Die Kunde von der Geburt des Gottessohnes dringt sogar zum kleinen Esel. Voll des Glaubens beschließt er, sich auf den Weg zum Stall dieses Kindes aufzumachen. Er will mit eigenen Augen den Heiland, den Erlöser sehen und allen anderen Tieren davon erzählen.
Gegen den Widerstand aller anderen Tiere auf dem Hof begibt er sich auf die lange beschwerliche Reise. Doch wem er auch von seinem Plan erzählt, alle lachen ihn aus. Sowohl das Kamel als auch der Löwe versuchen, ihn von seinem Tun abzubringen. Doch erst das hämische Gekicher der Hyäne macht den Esel unsicher. Ob Jesus Christus wirklich nicht daran interessiert ist, einen kleinen, einfachen Esel zu empfangen oder überhaupt zu bemerken?
Der Esel zweifelt. Der Weg ist steinig, die Nacht kalt und alle lachen über ihn, halten ihn für anmaßend und dumm. Da erscheinen ihm wie im Traum die Engel des Herrn. Nein, er wird nicht aufgeben. Er wird den Stall finden und das Jesuskind sehen.

1988 erschien eines der unzähligen Kinderbücher, die sich mit der Geschichte von Christi Geburt beschäftigen. Hier ist es ein Esel, eine scheinbar geringe, nichtswürdige Kreatur, die voll des Glaubens den Weg zum Heiland sucht. Gegen alle Widerstände ankämpfend gibt der kleine Esel nicht auf.
Die Metapher des Gläubigen, der in einer Welt des Unglaubens zu seiner Hoffnung auf eine bessere Welt steht, ist nicht neu, die Geschichte recht konventionell erzählt. Kindgerecht, doch ohne große Überraschungen überzeugt der Text dennoch, da er sehr liebevoll und warmherzig die Sicht des kleinen Esels in den Mittelpunkt rückt und es dem Kind sehr einfach macht, sich damit zu identifizieren.

Doch der Erfolg dieses Bilderbuches fußt nicht auf dem Text oder der Adaptation des christlichen Motivs, sondern einzig und allein auf den fantastischen Bildern von Bernadette Watts. Sie werden von den kleinen Betrachtern immer wieder in Augenschein genommen und nehmen mehr Zeit in Anspruch, als es das Vorlesen des Textes vorgibt. Immer wieder wird zurückgeblättert, nachdenklich mit den Fingern über Details gefahren, über die abgebildeten Einzelheiten, die im Text keine Erwähnung finden, sinniert oder nachgefragt.
Diese Bilder sind im besten Sinne des Wortes Illustrationen. Sie zeigen mehr als der Text, vermitteln eine zauberhafte, orientalisch anmutende, märchenhafte Stimmung und sind auch nach vielen Jahren noch Mittelpunkt des großformatigen Buches. Nicht nur zur Weihnachtszeit wird dieses Buch immer wieder hervorgeholt und betrachtet, vorgelesen und erklärt.

Eines der schönsten Bilderbücher zum Thema Christi Geburt harrt auch nach einem Jahrzehnt noch auf Käufer und vor allem auf Kinder, die es betrachten. Und selbst Vierjährige können nach der Lektüre etwas damit anfangen, warum Jesus Christus eine Zeitenwende eingeläutet hat.