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Unkontrollierbare Facebook-Partys, liebeskranke Teenager und Angst einflößende Klassenfahrten. Die Liste der Widrigkeiten ist lang, die Eltern pubertierender Kinder über sich ergehen lassen müssen und dabei nicht selten neben ihrer Beherrschung auch den Glauben an ihren Nachwuchs verlieren. Denn neben einer ausgeprägten Unzurechnungsfähigkeit ist deren Wesen von einer nicht nachzuvollziehenden Rebellion gekennzeichnet. So bewerfen bereits Zwölfjährige die Spukgestalten im Horrorlabyrinth mit Steinen, anstatt sich vor Angst in die Hosen zu machen oder haben Sechzehnjährige stets einen coolen Spruch parat, mit dem sie Eltern und Lehrer gleichermaßen in den Wahnsinn treiben. Eine Entwicklung, die auch Wladimir Kaminer mit seinen heranwachsenden Kindern erlebt und die er mit stoischer Gelassenheit erträgt.
"Coole Eltern leben länger" ist eine Ansammlung von amüsanten Geschichten, in denen der in Berlin lebende und aus Moskau stammende Autor Ereignisse aus dem anstrengenden Alltag von Jugendlichen und ihren Eltern gleichermaßen thematisiert und diese gemischt mit Episoden aus seinem eigenen Leben gekonnt präsentiert. Wie in seiner Geschichte "Romeo & Julia 2.0", in der es um den Kampf liebender Menschen gegen die ganze Welt geht. Wobei diese früher noch aus Eltern, Familien und Mitmenschen bestand, sich jetzt aber auch auf Telefongesellschaften ausweitet. Denn schon ein prüfender Blick auf die Telefonrechnung zeigt, dass es in der heutigen Zeit nicht entscheidend ist, welche Religion die Freundin des Sohnes hat, sondern welchen Telefonanbieter sie nutzt. So kann ein längeres Gespräch in den Kaukasus wesentlich günstiger sein, als die ausufernden Liebesbekundungen des vierzehnjährigen Sohnes mitten in der Nacht.
Gelesen werden die insgesamt 17 unterhaltsamen und aus dem Leben gegriffenen Episoden von Wladimir Kaminer selbst, der mit seinem unverwechselbarem Akzent und einer angenehm sonoren Stimme die gut beobachteten Begebenheiten zum Besten gibt. Dabei gelingt es ihm, trotz seiner Rolle als Vater zweier pubertierender Kinder, eine gewisse Distanz zu wahren und sich weder auf die Seite der geplagten Jugendlichen zu schlagen, noch den allseits gestressten Eltern den Vorrang zu geben. Eine geschickt austarierte Gratwanderung, die den Ernst des Alltags gekonnt auf die Schippe nimmt und den Hörer regelmäßig schmunzeln lässt.
Fazit:
Wladimir Kaminers Geschichten vom Erwachsenwerden sind als Hörbuch ein unverzichtbarer Genuss für alle leidgeplagten Eltern und für alle Fans des deutschen Schriftstellers, der im Privatleben ein Russe ist.
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.