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 Arno Fischer: Fotografie / Photography


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
In der Kunst- und Ausstellungshalle Bonn fand vom 5.11.2009 bis 3.1.2010 eine Ausstellung von Werken des Künstlers Arno Fischer statt, des "bekanntesten der unbekannten Fotografen", wie es im ersten Essay des hier besprochenen Ausstellungskatalogs heißt. Dies trifft wohl zu: Hört oder liest man eine Aufzählung der ganz großen Fotografen, so wird Arno Fischer kaum einmal erwähnt; befasst man sich eingehender mit Fotografie, so kommt man um ihn nicht herum.
Über Jahrzehnte hat der gebürtige Ostberliner Menschen und Szenen fotografiert. Sein erstes Foto zeigt das brennende Berlin 1943. Fischers Bilder dokumentieren die Nachkriegszeit und die darauf folgenden Phasen, hauptsächlich in der DDR und der Sowjetunion, aber auch in anderen Ländern; teils, in Zeiten, in denen dies möglich war, auch in Westberlin.
Das Buch umfasst neben einem Geleitwort und zwei Essays, die sich mit Fischers Leben und Kunst auseinandersetzen, einem Werkverzeichnis, einer Biografie und einer Bibliografie selbstverständlich eine Fülle an Fotografien, darunter auch etliche Polaroid-Aufnahmen in Farbe, eine Art Ausnahmeerscheinung im Werk des sonst ausschließlich schwarzweiß fotografierenden Künstlers. Alle Texte einschließlich der Bildunterschriften liegen auf Deutsch und Englisch vor.

Es sind alltägliche Menschen, die Arno Fischer portraitiert, meist, wenn diese sich unbeobachtet fühlen – ganz gewöhnliche Menschen in Alltags-, bisweilen auch in ungewohnten Situationen. Das Individuum in der Gruppe, das Individuum, eingerahmt von einer für es typischen oder, seltener, völlig atypischen Umgebung: Fast immer richtet sich der Fokus auf eine einzelne Person, die ruht, während andere sich bewegen, die ihren Blick ganz versammelt auf etwas oder jemanden richtet, das oder den der Betrachter nur erahnen kann. Oft sind diese Menschen voller Ernst, ärmlich, einfach und doch in einer Weise aufgenommen, die ihre Würde nicht nur bewahrt, sondern hervorhebt. Man ahnt, dass hinter der Kamera ein ausgezeichneter Menschenkenner steht, jemand, dem sich Persönlichkeiten schon im Vorübergehen auf der Straße, im Wortsinn innerhalb eines Augenblicks erschließen; und jemand, der seinen Eindruck authentisch aufs Bild zu bannen vermag.
Emotionen, Bewegung im konkreten wie im übertragenen Sinne, Spannung, ebenso jedoch Ruhe und Besinnlichkeit: wie die Portraits, so halten auch die Aufnahmen von Tieren oder unbelebten Szenerien ein breites Spektrum an Inhalten bereit. Eine Sonderstellung nehmen die Polaroids ein, kleine Bilder, die oft wie Gemälde anmuten und sich überwiegend mit der Natur auseinandersetzen. Da sich das Motiv selbst nicht immer erschließt, regen sie zum Nachdenken, zum Abstrahieren an.
Doch auch die Essays sollen an dieser Stelle Erwähnung finden. Sie ergänzen den eigentlichen Katalog in umfassender Weise und bringen dem Betrachter die abgebildeten Fotografien sowie Fischers Biografie und Gesamtwerk näher.
Layout und Aufmachung lassen nichts zu wünschen übrig: Die Fotos werden optimal präsentiert – von den Polaroids abgesehen, nie mehr als eines pro Seite. Das großzügige Format bringt die Bilder sehr gut zur Geltung; mattes Papier verhindert störende Reflexionen.
Dieses Buch ist nicht nur Ausstellungsbesuchern, sondern jedem an Fotografie Interessierten zu empfehlen!

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 18. November 2009 | ISBN: 9783775725484 | Preis: 39,80 Euro | 228 Seiten | Sprache: Deutsch, Englisch

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