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Der Mensch versteht sich aufgrund seiner Intelligenz gerne als am höchsten entwickelte Lebensform dieses Planeten. Dabei repräsentiert er nur eine von Abermillionen verschiedener Spezies, deren Großteil Insekten ausmachen. Schaben, Käfer, Fliegen, Ameisen, Bienen - sie alle sind schon wesentlich länger hier als wir, und sie alle hatten wesentlich mehr Zeit, sich zu perfektionieren und an alle möglichen Lebensbedingungen dieses Planeten anzupassen. "Alien Empire - Das Reich der Insekten", eine Dokumentationsreihe der BBC aus dem Jahre 1996, nimmt einen nun mit in Reiche, die nur am Rande unserer Aufmerksamkeitsschwelle liegen. Hier ist der Kampf ums Überleben ein täglicher Alptraum, hier nimmt der Konflikt um Nahrung und Fortpflanzung nie ein Ende. Hier werden sogar architektonische Meisterleistungen vollbracht und Kriege geführt. Insekten haben sich biologisch und sozial in verblüffende Richtungen entwickelt.
Die erste der drei je 43-minütigen Folgen behandelt die Physiologie der Insekten, ihre Körperstruktur, ihr Atemsystem und ihre Fähigkeit zu fliegen. Wie von jüngeren BBC-Dokus gewohnt, werden dabei mittlerweile ein wenig veraltet anmutende Computeranimationen verwendet, um das Innere ihrer Körper darzustellen oder eine lächerliche künstliche Fliege im Sinne der Kamera durch den Raum kreisen zu lassen.
Die zweite Folge behandelt die Angriffs- und Verteidigungsstrategien der Tiere. Von der Tarnung über Warnfarben bis hin zu schierer Masse haben Insekten dabei einige faszinierende Überlebensstrategien ausgebildet. Etwa die nordamerikanischen Eintagsfliegen, die sich ein ganzes Jahr lang im Larvenstadium ernähren, nur um dann alle gleichzeitig an einem Tag zu schlüpfen und die gesammelte Energie zur Fortpflanzung aufzubrauchen, bevor sie alle sterben und die nächste Generation in den gelegten Eiern heranwächst. Oder die Riesenlibelle, die selbst den Todfeind der Insekten - Spinnen - direkt aus seinen Netzen klaut und verspeist. Am gefährlichsten sind jedoch die Treiberameisen, die das Land in Scharen überziehen und alles tierische und menschliche Leben im Umkreis auslöschen können.
Die dritte Folge schließlich zeigt die faszinierenden sozialen Strukturen einiger Insektenarten wie eben der Ameisen, aber auch der Bienen und der Termiten. Während Ameisenkolonien wie ein Uhrwerk ticken und im Staat eine perfekte Arbeitsteilung zur Verarbeitung von Nahrungsmitteln oder zur Züchtung von Pilzen herrscht, sind Termiten dazu imstande, eindrucksvolle, riesige Bauten zu errichten, die sogar eigene Klimaanlagen besitzen.
"Alien Empire" zeigt all dies in eindrucksvollen Bildern und detaillierten Nahaufnahmen. Da kribbelt es und krabbelt es, dass einem schon mal ein wohliger Schauer über den Rücken fährt. Wer mit Insekten seine Probleme hat, wird sich die Viecher sicherlich nicht noch aus allernächster Nähe antun wollen. Leider kann es die Dokumentation mal wieder nicht lassen, den Zeigefinger zu erheben, die Zerstörungswut des Menschen anzuprangern und ihn aufzufordern, in Frieden mit dem Reich der Insekten zu leben und ihnen nicht mit einem Pestizid in der Hand gegenüberzutreten. Das hätte vielleicht einen stärkeren Effekt, wenn Insekten süß und kuschelig wären, sind sie aber nun mal nicht. Außerdem beißt sich die Sorge vor der Beeinträchtigung der Insekten mit der Erkenntnis, dass der Mensch die Schlacht gegen die kleinen Monster in der eigenen Wohnung niemals wird gewinnen können. Denn machen wir uns nichts vor, sollte sich die Menschheit jemals mit einem nuklearen Krieg selbst auslöschen, das Einzige, was auf Dauer überleben wird, ist nicht die selbsternannte am höchsten entwickelte Lebensform, sondern - die Küchenschabe.
Die Dokumentation ist gut, die Verarbeitung auf DVD dagegen eher lasch. Das Bild ist sehr schlecht aufgelöst, der Ton liegt nur auf Deutsch und ohne Untertitel vor. Extras gibt es keine. Der Preis ist mit vierzig Euro für alle drei Folgen dagegen exorbitant hoch angesiedelt. Keine gute Überlebensstrategie für DVDs ...
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