Dr. Watson ist krank und nervlich angegriffen aus dem Krieg in Afghanistan nach London zurückgekehrt. Er weiß nicht recht, was er mit sich anfangen soll; ein Freund stellt ihm einen etwas eigenartigen Bekannten namens Sherlock Holmes vor, der einen Mitbewohner sucht.
Watson willigt ein, mit Holmes zusammenzuziehen, und ehe er sich versieht, ist er bereits in den ersten von ihm dokumentierten Sherlock-Holmes-Fall verwickelt - Inspektor Lestrade vom Scotland Yard hat sich an Sherlock Holmes gewandt, nachdem in einer Wohnung eine äußerlich unverletzte Leiche in einer Blutlache gefunden wurde. An der Wand steht mit Blut das Wort "Rache" geschrieben. Zudem hat der Tote einen Ring bei sich.
Sherlock Holmes zieht völlig andere Schlüsse als Lestrade und begibt sich auf die Suche nach weiteren Anhaltspunkten. Zur Verblüffung von Dr. Watson führt die Spur nach Amerika, genauer: nach Utah, und nun wird eine zwanzig Jahre vor der eigentlichen Handlung angesiedelte Geschichte eingeblendet, die Geschichte des Mädchens Lucy und des Abenteurers John Ferrier, die beide zufällig die einzigen Überlebenden eines Trecks nach Westen sind. Sie werden von Mormonen gerettet, Ferrier adoptiert die kleine Lucy, und die beiden bewirtschaften die Ferrier zugewiesene Farm und fügen sich in die Gemeinschaft der Mormonen ein.
Doch nun, da die einstmals verfolgten Mormonen autark geworden sind, werden die Prediger zu Despoten. Dies geht für Ferrier und Lucy so lange gut, bis Lucy ins heiratsfähige Alter gekommen ist und sich zwei der unsympathischen Mormonenführer für sie zu interessieren beginnen. Lucy liebt heimlich einen anderen Mann, Ferrier möchte sie vor dem Zugriff der mächtigen, siegesgewissen Freier schützen - und so kommt es zur Tragödie.

Diese wie üblich von Arthur Conan Doyle hervorragend auskomponierte Geschichte besteht aus drei Teilen: einer Art Einleitung, in der Holmes und Watson einander kennen lernen, mit dem oben erwähnten Mordfall betraut werden und Nachforschungen anstellen, der eingeschobenen Geschichte von Lucy und John Ferrier und ihrem Konflikt mit den Mormonen, deren Zusammenhang mit der Bluttat in London zunächst unklar bleibt, und der Auflösung, die selbstverständlich in London zutage tritt. Sherlock Holmes erläutert in diesem dritten Teil detailliert, wie er die richtigen Schlüsse gezogen hat.
Es dürfte keinen, der Sherlock Holmes auch nur flüchtig kennt, erstaunen, dass diese Geschichte die eine oder andere verblüffende Wendung nimmt. Sie bezieht auch das moralische Bewusstsein des Lesers ein, denn im Grunde geht es um die Frage, ob Lynchjustiz unter bestimmten Umständen berechtigt sein kann.
Die Umsetzung dieser Geschichte zum vorliegenden Hörspiel durch die BBC ist hervorragend gelungen. Eine ganze Reihe ausgezeichneter Schauspieler spricht die verschiedenen Rollen; jene des erzählenden Dr. Watson hat Michael Williams übernommen, Holmes wird von Clive Merrison verkörpert. Diese beiden ergeben zusammen ein glaubwürdiges akustisches Abbild des Gespanns Holmes-Watson. Kurzweilig, packend und ausdrucksstark präsentieren sie und die weiteren Sprecher den Fall. Dass der deutschsprachige Besitzer der beiden CDs bestes Englisch zu hören bekommt, dürfte klar sein; auch wer etwas aus der Übung ist, wird sich dank der präzisen, aber nicht manierierten Aussprache rasch hineinhören in die Fremdsprache.
Abgesehen vom Unterhaltungswert bietet dieses Hörbuch somit auch eine Möglichkeit, das Verstehen des Englischen zu trainieren, wozu auch das Vorhandensein von etlichen unterschiedlichen Männer- und Frauenstimmen beiträgt, und die typische Sprachmelodie aufzunehmen.
Das Booklet stellt die Besetzung der Rollen vor und enthält Kurzbiografien von Arthur Conan Doyle sowie der Schauspieler Clive Merrison und Michael Williams. Die CDs sind in Einheiten von etwa fünf Minuten aufgeteilt, sodass man nach Unterbrechungen die "Lektüre" problemlos wieder aufnehmen kann.
Eine ausgezeichnete Umsetzung der ohnehin sehr gelungenen Vorlage von Arthur Conan Doyle! Der Preis ist einem Hörbuch dieser Qualität angemessen.