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 Anton aus Absurdistan

Autoren: Michael Schulden
Illustratoren: Christine Brand
Verlag: LAPPAN Verlag

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Anton soll sieben Brötchen von der nahen Bäckerei mitbringen. Es ist das erste Mal, dass Antons Mutter ihn alleine losschickt. Er schnappt sich seinen Anorak, die Brötchentüte und eilt davon. Das kann ja nicht so schwer sein, denkt Anton - bis er plötzlich nur noch sehr langsam und mühselig weiterkommt. Eine Gehwegplatte klebt an seinem Fuß und will mit. Egal, denkt sich Anton, nur die Brötchen sind wichtig. Doch als er wenig später die Straße überqueren will und dafür den Knopf der Ampel drückt, wird alles noch viel schlimmer. Nun muss Anton auch noch die große, schwere Ampel mitschleppen, denn auch die klebt an ihm fest.
Doch damit ist sein Leidensweg zur Bäckerei noch lange nicht zu Ende. Als er kurz verschnaufen will und sich an das nächste Haus anlehnt, klebt auch das an seinem Rücken fest. Anton braucht für die paar Schritte zur Bäckerei eine halbe Ewigkeit, doch ahnt er nicht, dass auch das Haus noch nicht das Schwerste ist, das sich an ihn zu hängen gedenkt. Heute ist Absurdistan wirklich kein leichtes Pflaster für Anton. Und was erst seine Mutter sagen wird, wenn er unverrichteter Dinge nach Hause kommt, kann Anton sich denken.


Nicht der Inhalt dieser Geschichte ist es, der fasziniert. Der ist relativ banal, ein wenig verrückt und schnell erzählt. Eher schon ist es die Tatsache, dass diese Geschichte in Reimen - und beileibe nicht in schlechten - daherkommt. Doch auch das macht aus diesem Buch noch nicht ein wahres Wunderwerk. Nein, es sind die Bilder, die Kinder und Erwachsene begeistern.

So lustige, vielfältige, detailreiche und vor Überraschungen nur so strotzende Bilder hat noch kein Bilderbuch in sich vereint. Zu Hunderten verstecken sich Gags und Anspielungen, Witziges und Absurdes in diesen Zeichnungen. Was Christine Brand da zu Papier gebracht hat, ist einfach nur meisterhaft. Minutenlang betrachtet man staunend die Bilder, ehe man die Reime vorträgt. Immer wieder entdeckt man Details, die man übersehen hat, immer öfter blättert man zurück und sucht weitere Einzelheiten.

Ob es die Schuhe Antons sind, die sich als Tiere entpuppen, der Anorak, der aussieht wie ein Drache mit Schwanz, Rückenschuppen und zahnbesetztem Maul, die Brötchentüte, die wie ein seltsames Lebewesen an seinem Handgelenk hängt, sein Halstuch, das in Wirklichkeit eine Schlange zu sein scheint oder sein Kopfband, das gleich aus zwei Schlangen besteht. Jede Person, jede Figur, jedes Haus, jedes noch so kleine Ding auf den Bildern ist etwas anderes, als es auf den ersten Blick zu sein scheint.
Häuser haben plötzlich Füße, Mäuler, Ohren, Augen, Hüte. Schiffe sind in Wahrheit Tassen, die Insassen Fische, Monster oder Menschen mit seltsamen Kleidern, die wiederum Tieren ähneln.
Jeder Quadratzentimeter der Bilder ist einen genauen Blick wert, das "Lesen" gerät zur Suche nach Neuem, Witzigem, Überraschendem. Und jedes Kind, ob vier oder zehn Jahre alt, sucht eifrig mit, lacht immer wieder auf, staunt über die Fantasie der Zeichnerin und über die versteckten Details.

Zwar sind auch die Verse witzig, die Geschichte allemal - vor allem der wiederkehrende Reim, den alle mitsingen sollen, wird zu einem echten Ohrwurm - aber über allem thront das Werk der Illustratorin, die aus dem guten Buch von Michael Schulden ein überragendes Meisterwerk machte. Hier ist jeder investierte Cent das Dutzendfache wert.

"Anton aus Absurdistan" ist genial. Schlicht und einfach genial. Niemand wird den Kauf bereuen, der auch nur ein Quäntchen Albernheit in seinen Adern fließen hat. Denn hochgeistig oder lyrisch korrekt ist Anton nicht, nur albern, lustig und für die Kleinen die reinste Freude am Schauen und Zuhören.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 1. Juli 2008 | ISBN: 9783830311249 | Preis: 12,95 Euro | 32 Seiten | Sprache: Deutsch

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