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Die Ehe ist kein Zuckerschlecken. Das weiß jeder, der verheiratet ist. Die kleinen und großen Unterschiede setzen den Partnern im Alltag zu. Die in der Mitte ausgedrückte Zahnpastatube, die nicht in den Wäschekorb gelegten Socken oder aber die Hobbys, Freunde, Angewohnten des Partners - es gibt viele Dinge, an denen man sich stoßen kann. "Das kann doch wohl nicht dein Ernst sein" ist eine beliebte Floskel in diesen Situationen.
In Rudolf Geisers Hörbuch "Wahre Szenen einer Ehe" werden 30 solcher Momente aus dem Alltag eines typischen Mittvierziger-Ehepaars beschrieben. Der Autor hat sich dabei an dem ganz normalen Tages- und Jahresablauf orientiert und keinen Bereich des Lebens ausgelassen. So geht es in dem Hörbuch unter anderem um den gemeinsamen Urlaub, um Musikgeschmack, Besuche bei Freunden, Haustiere, das Essen und um die Abendgarderobe. Was trägt man zum Beispiel, will man die Oper besuchen? Wo sollte man seinen Urlaub verbringen und was tut man, wenn die Liebste plötzlich ihr Haus nach den Regeln fernöstlicher Gesundheitslehren ausstatten möchte? Das Ehepaar dieses Hörbuchs findet auf diese Fragen ganz eigene Antworten ...
Dreißig kurze, pointierte Geschichten, angeblich aus dem Leben eines typischen Ehepaars gegriffen, werden dem Hörer mit dieser CD geboten. Leider wirken bei weitem nicht alle Episoden, als stammten sie wirklich aus dem prallen Leben. Hin und wieder sind die Dialoge zu konstruiert, die Ausgangssituation zu gewollt, um als "natürlich" durchzugehen. Auch funktioniert der Witz meist nach dem gleichen Schema. Er, der Ehemann, tut oder plant etwas Unmögliches und wird dafür von seiner Frau zurechtgewiesen. Dabei fragt man sich, ob man wirklich einem Ehepaar zuhört, oder ob hier Mutter und Sohn am Werk sind. So zumindest führt sich die Protagonistin auf, die in den seltensten Fällen Ausschlag des Disputs ist, dessen Ohrenzeuge der Zuhörer wird. Damit erhöht der Autor die Hauptdarstellerin, während er seinen Protagonistin in die Rolle des unmündigen, nicht ganz zurechnungsfähigen Trottels drängt. Dies wird auf Dauer ermüdend und wäre auch gar nicht nötig; zumal es der Idee zuwider läuft, laut der das Eheleben szenisch geschildert werden soll.
Die Episoden sind angenehm kurz, der Witz wird nicht übertrieben, sondern passgenau präsentiert. Einen roten Faden gibt es jedoch nicht, so dass die einzelnen Geschichten wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind. Dies dient ohne Zweifel der Abwechslung, da sich wiederholende Themen nicht kurz hintereinander abgehandelt werden.
Der Humor der Szenen reicht von vorhersehbar-simpel bis zu geschickt-wortgewandt, wobei letztere Variante zum Glück überwiegt.
Deutlich besser als die Texte ist die Umsetzung dieser gelungen. Die beiden Sprecher agieren überzeugend, entlarven aber gleichzeitig auch die Schwäche des Hörbuchs, denn Ingrid Petry klingt eher wie die gestrenge Mutter denn wie eine Ehefrau, die ihren Partner als gleichberechtigt ansieht. Dies ist ohne Frage den Episoden geschuldet, führt dem Zuhörer aber anders als bei der Buchausgabe dem Leser deutlich vor Augen, wie die Protagonisten angelegt sind.
Der Ton ist gut, die Ausstattung - eine CD im Jewel-Case - Standard ohne Höhepunkte.
Fazit: Witzige Episoden für zwischendurch, aber keine Offenbarung der Satire. Zudem entspringen nicht alle Szenen dem echten Leben, aber Ehepaare werden hin und wieder bestätigend nicken - nur nicht an den gleichen Stellen.