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Die Heilkunde hat in der Menschheitsgeschichte eine uralte Tradition. Schon in der Steinzeit wurden Operationen durchgeführt, doch als wissenschaftliche Disziplin konnte sich die Medizin erst in der Antike etablieren. Analog machte der Arztberuf eine Entwicklung durch.
Im hier vorgestellten Buch werden zum einen bedeutende Ärzte aus der Antike portraitiert, zum anderen geht es um die Medizingeschichte, um Theorien und Heilmethoden jener Zeit. Die Kapitel richten sich nach den großen Kulturkreisen der europäischen Antike aus: Griechenland, Etrusker, Rom. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit verschiedenen Bereichen der antiken Medizin und ist passend "Von Abtreibung bis Zahnmedizin" betitelt.
Im Griechenland-Kapitel erfährt der Leser, beginnend mit der Asklepiosmedizin und den Philosophenärzten, wie die Medizin in Griechenland fortschritt und welche großen Ärzte, darunter Empedokles, Hippokrates und Diokles, sie prägten. Der kurze Abschnitt über die Etrusker vermag aufzuzeigen, dass auch jenes nach wie vor etwas mysteriöse Volk bereits auf eine gut entwickelte Heilkunde zurückgreifen konnte, die sogar, wenn wohl auch nur für Reiche, ausgeklügelte Zahnprothesen und Brücken bereitzustellen vermochte.
Die Griechen dominieren durchaus zu einem guten Teil auch das Rom-Kapitel, denn viele griechischen Sklaven wurden zu Ärzten ausgebildet, und auch im griechischen Teil des Römischen Reichs wurde weiter geforscht und gewirkt. In diesem Abschnitt geht es nicht zuletzt darum, wie sich eine zuverlässige Ausbildung für Ärzte durchsetzte und sich der Arztberuf ausdifferenzierte. Auch dieser Abschnitt hält viele interessante Informationen über Theorien und Praxis bereit – und nicht zuletzt eine Reihe Kurzbiografien.
Von Abtreibung, Aphrodisiaka und Ärztinnen bis zu Tierheilkunde, Trepanation und Zahnheilkunde führt das letzte Kapitel mit Arztgrößen wie Theophrast von Eresos und Plinius dem Älteren. Abschließend wird kurz auf die Traditionelle Europäische Medizin, ihre Richtungen und ihre Neuorientierung in letzter Zeit eingegangen.
Der Wechsel zwischen Historie, Theorie, Praxis und den Kurzbiografien berühmter und bedeutender antiker Ärzte macht den Reiz dieses Buchs aus, das an keiner Stelle trocken wirkt und neben einer Fülle an Informationen dem interessierten Laien auch Unterhaltung auf hohem Niveau bietet. Fachspezifische Vorkenntnisse sind für die Lektüre nicht vonnöten.
Innerhalb der Kapitel herrscht überwiegend eine chronologische Ordnung der einzelnen Beiträge vor; manche Themen freilich übergreifen mehrere Epochen der Antike.
Gelegentlich findet man Ausblicke in die Gegenwart, zum Beispiel, wenn es um die Gesundheitspflege geht, die bereits im alten Griechenland eine wichtige Rolle spielte. Viele Praktiken wie etwa die auch im Mittelalter noch genutzte "Drecksapotheke", also die Verwendung von Fäkalien, anderen Körpersekreten und sonstigen widerlichen Substanzen als Heilmittel, erscheinen uns heute nicht nur befremdlich, sondern abstoßend. Verblüffen mag hingegen der Umstand, dass man bereits in der Antike erfolgreich Staroperationen durchführte. Gerade hinsichtlich der Stärken der antiken Medizin hat das letzte Kapitel viel Interessantes zu bieten.
Während die Unterkapitel mit medizinischen, philosophischen oder historischen Themen klassisch, allerdings in zwei Spalten, gehalten sind, wurden die Biografien ebenso wie immer wieder eingefügte Infokästen mit speziellen Inhalten, etwa Informationen zu bestimmten Heilpflanzen, farbig unterlegt. Zahlreiche meist großformatige Abbildungen ergänzen die Texte. Es handelt sich um Fotos ärztlicher Instrumente, aber auch um Abbildungen von Kunstwerken, auf denen Szenen aus der ärztlichen Praxis zu sehen sind, von Schriften und manchem mehr.
Informativ und unterhaltsam, häufig äußerst verblüffend präsentieren sich die Inhalte dieses schön aufgemachten Buchs, dessen Lektüre dem Leser einen spannenden und recht gründlichen Einblick in die antike Medizin bietet – und ihm Respekt abnötigt.