Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Der Name Dick King-Smith wird wohl nur wenigen Lesern etwas sagen - zumindest so lange, bis der Titel "Ein Schweinchen namens Babe" ins Spiel kommt. Doch der englische Schriftsteller ist nicht nur der Autor der Romanvorlage dieses erfolgreichen Filmes, er hat auch viele weitere Tiergeschichten für seine jungen Leser verfasst. Zuletzt, nämlich im Dezember 2005, erschien in Deutschland die Taschenbuchausgabe seiner Erzählung "Aristoteles", die von den wilden Abenteuern eines jungen Katers berichtet.
Aristoteles ist ein frecher und übermütiger kleiner Kater, dem kein Wagnis zu groß scheint. Ein Glück für ihn, dass er bei der guten Hexe Bella Donna wohnt, denn die sorgt sich liebevoll um ihn und bewahrt ihn vor größeren Unglücken. Dennoch begibt sich der junge Kater ständig in Gefahr: Er fällt in einen lustig plätschernden Fluss, legt sich mit einem gefährlichen Hund an, tollt über Eisenbahnschienen und noch vieles mehr
Doch während er lernt, selbstständig auf sich achtzugeben, verliert er trotz des Schutzes Bella Donnas immer wieder eines seiner neun Katzenleben. Doch vielleicht gelingt es Bella Donna ja doch noch, ihren Schützling auf einen vernüftigen Weg zu führen
Mit seiner Idee zu "Aristoteles" hatte Dick King-Smith einen Einfall, der das Potenzial hat, zu einer wunderschönen und ansprechenden Geschichte ausgearbeitet werden zu können. Einen wilden, unbedacht handelnden und damit auch sympathischen kleinen Kater heranwachsen zu lassen und ihn mit Hilfe seiner neun Leben die Gefahren der Welt kennenlernen zu lassen ist spannend, amüsant und unterhaltsam; doch das Konzept hat leider einen großen Schwachpunkt, der die Atmosphäre der Erzählung zum Schluss hin stark vermindert. Denn obwohl Dick King-Smith seine Geschichte ansprechend, locker, rührend und liebenswürdig erzählt und jüngere Leser mit der kurzen Lektüre sicherlich ihren Spaß haben werden - dass Aristoteles innerhalb kürzester Zeit acht seiner Leben verspielt und danach plötzlich zur Vernunft kommt und mit seinem letzten verbliebenen Leben ein langes Katzendasein hat, wirkt auf den Leser doch sehr unwahrscheinlich. Dieser Eindruck entsteht vor allem dadurch, dass der Leser nicht wirklich das Gefühl hat, dass während dieser lehrreichen Tage Zeit vergeht, sondern sich alle Unglücke nahtlos aneinander reihen (was allerdings nicht gänzlich der Fall ist) - schöner wäre es gewesen, wäre die verstreichende Zeit deutlicher gezeigt worden oder hätte sich der Entwicklungsprozess des kleinen Katers über einen längeren Zeitraum denn nur über wenige Wochen erstreckt.
An dieser Stelle sollen noch zwei Fehler des Verlags angesprochen werden, die zwar klein und nahezu unbedeutend, nichtsdestotrotz dennoch ärgerlich sind. Zum einen ist die Angabe "Titel der Originalausgabe: Aritoteles" falsch (denn natürlich heißt die Erzählung auf Englisch "Aristotle"), zum anderen trifft die Aussage "Aristoteles ist seine [Dick King-Smiths] erste Katzengeschichte", die in dessen Kurzbiografie gemacht wird, nicht zu - schließlich ist King-Smith der Verfasser der wunderbaren Erzählung "Martins Mice", die bereits 1988 veröffentlicht wurde und von einem Kater erzählt, der es ablehnt, Mäuse zu fressen, und sie statt dessen als Haustiere hält. (Auf Deutsch erschien die Geschichte unter dem Titel "Spatz und Maus".)
Fazit:
"Aristoteles" ist eine liebenswürdige und locker erzählte Geschichte aus der Feder Dick King-Smiths, deren Schluss jedoch ein wenig unglaubwürdig wirkt. Bob Grahams Illustrationen begleiten die Erzählung zwar anschaulich, präsentieren sich allerdings zu blass und farblos - gerade Kinder sind leichter mit bunten, knalligen Bildern zu begeistern. Dennoch werden jüngere Leser während der kurzweiligen Lektüre sicherlich auf ihre Kosten kommen.