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Entschuldigung, ist hier eben ein Bumerang vorbeigeflogen?
"Dark Sector" ist eines dieser Spiele, die nur allzu leicht im Einheitsbrei der Shooter untergehen könnten - zu Unrecht, wie der geneigte Spieler nach kurzer Zeit feststellen wird. Denn dank einiger durchaus innovativer Elemente macht der Titel mehr Spaß, als die ersten Spielminuten vermuten lassen.
Zur Story:
Lasria, eine Stadt im Osten Europas. Der verrückte Wissenschaftler Mezner erschuf hier ein grausiges Virus, das infizierte Menschen in blutrünstige Killermaschinen verwandelt. Diesem unseligen Treiben muss natürlich Einhalt geboten werden, und da auch hohe Militärs heutzutage scheinbar zur Sparsamkeit verpflichtet sind, kommt es günstiger, einen einzelnen Agenten auszusenden, anstatt die infizierte Stadt einfach großflächig zu bombardieren.
An dieser Stelle kommt Hayden Tenno, seines Zeichens Spezialagent, ins Spiel: Ausgerüstet mit dem Standard-Equipment eines Einzelkämpfers gilt es, in die Stadt einzudringen und den verbrecherischen Professor dingfest zu machen. Schon nach wenigen 08/15-Spielminuten gerät Tenno allerdings an einen Gegner, dem er beileibe nicht gewachsen ist, und nach einem recht ungleichen Kräftemessen wird er selbst mit dem Virus infiziert. Ab hier entfaltet das Spiel dann auch langsam seine wahren Qualitäten, denn Tennos Körper beginnt rasch, sich durch die Infektion zu verändern: Während sein rechter Arm eine sehr ungesunde, dunkle Färbung annimmt und sein Körper übermenschliche Kräfte entwickelt, wächst ihm praktischerweise eine neue Waffe direkt aus der Handfläche: Eine Art dreiblättriger Wurfstern, welcher, mit Wucht von sich geschleudert, wie ein Bumerang zu Tenno zurückkehrt. Die neuen Kräfte stellen sich für Tenno als unerlässlich heraus, denn die Reihen der Soldaten und Zombies finden schon bald Verstärkung durch bizarre Ungeheuer, die es ebenfalls auf den Agenten abgesehen haben ?
Wer sich jetzt an Resident Evil, T-Viren und schlurfende Zombies erinnert fühlt, wird in seiner Vorahnung bestätigt: "Dark Sector" orientiert sich stark an den großen Vorbildern des Genres, ohne auch nur in Erwägung zu ziehen, hier irgendwo das Rad neu zu erfinden. Doch das verzeiht man gern, denn wie so oft heißt es auch hier: "Besser gut kopiert als schlecht selbst erfunden", und so wird der geneigte Spieler sehr bald in den Bann düsterer Korridore und geifernder Monster gezogen.
Das Gameplay:
Wo die Story lahmt und nichts als einige verwässerte Bilder im Kopf zurücklässt, weiß das Spiel mit der Einführung des Wurfsterns allemal zu punkten - doch bevor wir näher auf die Vorzüge eines rasiermesserscharfen FSK-18-Bumerangs zu sprechen kommen, nehmen wir Agent Tenno, seine Ausrüstung und die Steuerung erstmal genauer unter die Lupe.
Mit von der Partie ist natürlich die obligatorische Pistole: Nicht stark, aber zuverlässig, ein Kleinod des versierten Zombiejägers eben. Großkalibrigere Waffen wie Shotguns oder Maschinengewehre gibt?s entweder auf dem Schwarzmarkt (wo man auch Upgrades in die Kanonen basteln darf), sie werden einem aber auch freundlicherweise von den zahlreichen Gegnern überlassen, natürlich immer im Austausch für ihr schnell verwirktes Leben. Ist Tenno aber erst einmal selbst infiziert, halten die Waffen fremder Leute so ihre Tücken bereit: Der wuchernde Monsterarm des Protagonisten absorbiert jede Wumme innerhalb von dreißig Sekunden restlos, weshalb man sich allenthalben eine neue besorgen muss. Hier setzt auch gleich ein recht innovatives neues Konzept an: Mit Hilfe des Bumerangs ist es nämlich möglich, auch weit entfernte Waffen heranzuholen. So sitzt man des öfteren in Deckung, wagt sich kurz hervor, um einen Gegner über den Jordan zu schicken, krallt sich anschließend aus sicherer Entfernung die Kanone und feuert dann einfach, bis die Waffe leer ist und man sich die nächste besorgt. Gegnern, die sich gern hinter Maschinengewehren verschanzen, macht man so das Leben zur Hölle, in dem man sich kurzerhand das Maschinengewehr unter den Nagel reißt.
Dies ist nur eine der vielen nützlichen Besonderheiten, mit denen uns der Bumerang, Tennos "Glaive", ausstattet. Seinen Hauptnutzen erzielt das Wurfgerät allerdings aus seinen messerscharfen Kanten: Es dürfen damit nach Herzenslust die Körperteile der Feinde demontiert werden, wodurch das Spiel einen äußerst netten Kill-Bill-Touch erhält, sich andererseits aber auch ganz klar einen wohlverdienten Platz in den Ab-18-Rängen der Shooter sichert. Um es mal vorsichtig auszudrücken: Es geht brutal und kompromisslos zu. Tennos Bumerang durchtrennt Knie, separiert Arme, enthauptet Gegner um Gegner oder halbiert sie schlicht; Blut spritzt, Soldaten schreien wie am Spieß - das ganze ist kein Zuckerschlecken und gannz einfach überhaupt nichts für Kinder.
