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Schlägereien in der U-Bahn, Menschen, die sich das Leben nehmen wollen oder Unfälle auf der Straße: es gibt unendlich viele Situationen, in denen sofortige Hilfe vonnöten ist und ein Anruf bei der Polizeinotrufzentrale erfolgt. Doch während die meisten der Anrufer glauben, dass sich mit dem Aufnehmen der notwendigen Daten und dem gezielten Anfordern von Rettungskräften die Arbeit der dort tätigen Polizisten erschöpft, wissen Eingeweihte, dass es nicht so ist. Von einem dieser Insider stammt das vorliegende Hörbuch, das vornehmlich einschneidende Erlebnisse aus einer langjährigen Tätigkeit bei der Berliner Notrufzentrale enthält und gleichzeitig Informationen aus dem bewegenden Leben des Autors gibt.
Wie gelingt es, eine lebensmüde Rentnerin davon zu überzeugen, dass es sich lohnt, noch einige Jahre durchzuhalten? Was sagt man einem Kind, das seine Mutter verloren hat und sich nun einsam fühlt oder welche Worte bekehren einen Familienvater, der dem Vergewaltiger seiner Tochter den Garaus machen will? Fragen, auf die Cid Jonas Gutenrath tagtäglich eine Antwort finden muss. Dabei reichte es nicht aus, mit allgemein gebräuchlichen Fakten aufzuwarten oder sich in nichts sagenden Plattitüden zu ergehen. Denn wenn eine Psychologiestudentin aus dem Fenster springen möchte oder ein schwer verletzter Mann blutend im Park liegt, ist viel Einfühlungsvermögen gefragt, um nicht nur tatkräftige Hilfe, sondern auch emotionalen Beistand zu leisten.
Geradeheraus, mit Gefühlen und witzigen Pointen versehen, unheimlich nah und doch distanziert, gibt Cid Jonas Gutenrath einen Einblick in seine Tätigkeit bei der Notrufzentrale der Berliner Polizei und lässt es sich nicht nehmen, brisante Fälle ins Rampenlicht zu rücken. Denn kaum jemand seiner Hörer weiß, in welcher Zwickmühle der ehemalige Türsteher, Marine-Taucher, Bundesgrenzschützer, Streifenpolizist und Zivilfahnder steht, wenn seine Anrufer über Ausländerhass oder Glaubensfragen, Angst oder Liebe diskutieren wollen. Ein interessanter Streifzug quer durch menschliche Verhaltensweisen, bei dem es der Autor nicht versäumt, auch Erlebnisse aus seinem früheren Berufsleben beizusteuern.
Gelesen werden die bewegenden, informativen und ab und an auch witzig verlaufenden Schilderungen des telefonisch Hilfe leistenden "Bullen" von Peter Jordan, dessen Interpretation gut zu der eigenwilligen Art des Berliner Polizisten passt. Ob sachlich und faktenorientiert, anteilnehmend und interessiert oder lässig mit ironischem Unterton, stets trifft er den passenden Ton und verkörpert so einen verantwortungsvollen Polizisten, der dringend notwendige Hilfe koordiniert und gleichzeitig Anteil an den Schicksalen vieler Menschen nimmt.
Fazit:
Überaus fesselnd und hörenswert präsentiert sich "110 - Ein Bulle hört zu" und gewährt einen interessanten Einblick in die vielschichtige und anspruchsvolle Arbeit in der Notrufzentrale der Polizei.
Eine Hörprobe gibt es auf der Website des Verlages.