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Der Name Helmut Newton steht für einen der bekanntesten Fotografen überhaupt, der Name June Newton für die Frau an der Seite des Künstlers. Doch Newtons Ehefrau war mehr als das: Sie war Alice Springs – unter diesem Pseudonym begann die Australierin 1970 als fast Fünfzigjährige ein eigenes fotografisches Werk zu schaffen.
Mit Erfolg: Sie bekam Aufträge für Werbefotografien, die Ergebnisse ihrer Arbeit zierten die bekanntesten Modezeitschriften, und die Helmut Newton Stiftung in Berlin hat der Fotografin einen eigenen Raum gewidmet und ihn liebevoll "June’s Room" genannt: Hier werden regelmäßig wechselnde Bilder von ihr ausgestellt. Vom 12.06.2010 bis zum 15.5.2011 widmete die Stiftung ihr sogar ihre weltweit erste Retrospektive, in der 250 ausgewählte Werbe-. Mode-, Akt- und Porträtfotografien aus allen vier Jahrzehnten ihres Schaffens zu sehen waren. Der Ausstellungskatalog ist im Taschen Verlag erschienen.
Der Band beginnt mit Arbeiten vom Beginn ihrer Karriere als Werbefotografin für die französische Zigarettenmarke "Gitanes" und den Pariser Starfriseur Jean-Louis David.
Den Schwerpunkt der ausgewählten Fotos bilden jedoch Schwarz-Weiß-Porträts von Schauspielern, Musikern, Modeschöpfern und anderen Künstlern und Künstlerinnen. Auf gut 70 Seiten finden sich Bilder von Hubert Givenchy, Karl Lagerfeld, Joseph Beuys, Dennis Hopper, Sting, Richard Avedon und zahlreichen anderen, teils großformatig, teils als Zusammenstellung von vier oder mehr Bildern pro Seite. Die Aufnahmen bestechen durch ihre Natürlichkeit, die bei aller Inszenierung stets erhalten bleibt. Besonders stark wirkt in dieser Hinsicht eine Fotoserie, in der June Newton Hollywood-Stars wie Brigitte Nielsen mit ihren Babies vor die Linse nimmt und dabei den professionell bedingt perfekten Look der Mutter und die Unberechenbarkeit des Kindes gegeneinander antreten lässt.
Auf rund 20 Seiten gibt es außerdem mal eher naturalistische, mal stilisierte Aktaufnahmen unbekannter Männer und Frauen, mal in Schwarz-Weiß, mal in Farbe, zu sehen. Zum Abschluss sind noch mehrere Bildstrecken zum Thema "Helmut at Work" abgedruckt, in denen June Shootings ihres berühmten Mannes eingefangen hat. Diese sind allerdings lediglich als Gimmick zu betrachten, können die auf Negativgröße abgebildeten Bilder doch nicht wirklich mehr bieten als vage Impressionen.
Wer sich für June Newtons oder interessiert (oder bislang auch nur ein Fan von Helmut Newton ist, an dessen Werk sich die Bilder seiner Frau doch stark zu orientieren scheinen), kann sich mit dem Ausstellungsband eine gute Zusammenstellung aus ihrem Oeuvre ins Haus holen.
Dabei bietet der Taschen Verlag wie immer ein verführerisches Preis-Leistungs-Verhältnis: Den 144-seitige Bildband im Format 24,5 x 29,8 cm, mit Fadenheftung und hochwertigem Druck, kann man für knapp 30 Euro sein Eigen nennen. Auf Hintergrundinformationen zu einzelnen Fotos sowie zum Leben und Werk June Newtons muss der Käufer des Bandes allerdings weitgehend verzichten. Immerhin lässt sich im kurzen Begleittext aber in June Newtons eigenen Worten nachlesen, wie ihre Karriere als Fotografin begonnen hat – nämlich durch eine Grippe ihres Mannes, während der dieser sie um Übernahme seines "Gitanes"-Auftrags gebeten hat.