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Die Vorstellung, bei lebendigem Leibe begraben zu werden und im eigenen Sarg aufzuwachen, mag dem Jünger aktueller Horrorschocker der Marke "Hostel" oder "Saw" noch als zwar unangenehmes, aber harmloses Terror-Szenario anmuten. Die Vorstellung, bei lebendigem Leibe begraben zu werden, im eigenen Sarg aufzuwachen und mit einem Mobiltelefon in den Warteschleifen der schlimmsten Behörden dieser Welt festzustecken – das ist der Stoff, aus dem die Albträume sind! "Buried – Lebend begraben" behandelt dieses Szenario, nein, besteht aus diesem Szenario.
Von der Beschreibung her mutet der Film an wie eine Wette, die Großmeister Hitchcock angeboten hätte: "Wetten, ich kann einen abendfüllenden Spielfilm mit nur einem Schauspieler in nur einem Raum drehen? Und dieser Raum ist eine Kiste mit den Maßen 200x70x60cm!" Der spanische Newcomer Rodrigo Cortés stellte sich dieser Herausforderung und schaffte es tatsächlich, aus diesen mageren Voraussetzungen einen brauchbaren Thriller zu drehen. Anders als konzeptuell verwandte Filme wie beispielsweise "Nicht auflegen!" oder jüngst "127 Hours" zieht "Buried" die Sache konsequent durch, ohne eine einzige Szene außerhalb des Sargs, ohne die physische Präsenz eines einzigen anderen Schauspielers. Der gesamte Film steht und fällt mit der Performance von Ryan Reynolds, der in seiner Rolle als Paul Conroy alles gibt. Conroy war Truckdriver im Irak, bevor er von Kidnappern im Boden verscharrt wurde und nun nur ein Handy zur Verfügung hat, um die Lösegeldforderungen an die Behörden weiterzugeben und für seine eigene Rettung zu sorgen.
Kaum jemand hat schnelle Hilfe wahrscheinlich dringender nötig als Paul Conroy in dieser Situation. So ist das Perfide in diesem vor Gemeinheiten nur so strotzendem Film, dass kaum einer der Anrufe, die er im Laufe der Geschichte tätigt, ihn der Rettung auch nur einen Schritt weiterbringen. Entweder hat er Bürokraten am Apparat, die sich von ihm nicht anschreien lassen wollen, oder Beamte, die ihn wahrscheinlich mehr oder minder offen anlügen. Eigentlich müsste das von der Story und vom Setting her nach 20 Minuten langweilig werden, doch die Handlung von "Buried" hat ein exzellentes Timing und bringt in wohl überlegten Abständen immer wieder neue Elemente ins Spiel, etwa ein kurzes Duell mit einer Klapperschlange oder eine schockierende MMS.
Vor allem jedoch Cortés' Kameraarbeit holt absolut alles aus der eingeengten Situation heraus, findet bis zum Schluss neue Einstellungen und dynamische Kamerafahrten, die durch die Wände des Sargs bis in die Schwärze des umliegenden Raums führen. Lauscht man dem sehr interessanten Audiokommentar des Regisseurs (auf Spanisch mit deutschen Untertiteln) auf der DVD, so ist man nur umso beeindruckter, wenn man erfährt, dass auf digitale Tricksereien fast vollständig verzichtet wurde. Da bekommt auch der Laie ein gutes Gespür dafür, wie bedeutend die Konstruktion von filmischem Raum und dessen Beleuchtung sowie ein ausgeklügelter Sound Mix eigentlich sind.
Den Machern von "Buried" kann man für ihr gelungenes filmisches Experiment gratulieren, denn sie haben es erreicht, mit einfachsten Mitteln einen recht spannenden Thriller zu inszenieren, bei dem zeitweise gar nicht auffällt, dass er auf so eingeengtem Raum spielt. Dennoch hat sich die Kraft des Films nach dem ersten Mal auch bereits erschöpft. Der Witz ist erzählt, die Story vorbei und echte Einsichten wie etwa bei Danny Boyles "127 Hours" ergeben sich keine. "Buried" ist – in Handlung und Inszenierung – mehr technischer Natur als transzendentaler. Kein Film also, den man sich häufiger anschauen muss – unabhängig davon, ob man unter Klaustrophobie leidet oder nicht. Nutzlose Telefon-Warteschleifen hat man auch in der Realität zur Genüge.