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Die Schlange, die die Menschen verführt - Anguis Seductor Hominum. Genannt wird sie "Ash", das ist ihr Name, doch sie erinnert sich nicht daran, warum sie so heißt. Viele hundert Jahre wurde sie eingesperrt und von den Menschen ferngehalten, doch jetzt hat der junge Wissenschaftler Faust sie aus ihrem unendlichen Schlaf erweckt.
Ash sieht aus wie eine gewöhnliche hübsche junge Frau, doch sie birgt nicht nur ein Geheimnis. In der Hand des Wissenschaftlers ist sie, weil sie den Schlüssel zum ewigen Leben in den Händen zu halten scheint, schließlich ist sie auch nach ihrer Jahrhunderte dauernden Gefangenschaft nicht gealtert oder gar gestorben. Nur wie soll man jemandem ein Wissen entlocken, an dass er sich selbst nicht erinnert?
Bevor Faust ausreichend tief in Ashs Vergangenheit vordringen kann, gelingt es dem Mädchen, sich aus seiner Gefangenschaft zu befreien. Sie will nicht das Werkzeug eines Mannes sein, der sie für seine Zwecke missbrauchen will. Doch die Welt hält weitere Gefahren für sie bereit, sie kann von Glück reden, als eine Bande von Straßenjungen sich ihrer annimmt und sie in ihre Reihen aufnimmt. Gemeinsam mit dieser Bande von Strolchen wird ein Plan ausgeheckt, der sowohl ihr als auch den Jungen nützen soll. So gelangt sie als Dienerin in ein Mädchenpensionat. Doch auch hier lauern Rätsel und Gefahren. Durch einen Zufall entdeckt Ash sogar ein weiteres Geheimnis, das sie umgibt. Wird sie hier endlich erfahren, wer sie wirklich ist?
"Ash" ist als "Splitter Double" erschienen, also in einem Doppelband, der zwei Einzelteile zusammenfasst. Es fällt schwer, die Geschichte einem Genre zuzuordnen. Düstere Steam-Fantasy trifft es vielleicht ganz gut, denn durch den Charakter des Wissenschaftlers Faust kommen allerlei dampfbetriebene, technische Spielereien in der Geschichte vor. Von einem künstlichen Herzen über ein riesiges, laufendes Gefängnis bis hin zu einem Roboter, der an den Studio Ghibli-Film "Laputa" erinnert, ist alles dabei. Überhaupt erinnert der Stil, sowohl was die Erzählung an sich als auch die Zeichnungen angeht, sehr stark an japanische Werke. "Ash" wirkt wie ein farbiger Manga im übergroßen Format. Gerade die Darstellung der Protagonistin bestätigt diese Einschätzung, sie brilliert vor allen Dingen durch ihr Aussehen mit ihren großen Augen, der Stupsnase und ihren kleinen, vollen Lippen. Als starker Charakter bleibt sie allerdings schnell auf der Strecke, ganz im Gegenteil hat man permanent das Gefühl, Ash sei einfach nur ein Spielball von verschiedenen mächtigen Männern.
Ebenfalls oft bei einem Manga und auch hier anzutreffen, ist eine Geschichte, die aus verschiedenen Versatzstücken zusammengesetzt ein Ganzes ergibt. Steampunk-Elemente wurden bereits angesprochen. Faust dürfte wirklich jedem ein Begriff sein, der Charakter wurde hier allerdings gänzlich anders als bei Goethe umgesetzt. Der Pakt mit dem Teufel spielt allerdings eine ebenso große und zentrale Rolle. Dazu kommen Verrat und Intrige der Kirche, eine Bande von Straßenjungen, die an Geschichten wie "Oliver Twist" erinnert und ein Mädchenpensionat mit der unvermeidlichen, strengen Führungspersönlichkeit in Form einer älteren Dame. Das alles ergibt einen originellen Genremix, der viel Potenzial gehabt hätte, leider geht aber viel verloren, da die Story deutlich hinter den Zeichnungen zurückbleibt. Der Autor François Debois hat hier einfach zu viel gewollt. Gerade Ash als Charakter hätte viel hergegeben, es bleiben aber zu viele Fragen offen, um dem Leser ein wirklich befriedigendes Bild dieses ungewöhnlichen Mädchens zu bieten. Er stolpert durch eine Handlung, die nach der (nicht ganz unerwarteten) Enthüllung am Ende des ersten Teils nur noch wenige Überraschungen zu bieten hat und am Ende schlicht offen bleibt, als würde es sich nur um eine Einleitung zu etwas Größerem handeln.
Lesern, die grundsätzlich Spaß an Mangas haben, dürfte "Ash" gefallen. Gerade die wirklich großartigen Zeichnungen der Protagonistin und der anderen jungen Frauen wissen zu begeistern. Für einen wirklich guten Comic reicht das aber leider nicht. Nur wer mit einer "Wierd Fiction" zufrieden ist, die nicht hinterfragt werden darf und bei der man sich einfach an den schönen Ideen zu einer Szene erfreut, wird mit "Ash" wirklich voll zufrieden sein.
Dieser Comic ist ein netter Lesespaß für zwischendurch, weiß den anspruchsvollen Leser aber leider nicht zu erreichen.
Tipp: Vor dem Kauf unbedingt die Leseprobe auf der Webseite des Splitter-Verlags ansehen.