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 Belladonna


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Sara Linton ist gewaltig genervt. Ihr Ex-Mann lässt sie nicht in Ruhe, die Arbeit als Kinderärztin und Gerichtsmedizinerin wächst ihr über den Kopf, und Mutter, Vater und Schwester sind mit ihrem Lebenswandel nicht einverstanden.
Als sie während des Mittagessens in ihrem Lieblingslokal auf die Toilette geht, gerät sie mitten in einen Alptraum. Sie findet die blinde Sybil Adams, Professorin am nahen College, verblutend in der Behindertentoilette. Sie weist kreuzförmige Schnitte in Bauch und Rücken auf. Ein letztes Zucken durchläuft den geschundenen Körper der dreiunddreißigjährigen Frau und Sara kann ihr nicht mehr helfen. Eine erste Untersuchung lässt Sara ahnen, dass ein grausamer Triebtäter Sybil auf abscheuliche Art und Weise vergewaltigt hat.
Ihr Ex-Mann, Polizeichef von Heartsdale, und die Zwillingsschwester der Toten, Detektiv in seiner Truppe, versuchen wie betäubt von den Ereignissen erste Ermittlungen anzustrengen.
Sara findet heraus, dass der Täter die junge Frau mit Belladonna, einer Droge, die unachtsam verwendet sehr schnell zum Tod führt, vor seiner Tat zusätzlich betäubt hat. Neben dem religiösen Motiv des eingeritzten Kreuzes eine weitere Besonderheit dieses Mordfalls. Niemand scheint verdächtig, keinerlei Spuren geben irgendeinen Hinweis auf den Täter.
Doch Sara ahnt, dass der Mann ein weiteres Mal zuschlagen wird. Niemand in Grant jedoch ahnt, warum der Mörder seine Opfer benötigt.

Der Debütroman der Amerikanerin Karin Slaughter machte sie auf Anhieb zur Bestsellerautorin. Millionenauflagen jedes ihrer Bücher sind Beweis für ihre ungeahnt große Wirkung auf die Leserschaft. Nun liegt eine - leicht gekürzte - Hörbuchausgabe ihres ersten Romans vor. Vorgetragen wird sie von der Schauspielerin Iris Böhm. Sie macht ihre Sache zwar gut, aber einerseits vermag ihre recht monotone Art des Vortrags nicht wirklich zu fesseln, andererseits ist gerade die emotionslose Sprechweise die vielleicht einzig mögliche Art, diesen vor grausamen und ekligen Details nur so strotzenden Roman den Hörern nahe zu bringen. Zarte Gemüter werden dieses Hörbuch hassen, nicht wenige es nicht zu Ende hören. Die Darstellung der Vergewaltigungen, die minutiöse Schilderung verschiedener Tathergänge und die harte, kompromisslose Sprache fordern starke Nerven. Das Wort "ficken" scheint unbedingt nötig zu sein, auch wenn es wirklich nicht zu passen scheint. Der gesamte Fall baut auf diesen abscheulichen Einzelheiten auf. Sie dienen zur Erzeugung eines Ekels und einer Spannung, die ansonsten nicht aufkommen würde. Nahezu klinisch rein schildert Slaughter die Details einer Tat, die so wahnsinnig, so brutal, so unaussprechlich ist, dass man oft nicht wissen will, was als nächstes kommt. Vor allem im rasanten Schlussteil kommt dem Hörer beinahe das Mittagessen wieder hoch und nur sehr abgebrühte Krimileser können dem noch ungerührt zuhören.
Weder der Plot noch die Darstellung der einzelnen Charaktere reißt mit. Da der Täter auch dem unaufmerksamsten Hörer lange vorher bekannt ist, liegt der Reiz des Ganzen in der Abscheulichkeit und Zielstrebigkeit des Täters und der Hilflosigkeit der jeweiligen Opfer. Dazwischen nervt die Beziehung zwischen Polizeichef und Ärztin, denn immer wieder hört man Sätze wie: "Er weiß, dass er etwas sagen müsste, ihm fehlen jedoch die Worte".
Der enorme Erfolg dieses Buches erklärt sich in der kompromisslosen Darstellung der Taten und der ausweglosen Situation der Opfer. Wer aber diese Details nicht wissen will, keine voyeuristische Ader hat und dem harten, klaren Stil dieser Autorin nichts abgewinnen kann, der wird sich ekeln und langweilen - immer abwechselnd.

Fazit: Dieses Hörbuch ist etwas für Fans der Gerichtsmedizin und der damit verbundenen oft ekligen Details. Hier in der verschärften Version. Denn hier werden keine Details der Autopsie - wie beispielsweise in den Romanen Kathy Reichs - dargeboten, sondern Details der Tat, live und in Farbe. Wer keine sehr starken Nerven hat, sollte keinesfalls hereinhören. Wer diesen Realismus schätzt und nicht à la Agatha Christie ein Mörderspiel hören will, kann bedenkenlos zugreifen.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 5 | Erschienen: 01. Juli 2006 | ISBN: 3899037405 | Laufzeit: 369 Minuten | Preis: 14,95 Euro

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