Hexen, überall Hexen? Auf dieses Buch trifft das mit Sicherheit zu. Richard Marshall hat nicht nur die Geschichte der Hexen erforscht, sondern gleich die ganze Geschichte der Magie durch die Jahrhunderte verfolgt.

Das reich bebilderte Buch beginnt in der Antike, sucht die Wurzeln des Hexenglaubens, des Hexentums und findet sie in Mythen und Geschichten von Kelten und Germanen über Römer und Griechen bis in den biblischen Bereich - in letzterem gibt es ja eine ganze Menge Magie, die mehr oder weniger willkürlich in gute und böse Magie eingeteilt wird.
Nach diesem umfangreichen Kapitel geht es mit dem europäischen Hexenglauben weiter, der dann auch in Verfolgung und vieltausendfachem Mord endet. Da geht es natürlich auch um den Hexenhammer und die Foltermethoden, mit denen die Inquisition und die weltliche Gerichtsbarkeit zu Geständnissen kamen, bei denen es auch nicht störte, wenn die Angeklagten nachweislich an einem anderen Ort gewesen waren. Der Einsatz einer Geistererscheinung um ein solches Alibi zu bekommen, war nur ein weiteres Zeichen der hexerischen Macht.
Marshall widmet sich dann in besonderem Maße dem literarische gewordenen Salem-Fall - der Arthur Miller zu dem bekannten Drama "Hexenjagd" inspirierte. Hysterische Mädchen klagen ganz Salem an und zig Menschen sterben am Galgen - vier Jahre später ist Hexerei dort kein Straftatbestand mehr.
Dann schaut der Autor mal aus dem europäischen Kulturkreis heraus und zeigt Magie und Hexerei in indianischen, afrikanischen und asiatischen Kulturen. Diesem Abstecher folgt ein Kapitel über die Renaissance der Mythik in der Romantik und die modernen Magier, die gerne auch in Bereiche der Sekten fallen.

Auf über hundertfünfzig Seiten erzählt Richard Marshall von der Hexerei, der Witchcraft, in all ihren Facetten, und das macht er größtenteils ohne große Wertung. So riesig spannend geschrieben ist das nicht, aber wer sich für das Thema interessiert, der wird sich nicht allzu sehr durchbeißen müssen. Andererseits ist nicht besonders viel davon originell oder neu, wenn man sich mit Mythologie schon mal ein bisschen beschäftigt hat, dann gibt es da nichts Neues zu erfahren. Aber wenn man einen guten Überblick haben möchte, kann man den hier schon finden.
Versüßt wird das mit den reichhaltigen Illustrationen. Es gibt davon mehr als Seiten, viele romantische Gemälde, aber auch Stiche und Malereien, sogar Mosaike und Skulpturen der Antike finden sich zu jedem Thema. Die sind nicht immer absolut treffend ausgesucht, aber meistens sehr interessant und lockern das manchmal etwas dröge Werk beachtlich auf.
Speziell für ältere Kinder und Jugendliche, die sich für das Thema interessieren, kann man das Buch durchaus empfehlen, allerdings wird trotz neutralen Tons relativ klar gesagt, was alles mit Hexen gemacht wurde, und besonders feinfühlige Kinder könnten sich das sehr gut vorstellen.
Kein Muss, aber sehr wohl ein Kann. Ein guter Einstieg in das Thema.