Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Bildqualität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
In den letzten Jahren sind Dutzende Leseleitführer auf den Markt bekommen - bei der Anzahl neuer Bücher, die jedes Jahr veröffentlicht werden, sowie den alten Klassikern wird selbst der schnellste Leser kaum alle Bücher lesen können. Darum gilt es, herauszufinden, welche sich lohnen, welche unverdientes Lob genießen und welche unentdeckten Schätze sich finden lassen.
Maughams "Books and You" ist so ein Buch, das dem Leser einen Leitfaden an die Hand geben will, welche Bücher man gelesen haben
muss. Doch zwei Dinge sind außergewöhnlich an diesem Buch, das eigentlich eine Zusammenführung dreier Zeitungsartikel ist, die Maugham einst für die
Saturday Evening Post geschrieben hat: Zum einen wurde es bereits 1940 verfasst, zu einer Zeit, zu der Papier sehr teuer war und öffentliche Bibliotheken selten gut ausgestattet.
Zum anderen überrascht die Zielsetzung des Autors. Während in den meisten Leitfäden die Betonung auf Bildung gesetzt wird - man muss als gebildeter Mitteleuropäer Buch XY gelesen haben, um mitreden zu können - und daher auch recht viele Bücher empfohlen werden, beschreibt Maugham nur eine sehr kleine Auswahl, denn er möchte dem Leser Bücher empfehlen, die ihn zu einem besseren Menschen machen. Bücher, die ihn die menschliche Natur verstehen lassen, die ihn zum Nachdenken bringen und die den Leser zum Überdenken seines eigenen Handelns auffordern. Maugham möchte keine vollständige Liste aller lesenswerten Bücher geben, denn er findet, dass es viele solcher Bücher gibt, dass aber wenige von ihnen auch das Leben des Lesers verändern können.
So stellt Maugham zwei Bedingungen an die Bücher: Sie müssen etwas Besonderes sein und dem Leser nahe gehen und zugleich müssen sie
lesbar sein. Jeder, der sich einmal im Deutschunterricht durch komplizierte Satzgebilde und archaisches Vokabular kämpfen musste, wird sofort den Anreiz der Lesbarkeit verstehen. Maugham möchte keinen Leitfaden für Literaturprofessoren schreiben, er möchte für den normalen Erwachsener mit einer normalen mittleren Ausbildung schreiben. Dies schlägt sich so auch in seinen Vorschlägen nieder und das macht den Autor und die Werke, die er vorschlägt, sympathisch.
Das Buch besteht aus einem Vorwort und drei Kapitel, die vordem als Zeitungsartikel veröffentlich wurden. Im ersten Kapitel beschäftigt sich Maugham mit der englischen Literatur, danach mit der europäischen und zuletzt mit der amerikanischen Literatur. In allen drei Bereichen beschränkt er sich zumeist auf Werke des 19. Jahrhunderts mit einigen wenigen Ausreißern aus früheren oder späteren Jahren.
Maugham stellt die Bücher leicht chronologisch geordnet vor. Das bleibt aber auch die einzige Ordnung. Mal wird der Inhalt eines Werkes ausgedehnt besprochen, mal bleibt es bei drei Sätzen dazu. Mal wird intensiv auf das Leben des Autors oder der Autorin eingegangen, mal werden sie nur kurz erwähnt.
Doch gerade diese Art der nicht immer komplett ausführlichen Beschreibung macht Lust auf die Bücher. Denn Maugham beschreibt immer das wichtigste Merkmal, geht konkret auf Schwächen und Stärken eines Autors ein und ist auch nicht darüber erhaben, dem Leser zu raten, dieses oder jenes Kapitel zu überspringen, wenn es zu langweilig wird.
Abgerundet wird dieses Buch durch Porträtabbildungen der meisten Autoren - so kann man direkt ein Gesicht mit den Werken verbinden, was auch oft die Neugier entfacht.
Manchem Leser mag dieses Hin und Her, dieses Schwanken der Beschreibungen nicht gefallen. Doch in diesem Kontext wirkt es fabelhaft, denn die Überleitungen von einem Autor sind fließend, man hat nicht das Gefühl, eine pure Aufzählung von Bücher zu lesen, sondern man bekommt die Gelegenheit, sofort etwas mit diesen Bücher zu verbinden.
Wer sich gerne mit den Klassikern der Literatur beschäftigt oder damit anfangen möchte, dem wird dieses Büchlein einen guten Leitfaden zur Hand geben.