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Im November 2005 veröffentlichte die Fotografin und Musikerin Amelia Ellis bei Books on Demand ihr hervorragendes Debüt als Schriftstellerin. Nach "Der Kreis des Löwen" erschien nun im Dezember 2006 das zweite Abenteuer um die Privatdetektivin Nea Fox: "Die Lilien im Sand".
Seit zehn Tagen wartet Nea Fox bereits vergeblich auf einen neuen Auftrag. Als das Telefon in ihrem Londoner Büro endlich klingelt, ist sie erleichtert - auch wenn der Anruf zunächst nicht unbedingt abenteuerlich klingt: Die Amerikanerin Marlee Fynn fühlt sich am helllichten Tage von undurchsichtigen Gestalten verfolgt. Doch als Nea die Geschichte der jungen Kunststudentin hört, ist ihre Neugier geweckt. Denn Marlee ist derzeit in London, um das Erbe ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter Agatha Fynn anzutreten, einer Malerin und Weltenbummlerin. Als dann auch noch in das leer stehende Haus eingebrochen wird und sämtliche Gemälde der Verstorbenen verschwinden, ist sich Nea sicher, dass hinter der Erbschaft mehr steckt als nur ein altes Gebäude. Ein postum übermittelter Brief von Agatha Fynn bringt ein wenig Klarheit: Sie war im Besitz eines unbekannten Picasso-Werks - den "Lilien im Sand" -, das sie für schlechte Zeiten sorgfältig versteckt hat. Leider sind ihr im Alter sowohl das Versteck entfallen als auch die Hinweise, die dorthin führen sollten. Doch Nea lässt sich davon nicht entmutigen und sucht im Haus nach Spuren. Ihr Bekannter Harry Moefield ist es schließlich, der die Koordinaten des Verstecks in einem Bild Agatha Fynns findet - und die Jagd nach dem verschollenen Gemälde beginnt ...
Wer erwartet, dass "Die Lilien im Sand" seinem Leser einen ähnlich düsteren Thriller bieten wird wie zuvor "Der Kreis des Löwen", der sieht sich sehr wahrscheinlich mit einer Enttäuschung konfrontiert. Denn das zweite Buch von Amelia Ellis strahlt eine vollkommen andere Atmosphäre aus als ihr Debüt-Roman. Das an sich ist natürlich nichts Schlechtes - im Gegenteil: es beweist, dass sich die deutsch-englische Autorin nicht selbst kopiert, wie das bei so vielen ihrer Schriftsteller-Kollegen der Fall ist -, doch leider erweist sich auch die Handlung des vorliegenden Krimis als bei weitem nicht so packend wie die des vorangegangenen Bandes. Dabei ist die Grundidee zu "Die Lilien im Sand" durchaus spannend: eine geheimnisvolle Erbschaft, ein verschollener Picasso, ein mysteriöser Meisterdieb, ein Trip in die Wüste, facettenreiche Protagonisten. Und doch fehlt dem Roman die benötigte Abwechslung, das Tempo, mit dem die Autorin die Ereignisse in "Der Kreis des Löwen" vorangetrieben hat. Immer wieder zieht sich die eigentliche Handlung durch Verzögerungen in die Länge, um dann unbefriedigend schnell voranzuschreiten; bestes Beispiel hierfür ist wohl die Entdeckung der Koordinaten des Verstecks durch Harry. Erst ab der zweiten Hälfte der Geschichte findet Amelia Ellis diesbezüglich langsam wieder zu alter Stärke zurück.
Ein weiteres Problem dieses Textes sind die Dialoge der Figuren, die stellenweise - insbesondere bei der Begrüßung unbekannter Personen - hölzern und unnatürlich wirken. Dass man immer wieder über solche Stellen stolpert, stört den Lesefluss leider ungemein.
Nichtsdestotrotz bietet "Die Lilien im Sand" seinem Leser eine angenehme und kurzweilige Lektüre, denn nur allzu gerne folgt man einem weiteren Abenteuer der sympathischen Privatdetektivin Nea Fox und ihren Freunden, die man in "Der Kreis des Löwen" bereits kennen- und liebengelernt hat und deren Ensemble in diesem Band durch warmherzige Charaktere wie Marlee Fynn gelungen erweitert wird.
Fazit:
"Die Lilien im Sand" ist ein gut durchdachter, überwiegend ruhiger Krimi, der für kurzweiligen Lesespaß sorgt, dem es aber leider an Tempo und Spannung mangelt. An das hohe Niveau, das sich Amelia Ellis mit ihrem Debüt "Der Kreis des Löwen" selbst vorgelegt hat, reicht das Buch damit nicht heran.