Frauennamen begegnen dem Besucher von Kunstmuseen nur selten auf den Schildchen neben den ausgestellten Werken, und dies gilt desto mehr, je älter die Exponate sind.
Dennoch gab es zu jeder Zeit begabte und anerkannte Künstlerinnen. Fünfzig von ihnen werden im vorliegenden Buch vorgestellt.
Die Kurzbiografien sind chronologisch angeordnet; den Anfang macht die 1528 geborene Catharina van Hemessen, als jüngste Künstlerin präsentiert sich die 1965 geborene Britin Tacita Dean. Von einigen der weiteren aufgeführten Frauen dürften die meisten Kunstfreunde bereits gehört haben, zum Beispiel von Judith Leyster, Rachel Ruysch, Maria Sibylla Merian, Angelika Kauffmann, Berthe Morisot, Mary Cassatt und Paula Modersohn-Becker. Vor allem unter den Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts findet sich eine Reihe illustrer Namen, etwa Käthe Kollwitz, Gabriele Münter, Frida Kahlo und Niki de Saint Phalle, um nur wenige zu nennen.
Ein Glossar am Ende des Buchs erläutert kunstspezifische Begriffe.

Jeder Künstlerin sind ein oder zwei Doppelseiten zugeordnet. Auf der zweiten Doppelseite, sofern vorhanden, findet man ganzseitige Abbildungen von Werken der Porträtierten. Die erste Doppelseite enthält eine Zusammenfassung des Lebens der Künstlerin mit allen wichtigen Stationen und Informationen über ihr Gesamtwerk sowie am Rand der rechten Seite einen tabellarischen Überblick zur die Biografie der Frau. Über der Tabelle findet man ein Porträt der Künstlerin; oftmals handelt es sich um Selbstporträts, später natürlich auch um Fotografien. Auf der linken Seite ist ein zentrales Werk der Künstlerin abgebildet.
Als sehr praktisch zur Einordnung der jeweiligen "Protagonistin" in den geschichtlichen Zusammenhang erweist sich ein Zeitstrahl, der sich am oberen Rand über die gesamte Doppelseite zieht und die Lebenszeit der Künstlerin einschließt. Hier finden sich Eckdaten aus Kunst, Kultur und Politik.
Dank der angenehm übersichtlichen und attraktiven Aufmachung macht es Freude, das Buch zu lesen, auch wenn die Kurzbiografien knapp und sehr sachlich gehalten sind; sie vermitteln eine Fülle von Informationen. Darin wird auch auf das Elternhaus eingegangen und auf die Gegebenheiten oder Auslöser, die dazu führten, dass die vorgestellte Frau, häufig vielen Widrigkeiten zum Trotz, eine künstlerische Laufbahn einschlug. Vielen kam ihre Herkunft aus einer Malerfamilie entgegen, dennoch waren weibliche Künstler lange Zeit Restriktionen und Nichtbeachtung ausgesetzt, wie man dem Buch immer wieder anhand von konkreten Beispielen entnehmen kann. Auch das Privatleben der Künstlerinnen kommt nicht zu kurz, führten doch viele von ihnen ein für ihre Zeit unkonventionelles Leben, etwa Maria Sybilla Merian als unabhängige, allein erziehende Mutter nach der Trennung von ihrem Mann. Ihre Ausbildung, ihre Erfolge und Mäzene, ihre Feinde, gegebenenfalls gesundheitliche Einschränkungen im Alter: Kein für das Wirken der porträtierten Frauen relevanter Aspekt bleibt außen vor.
Die Abbildungen wurden sorgfältig ausgewählt und sind von hoher Qualität. Natürlich vermitteln sie mehr als alle Worte einen Eindruck vom Potenzial der fünfzig Künstlerinnen.
Vor allem die Vielseitigkeit der neueren Künstlerinnen überrascht und begeistert - viele von ihnen wirkten als Pioniere und scheuten sich nicht davor, Anstoß zu erregen. Als Beispiele mögen Marina Abramovic, Tamara de Lempicka und Niki de Saint Phalle dienen. Der Leser lernt jedoch auch, die Künstlerinnen früherer Jahrhunderte mit angemessenem Respekt zu behandeln, die in ihrer Zeit nicht minder kühn handelten.
Dank der kompakten, dabei jedoch sehr gründlichen Darstellung eignet sich "50 Künstlerinnen, die man kennen sollte" sowohl als Nachschlagewerk als auch dazu, sämtliche Kurzbiografien nacheinander zu lesen und sich mit dem Werk erstaunlicher Frauen vertraut zu machen. Ein wirklich interessantes und attraktives Buch!