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Der Wirt Sanchez weiß, dass sich mal wieder Ärger anbahnt, wenn es Fremde in seine Bar verschlägt. Die werden in seinen vier Wänden in Santa Mondega nämlich gar nicht gerne gesehen. Besonders kritisch wird es dieses Jahr zum Mondfestival. Wie alle fünf Jahre gibt es in der kleinen Stadt eine Sonnenfinsternis, die sonst nirgends auf der Welt vorkommt, und, passend dazu, jede Menge Leute, die sich das Spektakel ansehen wollen. Und die finden sich immer wieder in der Tapioca Bar ein, Sanchez' Territorium.
Da sind die beiden Mönche aus Hubal, die nach einem Blutbad in ihrem Kloster in die Welt entsandt werden, um "Das Auge des Mondes", einen blauen Stein mit mächtigen Kräften, wiederzuerlangen. Er wurde aus dem Kloster gestohlen und nun scheint alle Welt hinter ihm her zu sein. Der Polizist Miles Jensen soll vor Ort den seltsamen Geschehnissen auf den Grund gehen, dabei wird ihm Detective Somers zur Seite gestellt, der eigentlich längst nicht mehr im Dienst ist und von niemandem gemocht wird. Zudem ist Burbon Kid wieder in der Stadt, ein Kerl mit Kapuze, der alles niederschießt. Und auch Elvis, der Kerl im Outfit des wahren Kings, macht Santa Mondega unsicher, um seinen Auftrag zu erfüllen. Und dann ist da noch Jessica, die bildhübsche, junge Frau, die fünf Jahre lang im Koma lag und nun aufgewacht ist, sich aber an nichts erinnern kann. Und was haben Dante und Kacey mit all dem zu tun? Das junge Paar bestiehlt die Gäste des Hotels, in dem die beiden arbeiten, und gerät dabei an einen ganz ungewöhnlichen Schatz...
Man merkt schnell, dass in diesem "Buch ohne Namen" eine ungewöhnlich große Zahl an Protagonisten aufeinandertrifft. Und ihre Beweggründe sind einer eigenwilliger als der andere, wie eigentlich die ganze Geschichte sehr eigen ist. Ein Großteil der Handlung spielt in der Tapioca Bar, die verdächtig an Quentin Tarantinos Kult-Film "From Dusk till Dawn" erinnert. Tatsächlich scheint sich der anonyme Autor genau hier seine Inspirationen geholt zu haben, denn es gibt nicht selten Anspielungen auf diesen oder ähnliche Filme. Nicht zuletzt tauchen auch Vampire im Buch auf.
Man hat es hier mit einem kompletten Genre-Mix zu tun. Es gibt Trash, Action, Western, Karate, Mystik, Horror, Splatter und vieles mehr. Ob "Akte X", ein Bud-Spencer- und Terence-Hill-Film oder ein richtig schöner Western, alles wurde hier in irgendeiner Form benutzt. Allerdings sind es Filmgenres, die hier zwischen die Buchdeckel gebannt wurden, und beim Lesen entwickelt sich schnell ein ausgeprägtes Kopfkino, bei dem man immer wieder berühmte Kinofilme vor Augen hat. Der Roman spielt zwar in der Gegenwart, wirkt aber auf eine eigentümliche Weise zeitlos, je nachdem, in welchem Umfeld er gerade angesiedelt ist. Besonders die Western-Szenen scheinen sich nicht so recht einfügen zu wollen.
Aber ob es nun die Menge an Charakteren ist, von denen man liest, oder das eigentümliche Szenario, es spielt keine Rolle, ob alles stimmig und passend erscheint oder eben nicht, denn "Das Buch ohne Namen" macht einfach nur Spaß. Alles ist irgendwie ein wenig an den Haaren herbeigezogen, trotzdem passen die Dinge aber auch auf ihre ganz eigene Art zusammen. Dermaßen viele Erzählstränge so miteinander zu verknüpfen, dass sowohl Handlung als auch Zeiten noch zusammenpassen, ist durchaus eine Kunst, die hier überzeugt, auch wenn an der Oberfläche der Trash überwiegt. Aber genau das ist es, was den Leser den Roman so verschlingen lässt: Der unterhaltsame Trashfaktor und die Spannung amüsieren, würden ohne das gute Konzept aber nicht bis zuletzt so gut funktionieren. Lediglich das Ende kommt dann doch ein wenig abrupt und man hat ein wenig Schwierigkeiten, auf ein paar Seiten die kompletten Zusammenhänge zu erfassen. Außerdem endet der Roman recht offen. Ist da vielleicht noch eine Fortsetzung geplant?