, den Fantastischen Vier zurück in ihre Dimension geholfen hat, wird er von einer Masse zombiefizierter Helden gejagt, darunter die Rächer, Wolverine, Daredevil und Spider-Man, die nur zu gerne einen Bissen vom Meister des Magnetismus hätten. Auch wenn sich Magneto heldenhaft zur Wehr setzt, muss er sich doch letztlich der Übermacht geschlagen geben. Aber damit ist die Geschichte um die untoten Heroen noch nicht am Ende angelangt. Während sie - im satten Zustand - über ihre missliche Lage philosophieren - schließlich geht ihnen langsam, aber sicher das Essen aus - müssen sie sich einerseits mit inneren Konflikten herum schlagen, andererseits mit Wesen anlegen, die scheinbar noch über ihnen in der Nahrungskette stehen: der durch Galaxien reisende Silver Surfer und der Weltenfresser Galactus.
Währenddessen sucht der Black Panther, der vom Virus verschont wurde, Asyl bei Magnetos Akolythen auf Asteroid M. Und dabei hat er eine ungewöhnliche Gefährtin. Aber wenn es darum geht, die Spezies zu retten, müssen eben Kompromisse geschlossen werden.
Die Zombies-Miniserie ist dem Genre entsprechend in dunklen, gedeckten Farben gehalten, zudem fliegt viel braune und grünliche Körpermasse umher. Es gibt mehrere Splashpages, ganzseitige Bilder, die in die großen Kämpfe einführen. So schildern Phillips? Bilder die Geschichte zwar in Bildern, die nichts für Leute mit schwächeren Mägen sein dürfte - wen wundert es bei dem Genre?, - lassen der Geschichte aber gut folgen.
Und genau dies ist einer der schwächeren Punkte an dem Buch. Es ist zwar witzig anzuschauen, wie sich die größten Marvel-Helden als Zombies verhalten, sie mal mehr, mal weniger von den Überresten ihres Gewissens geplagt werden, sie sich mit so ziemlich allem prügeln, das nicht bei drei auf den Bäumen - beziehungsweise dem Asteroiden - ist und die meisten von ihnen dabei draufgehen (wohl seit dem Sonderheft
The Punisher kills the Marvel Universe wurde nicht mehr so hemmungslos gestorben), allerdings bietet die Geschichte keine großen Überraschungen oder Denkansätze. Einiges wird zwar angedacht beziehungsweise angedeutet, aber oftmals nicht zu Ende geführt. Der Sammelband ist somit zwar ganz witzig, aber eher eine Geschichte für zwischendurch als eine, an die man sich ob ihrer Tiefe noch in ein paar Jahren erinnern wird.
Für echte Fans bietet der Band allerdings noch einen Leckerbissen: 15 klassische Marvel-Cover samt ihrer Zombieparodien finden sich im Anhang. Und zumindest die englische Ausgabe ist in Deutschland für einen relativ günstigen Preis zu erstehen, immer handelt es sich um ein Hardcover. Somit hat man was fürs Auge; möglicherweise findet der Comic ja bei Leuten mit abgehärteten Freunden seinen Weg auf das Kaffee-Beistelltischchen.