Da kommen nostalgische Gefühle auf. Was waren das doch für Zeiten, in denen wir uns bei einem Computerspiel noch ganz simpel von links nach rechts durch einen Dungeon gescrollt haben, um uns am Ende dem gefährlichen Boss zu stellen. Dieses Kartenspiel dreht den Spieß um, jetzt sind wir die Boss Monster und versuchen die Helden platt zu machen.
Let's play!
Als erstes zieht jeder Spieler zufällig ein Boss Monster, das er für dieses Spiel verkörpert. Diese Karte legt er rechts vor sich ab. Dann werden Raumkarten, Zauberspruchkarten und Heldenkarten gemischt und als Nachziehstapel bereitgelegt. Als Starthand erhält jeder Spieler fünf Raumkarten und zwei Zaubersprüche. Von diesen sieben behält er fünf beliebige und legt die anderen ab. Die Raumkarten sind die, mit denen der Dungeon gebaut wird in den wir die Helden (zum sterben) locken wollen. Sie werden links neben dem Boss Monster angelegt. Dafür hat jeder Spieler maximal fünf Slots. Ein Raum darf gleich zu Anfang gebaut werden, danach in jeder Runde ein weiterer. Nun geht es in die erste Runde. Dafür werden zwei Heldenkarten aufgedeckt, die zeigen, welche törichte Streiter sich als nächstes in unsere Dungeons begeben wollen. Danach zieht jeder noch eine Raumkarte und los geht’s. (Zaubersprüche sind übrigens sehr rar im Spiel und können nur über Sonderanweisungen neu gezogen werden.)
Dungeon, sweet dungeon
Bestimmten Regeln folgend werden Räume in den Dungeon gebaut und zwar in jeder Runde einer. Die Raumkarten sind entweder an einen leeren Slot anzulegen, oder auf einen anderen, bereits bestehenden Raum zu spielen, der damit inaktiv wird. Bestimmten Regeln folgend lassen sich so auch besonders mächtige "erweiterte Räume" im Dungeon unterbringen. Jeder Raum fügt einem Helden Schaden zu und hat ggf. eine interessante Sonderfähigkeit. Diese kann beim Bau ausgelöst werden oder eine spezielle Aktion erfordern, zum Beispiel das zerstören eines anderen Raums. Außerdem zeigt er Schatzsymbole. Die werden gebraucht, um die Helden anzulocken. Aber Vorsicht, diese verruchten Typen sollen nur dann in den eigenen Dungeon, wenn sie auch (ziemlich sicher) besiegt werden können.
I'll be a hero, just for one time
In jeder Runde tauchen zwei neue Helden in der Stadt auf, die sich in unsere Dungeons begeben wollen. Jeder hat ein Schatzsymbol. Wer in seinem Dungeon die meisten davon hat, "bekommt" den Helden. Er sollte in unserem Dungeon besiegt werden, damit wir seine Seele als Trophäe sammeln können. Der Spieler, der als erstes zehn Seelen besitzt, gewinnt das Spiel. Kommt ein Held durch bis zu unserem Boss Monster, verpasst er ihm eine Wunde. Mit fünf Wunden ist das Spiel verloren.
Mit Glück und Taktik
Letztendlich kommt es bei Boss Monster vor allen Dingen darauf an, wie sehr dem Spieler das Glück beim Kartenziehen hold ist. Ja, es müssen auch immer wieder taktische Überlegungen angestellt werden, um die eigenen Handkarten möglichst optimal zu platzieren, dabei ist die Auswahl aber beschränkt. Und es gibt tatsächlich einige sehr spielbestimmende Karten die, gerade wenn sie schon zu Anfang eingesetzt werden, große Vorteile mit sich bringen. Damit ist der Glücksfaktor recht hoch.
8-Bit-Kunstwerke
Die heimlichen Stars des Spiels sind die liebevoll erstellten Illustrationen. Ähnlichkeiten mit Helden, Räumlichkeiten oder Gegnern aus bekannten Spiel- Film- und Literatur-Welten sind gewollt und überaus amüsant. Es lohnt sich wirklich mal ganz genau hinzuschauen und nicht nur die für das Spiel relevanten Infos anzuschauen.
Schnell gelernt ist halb gespielt
Die Anleitung ist gut und der Spielablauf schnell verstanden, aber leider tauchen während des Spielens immer wieder Fragen auf, die dort nicht beantwortet werden. Wird die Sonderaktion einer Karte in dieser Runde noch ausgeführt, wenn sie zerstört wird? Wenn eine Karte sagt "Ziehe zwei Karten, wirf dann eine ab", betrifft das nur die eben gezogenen oder kann ich meine gesamte Kartenhand in die Auswahl einbeziehen? Solche oder ähnliche Dinge müssen in dem Augenblick geklärt und "Hausregeln" aufgestellt werden. Was die Details angeht wäre etwas mehr Gründlichkeit und ein gutes FAQ hilfreich gewesen.
Für Spaßversteher und Nostalgiker
Unterm Strich ist "Boss Monster" ein tolles Spiel für Leute mit Humor, denen der Spaß am Spiel wichtiger ist als das Gewinnen. Ein Durchgang dauert nicht länger als eine Stunde, wenn die Karten bekannt sind geht es deutlich schneller (gerade im Spiel zu zweit). Das Kartenspiel hat noch Potenzial, das hoffentlich in den (auf englisch bereits erschienenen) Erweiterungen ausgeschöpft wird. Wer nichts gegen ein lustiges Spielchen mit hohem Glücksfaktor und einer großen Portion "Kult" einzuwenden hat, sollte "Boss Monster" einfach mal ausprobieren.
Bonuslevel: Digitale Boss Monster
Für alle, die mehr wollen, gibt es "Boss Monster auch als kostenfreie App. Dieses Video bietet einen kleinen Einblick.