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 Clive Barker´s Jericho

Verlag: Codemasters

Cover
Gesamt +++--
Action
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Spielregel
Strategie
Ton


Clive Barker, Altmeister des Horrors und üblicherweise zu Hause im geschriebenen Wort oder Filmen, zeichnet gelegentlich auch für Computerspiele verantwortlich oder leiht ihnen seinen Namen, in diesem Fall "Clive Barker's: Jericho". Der Shooter verspricht, taktisch, gruselig, düster und actiongeladen zu sein - nicht alles davon wurde allerdings entsprechend umgesetzt.

Eine gute Gruselgeschichte lebt vor allem, nun - von ihrer Geschichte. Die ist bei "Jericho" aber sträflich vernachlässigt worden, und so vermag das Ballerspiel gerade dort nicht zu punkten, wo es die besten Treffer hätte erzielen können.

Die Story: Eine uralte Ruinenstadt, irgendwo in der Wüste ... Eine Ruine, mit der etwas nicht ganz in Ordnung ist, denn sie erwacht zu neuem Leben und spuckt Kreaturen aus, die nicht von dieser Welt stammen. Mit einem Hubschrauber wird ein geheimes, siebenköpfiges Spezialteam der Army eingeflogen, um dem Spuk ein Ende zu bereiten. So übernimmt der Spieler anfangs die Rolle von Captain Devin Ross und führt das Team tiefer in die Eingeweide des mysteriösen Ortes. Nicht lange, und das entfesselte Böse sorgt für das frühzeitige Ableben des Captains, der sein Team aber auch im Tode nicht allein lassen will und deshalb als Geistwesen in ihrer Nähe bleibt und lernt, das Bewusstsein der Kameraden unter seine Kontrolle zu bringen. So führt er sein Team selbst im Tod noch gegen das, was ihn umgebracht hat, und eine Reise beginnt, die durch die Zeit selbst führt und durch die blutigsten Epochen der Menschheitsgeschichte. Warum aber eigentlich dieses und jenes gerade jetzt passiert, warum man an der Seite von bestimmten Verbündeten kämpft oder was es mit dem tatsächlichen Hintergrund all dieser Vorkommnisse auf sich hat, bleibt weitgehend im Dunklen.

Das ist natürlich gerade bei einem Spiel, das den Namen eines großen Geschichtenerzählers trägt, äußerst schade. Leider hält sich auch der Gruselfaktor stark in Grenzen, denn statt auf Atmosphäre wurde das Augenmerk eher auf viel Blut und Gewalt gelegt. "Das Böse" kann jedoch in Form von missgestalteten Monstern gut überzeugen, und im Zusammenspiel mit den düsteren, teils organisch (teils aber auch einfallslos und öde) wirkenden Umgebungen kommt das ein oder andere Mal so etwas wie "Hellraiser"-Feeling auf.

Das eigentliche Spiel beginnt mit dem Ableben des Captains, denn anschließend steuert man nicht nur eine Figur, sondern hat Zugriff auf die übrigen sechs Mitglieder des Teams, derer man sich per Tastendruck bemächtigen kann. Interessant ist das deshalb, weil jeder von ihnen andere Waffen und übernatürliche Fähigkeiten besitzt: So kann man, statt zwischen verschiedenen Waffen hin und her zu schalten, einfach die befehligte Person wechseln, wenn man zwischen Scharfschützengewehr, Granatwerfer, Minigun, Katana oder Sturmgewehr wählen möchte. Die Spezialfähigkeiten der Mitglieder reichen von Wiederbelebung über einen Feuerschild bis hin zu der Möglichkeit, die RaumZeit zu beeinflussen und so Geschehenes wieder ungeschehen zu machen.

Diese Spielmechanik ist gleichzeitig Segen und Fluch, denn so innovativ, wie sie einerseits klingt, so tödlich kann sie in Situationen sein, in denen Schnelligkeit gefragt ist und man eher an der Tastenbelegung verzweifelt denn an den feindlichen Einheiten. An vielen Stellen des Spiels dürfen die Gegnerscharen mit der Waffe der Wahl erledigt werden, manche Situationen verlangen aber auch den gezielten Einsatz der Fähigkeiten eines bestimmten Charakters. Dabei geht es oft sehr heftig und hektisch zu, wobei der Schwierigkeitsgrad von knifflig über wirklich hart bis zu unfair alles beinhaltet und damit nichts für Einsteiger ist.

Grafisch steckt "Clive Barker's: Jericho" im Mittelmaß fest und findet insgesamt auch nicht darüber hinaus. Nur der Sound hebt sich durch stimmungsvolle Musik und gute Effekte hervor. Dass das nicht für einen Top-Titel reicht, ist klar, und während einen der Spielfluss schon beim ersten Mal zocken nicht ständig am Ball halten kann, ist ein Wiederspielwert fast gar nicht vorhanden.

Im Großen und Ganzen ein Titel, der deutlich besser hätte ausfallen können und nicht nur an der Story, sondern auch in vielen anderen Bereichen lahmt. Wer sich gruseln will, sollte das Geld lieber in andere entsprechende Spiele investieren und Clive Barker links liegen lassen, obwohl man bei einem Preis von nicht mal dreißig Euro nicht viel falsch machen kann, wenn man gerade Shooterfutter sucht.

Dirk Wonhöfer



DVD | Erschienen: 1. März 2008 | PS3 | Preis: 29,45 Euro

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