Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Jemand hat eine gefährliche Droge auf den Markt geworfen. Was eine schlichte Kopie eines Medikaments sein sollte, bringt Menschen um. Agent Eliasz und sein Partner Paladin nehmen die Spur auf und finden Jack, eine Wissenschaftlerin, die ihren Lebensunterhalt damit verdient, Kopien beliebter Drogen herzustellen. Doch so einfach, wie der Fall scheint, ist er nicht, denn möglicherweise ist Jack nicht die gedankenlose Kriminelle, als die sie dargestellt wird und es ist durchaus möglich, dass nicht die Kopie fehlerhaft ist, sondern bereits das Original.
Leistungssteigernde Mittel hat es immer schon gegeben. Nun aber kommt Zacuity auf den Markt, ein ganz neues, fantastisches Medikament, mit dem es sich besser, schneller und freudiger arbeiten lässt. Es ist so toll, dass es die Arbeitgeber direkt verteilen, um ihre Angestellten bei Laune und Arbeit zu halten. Dummerweise hat es eine ungeahnte Nebenwirkung. Es macht süchtig nach Arbeit, so sehr, dass Menschen sogar an Arbeitswut versterben. Für den Hersteller ist das eine Katastrophe und daher muss ein Sündenbock her. Jack, eine Patentpiratin hat eine Raubkopie Zacuitys hergestellt und nun ist ihr das Gesetz auf den Fersen. Genauer gesagt sind Agent Eliasz und Paladin, ein Militärroboter, ausgesandt um Jack zu finden. Beide arbeiten ganz neu zusammen und harmonieren gut miteinander. Vielleicht, so lernt Paladin, verstehen sie einander ungewöhnlich gut, bisweilen besser als angedacht.
Autorin Annalee Newitz macht keinen Hehl daraus, der Fokus der Geschichte liegt nicht auf der Dramatik, die sich durch das vermeintliche Verbrechen des Drogenhandels entwickeln könnte, sondern auf den Beziehungen zwischen den Charakteren. Zwischenmenschlich lässt sich in diesem Fall nicht sagen, denn ein paar der Figuren sind künstlich. Paladin zum Beispiel ist ein Roboter des Militärs, entworfen um effektiv und tödlich zu sein. Er entwickelt sich durch die Zusammenarbeit mit Eliasz, der durch seine Gefühle für den Bot ein wenig aus der Fassung gerät. Dass Paladin ob der ungewohnten Situation erst neugierig und dann durchaus empfänglich für Eliasz Zuneigung wird, gibt der Handlung eine ganz neue Richtung. Denn inwiefern kann eine programmierte Intelligenz eigenständig entscheiden, was sie mag und was nicht? Kann jemand, der jederzeit umprogrammiert werden kann, ein eigenes (Liebes-)Leben haben?
Jack dagegen, eine Wissenschaftlerin im Kampf gegen Großkonzerne, stellt zu ihrem Schrecken fest, dass sie unwissentlich eine gefährliche Droge verbreitet hat und nun getötet werden soll. Noch dazu hat sie einen jungen Mann aufgegabelt, Dreinull, der als Sklave verkauft wurde und mit seiner neu gewonnenen Freiheit nichts anzufangen weiß. Er stammt aus einer armen Familie, die sich keinerlei Bürgerrechte leisten konnte, da diese in dieser Welt gekauft werden müssen. Worin liegt die Autonomie, ihn einfach unvorbereitet in die Freiheit zu entlassen? Und, wenn diese Welt von Großkonzernen beherrscht wird, wer ist dann überhaupt noch autonom?
Da der Roman aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt wird, unter anderem aus Paladins Sicht, bleibt er streckenweise recht spröde. Keine der Figuren hat die Zeit oder den Spielraum für große Gefühle oder Seelenerforschung und doch werden sie von ihrer Menschlichkeit überrascht. Selbst Paladin darf feststellen, dass die Welt nicht nur aus Einsen und Nullen besteht und es ist ein besonderes Vergnügen, ihm oder ihr bei dieser Erkenntnis zuzuschauen. Aber auch die anderen Figuren überzeugen in dieser Welt, die eine durchaus vorstellbare Version unserer Zukunft darstellt. Annalee Newitz hat einen cleveren und überzeugenden Roman geschrieben. An einigen Stellen knarzt er ein bisschen, aber wer sich auf die ungleichen Protagonisten einlässt, entdeckt eine spannende Geschichte, die unterhält und zum Nachdenken anregt.
Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.