Befindet sich der Glaive gerade im Fluge, kann man in eine Zeitlupensicht des Bumerangs umschalten und dessen Steuerung per SixAxis selbst in die Hand nehmen. Auf die Weise ist es leicht, die Feinde auch noch hinter der Deckung zu erwischen oder ihnen gezielt die Gliedmaßen abzusäbeln, denn wie schon in "Starship Troopers" heißt es auch hier: "Der Gegner kann keine Knöpfe mehr drücken - mit so einer verletzten Hand." Hält ein Feind für gewöhnlich zwei oder mehr Treffer des Glaives aus, wird er auf diese Weise direkt außer Gefecht gesetzt, wodurch sich die Horden von Zombies und Soldaten ganz gut bewältigen lassen.
Als weiterhin nützlich erweist sich die Funktion, den Bumerang für kurze Zeit mit verschiedenen Elementen auszustatten: Wird er beispielsweise in eine Flamme geworfen, verwandelt er sich in ein Feuerrad, das auch zähe Gegner schnell niederstreckt, und Feinde im Wasser schmoren im eigenen Saft, wenn sich ein elektrisch geladenes Wurfgeschoss in ihre Nähe gesellt. Zudem gilt es immer mal wieder, kleinere Rätsel zu lösen, wobei diese meist darin bestehen, den Bumerang mit einem bestimmten Element zu laden und dann entweder ein Hindernis aus dem Weg zu räumen oder einen Mechanismus in Gang zu setzen.
Leider gewinnt das Spiel im Grunde keine weitere Tiefe, und so nutzen sich die Rätsel und innovativen Eigenschaften des Bumerangs bald ab, bis nur mehr Routine übrig bleibt und man sich während der anbrandenden Zombie- und Soldatenwellen schon auf die Endgegner freut.
Die sind nämlich meist groß, garstig und nur mit einer speziellen Taktik zu besiegen - mit schnödem Draufballern kommt man hier nicht weit.
Steuerung und Schwierigkeit:
Die Steuerung von Tenno und seinem Bumerang flutscht leicht von der Hand und verdient einen dicken Pluspunkt. Man fühlt sich bald wie ein Chirurg, so präzise Schnitte sind mit dem Glaive möglich, und auch das Zielen und Von-Deckung-zu-Deckung-Hüpfen brennt sich schnell in die Zockerfinger ein. Freundlich vom Programmiererteam ist eindeutig, dass Agent Tenno keine Anzeige für Lebensenergie aufweist: Wird man zu oft getroffen, verfärbt sich erstmal der Bildschirm - das kennt man inzwischen aus einigen anderen Games -, was einem meist genug Zeit lässt, zu sprinten und sich in Sicherheit zu bringen, bevor man ganz stirbt. Einige trefferlose Sekunden reichen völlig aus, um Tenno komplett wieder herzustellen, und so stürzt man sich ohne große Unterbrechungen zurück ins Gefecht.
Genre-Anfänger dürften sich vermutlich an mancher Stelle schwer tun, vor allem, wenn man auf der Flucht vor Zombies nebenbei noch Rätsel lösen soll, doch auch ein ungeübter Spieler wird auf lange Sicht mit dem Shooter zurechtkommen. Die Frage ist eher, ob das Spiel ihn lange genug am Ball hält, um sich bis zum Ende durchzubeißen, denn nach einiger Zeit beginnt alles, sich ein ums andere Mal zu wiederholen. Der Abwechslungsreichtum eines "Resident Evil" wird hier leider nicht erreicht. Nun, dafür ist das Spiel mit seinen 8 - 12 Stunden Gesamtdauer auch nicht allzu lang geraten, insofern wird die fehlende Abwechslung nicht allzu fad.
Grafik und Sound:
Hübsch! Natürlich ginge es immer noch einen Tick besser, doch das Leveldesign ist ansprechend und weiß mit gezielten Licht/Schatten-Effekten zu glänzen. Die engen, düsteren Korridore bringen einen dazu, sich langsam vorzutasten, und auch die Gegner und vor allem Bosse wissen durch Detailreichtum zu überzeugen. Insgesamt ist das Spiel sehr trist und verwaschen gehalten, kalte Farben wie Blau, Grau und Grün dominieren die Szenerie. Doch eben diese Farbkälte verleiht dem Ganzen den letzten, entscheidenden Anstrich und rundet das Spiel (zusammen mit den genialen Soundeffekten) gelungen ab.
Für die Ohren bietet "dark Sector" nämlich ebenfalls so einiges: Glaive und Waffen klingen richtig schön authentisch, die Hintergrundmusik ist mal auffällig, mal sehr zurückhaltend, aber immer passend, und auch die Synchronisation kann punkten.
Fazit:
Shooter-Fans, die einem storylosen Blutrausch etwas abgewinnen können und sich gern durch einen Gegner nach dem andern kämpfen, dürfen beruhigt zugreifen. Das Spiel bietet zwar kein unglaubliches Spektrum an Möglichkeiten, aber das, was es bietet, hat Hand und Fuß (zumindest, bis der Bumerang vorbeischwirrt).
Alle anderen dürfen einen wohlwollenden Blick auf "dark Sector" werfen, werden aber möglicherweise nicht vollends zufrieden gestellt. Ein netter Happen für Zwischendurch ist Agent Tennos Schnetzelreise jedoch allemal.