Im Jahr 1920 zieht ein junger Mann namens Jason Dawn in den Krieg gegen Deutschland und wird schwer verwundet. Im Lazarett erhält der junge Mann Besuch von einem alten Vampirmeister, der ihn ebenfalls zu einem Blutsauger macht. Doch Jason wird nicht zu einem herkömmlichen Vampir, sondern zu einem sogenannten Hybriden. Er kann keine eigenen Untoten erschaffen, ist aber gegen normale Waffen, geweihte Symbole und gegen Sonnenlicht immun. Als Jason das erste Mal aus Hunger einen Menschen tötet, verliert er seine unsterbliche Seele und schwört bittere Rache an Gott. In der Gegenwart wird die Hamburger Kripo, in Persona von Kommissar Harald Welsch und dessen Assistentin Rita Hold, auf den Vampir aufmerksam, als sie ungewöhnliche Frauenmorde untersucht. Doch bald stoßen die beiden Ermittler an ihre Grenzen und sie stellen fest, dass es nicht leicht ist, einen echten Vampir zu überführen. Zumal Harald Welsch schon schmerzliche Erfahrungen mit den Kreaturen der Nacht machte, denn eine von ihnen nahm ihm seine erste Assistentin Tamara und machte sie zu seiner Braut. Da die Polizisten Jason Dawn nicht dingfest machen können, schlägt ihm Rita einen Handel vor: Er kann weiterhin in regelmäßigen Abständen Menschenblut trinken, aber nur von Verbrechern, deren Namen und Aufenthaltsorte der androgyne Blutsauger von Harald Welsch und Rita Hold erfährt. So können die Ermittler die Welt von menschenverachtenden Gangstern befreien, die ansonsten durch die Maschen im Netz der Justiz schlüpfen würden. Doch mehr und mehr taucht gerade Rita Hold in die Welt der Untoten ein und verliebt sich schließlich in den charismatischen Vampir Jason Dawn. Doch die Liebe zu einer unsterblichen Kreatur der Nacht fordert einen unermesslich hohen Preis ...

Carola Kickers veröffentlicht vor allem sehr originelle Kurzgeschichten in ihrem eigenen Musikverlag MCK als Hörbücher oder Ebooks und wird dabei immer professioneller und erfolgreicher. "Lebensadern" ist eine ihrer ersten Veröffentlichungen im Printbereich und zugleich ein weiteres Zeugnis der ungebrochenen Schaffenskraft der ambitionierten Autorin. Es ist immer wieder erstaunlich, wie Carola Kickers es schafft, dem oftmals totgesagten Genre "Vampirismus" neue Aspekte zu verleihen. In dem vorliegenden Buch sind es die Hybriden und die Organisation "Trilobit", die auf ihrer Suche nach Unsterblichkeit nur zu gern einen der Untoten in ihre Finger bekommen würde. Dabei setzt Kickers auch durchaus auf Altbewährtes. Die Liebesgeschichte zwischen Jason Dawn und Rita Hold ist nicht neu und gerade Kickers macht die Zuneigung zwischen Mensch und Vampir immer wieder zu einem zentralen Motiv innerhalb ihrer Erzählungen. Erinnert der Beginn des Romans noch ein wenig an Anne Rice’ "Gespräch mit einem Vampir" so erlangt die Novelle schon im zweiten Kapitel eine Eigenständigkeit, die sie bis zum Ende behält. Die Idee, einen Vampir zum Troubleshooter der Polizei zu machen, wurde ebenfalls schon häufig zelebriert, wird aber in "Lebensadern" um einige sehr interessante Facetten bereichert. Die Charaktere sind sympathisch, authentisch und haben auch ihre Ecken und Kanten, die Handlung ist spannend und abwechslungsreich. Das Buch ist als Episodenroman aufgebaut, der als Roten Faden die Liebesgeschichte zwischen Jason und Rita besitzt sowie die Suche des Vampirs nach seiner Seele. Leider hat das Buch auch ein großes Manko, denn es ist schlicht zu kurz. Die Handlung wirkt oftmals gehetzt und häufig werden die Aktionen Jasons zu schnell abgefertigt. Die Charaktere kommen oftmals nicht dazu, ihr Tun zu reflektieren, und gerade das Gefühlsleben der Protagonisten kommt an einigen Stellen zu kurz. Allein Jasons Kampf gegen seinen Erschaffer und die Episode um den Krieg des uralten Blutsaugers Alexandre Cuvier gegen die Menschen wird fast schon lapidar geschildert. Hier fehlt eindeutig die nötige Portion Dramatik und Detailliertheit. Hinzu kommen einige eklatante Druckfehler, zum Beispiel, wenn aus einer Passagierliste eine Passierliste wird.

Hätte das Buch einige Innenillustrationen oder eine filigrane und detaillierte Titelgrafik aufzuweisen, wäre das große, unhandliche Format entschuldbar gewesen. So ist es vollkommen überflüssig und erschwert dem Leser den praktikablen Transport und das bequeme Schmökern. Das Titelbild zeigt den androgynen Jason, der mit seiner weißen Haut und dem großen Auge stark an eine japanische Manga-Figur erinnert, entweder man mag diesen Stil oder nicht.

Fazit:
Reizvoller und sehr origineller Episoden-Roman, welcher der Vampirthematik neue Aspekte entlockt. Die Ideen, welche Carola Kickers hier in einem einzigen Band unterbringt, hätten locker für drei Bücher dieses Umfangs gereicht. So wirkt die Handlung häufig komprimiert und gehetzt, ohne dass eine entsprechende Atmosphäre aufkommt. Das Format des Verlags ist für ein derartiges Buch ohne Innenillustrationen zu unhandlich. Davon abgesehen kommen alle Vampirfans voll auf ihre Kosten und werden gewiss nicht gelangweilt.