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Bei "Das Spukhaus" handelt es sich um eine Erzählung von Charles Dickens aus dem Jahr 1859. Im Stimmbuch Verlag wurde diese Erzählung nun als inszenierte Lesung mit Musik und Geräuschen vertont. Sprecher der unheimlichen Geschichte ist Matthias Haase.
Der Ich-Erzähler, ein etwas ängstlicher, aber Herausforderungen suchender Mann von Wohlstand, erwirbt eine alte Villa. Weder Aussehen noch Lage oder Preis des Hauses haben ihn zu dem Kauf bewogen, nein: Das hartnäckige Gerücht, in der Villa spuke es, hat den neuen Hausherrn überhaupt erst dazu angeregt, das Grundstück in seinen Besitz zu bringen. Aber schon die Anreise mutet seltsam an, verbringt der Hausherr doch eine bizarre Bahnfahrt mit einem Mann, der angeblich mit Geistern kommunizieren kann. Und tatsächlich soll sich sein wirres Gefasel später als Vorahnung erweisen Â…
Im Dorf bei dem Spukhaus erfährt der neue Hausbesitzer mehr über sein erworbenes Anwesen. Ein Geist soll dort umhergehen, stets mit einer Eule an der Seite. Doch was ein rechter Hausherr ist, der lässt sich von derlei Geschwätz erst einmal nicht irritieren. Und so zieht man samt Schwester und Personal ein.
Aber mysteriöse Vorkommnisse lassen nicht lang auf sich warten. Glockengeläut mitten in der Nacht, unheimliche Erscheinungen und seltsame Geräusche sorgen für regelmäßigen Personalwechsel, bis dem Hausherrn eine interessante Idee kommt: warum nicht gemeinsam mit verlässlichen, gebildeten Freunden dem Spuk auf den Grund gehen und herausfinden, was genau es damit auf sich hat?
Mit einem stimmigen Cover beginnt der Zuhörer seine etwa siebzigminütige Reise in Charles DickensÂ’ Welt, lässt sich von Matthias Haases Stimme hindurch tragen und landet schließlich sanft bei einem etwas überraschenden Finale.
Natürlich wäre eine solche Zusammenfassung dürftig und dem Hörvergnügen, das den geneigten Zuhörer erwartet, nicht angemessen. Die Produktion hat dies nicht der netten, aber nicht herausragenden Erzählung zu verdanken, die vertont wurde, sondern der wunderbaren Leistung Haases, der der Geschichte Leben einhaucht. Mit sicherer Stimme und einer tollen Intonation flößt er der Erzählung mehr Substanz ein, als ihr ursprünglich innewohnt. Haases Lesung tilgt bis zu einem gewissen Grad sämtliche Kritikpunkte, die man an "Das Spukhaus" richten könnte. So stört es auch nicht, dass das Finale von "Das Spukhaus" etwas überraschend aus dem Ärmel geschüttelt wirkt und den guten Eindruck ein wenig schmälert. Die Geschichte selbst ist altmodisch, bietet dadurch aber auch einen gewissen klassischen Charme. Was besonders angenehm hervorsticht, ist der feine Humor der Erzählung, der durch Haase noch einmal umso mehr zum Schmunzeln anregt. Wirkt die Spukgeschichte in der heutigen Zeit ein wenig naiv und ungeschliffen, entfaltet sie ihre Qualität erst mit der augenzwinkernden Erzählweise.
Im Booklet finden sich noch Informationen zu Charles Dickens, eine umfangreichere Inhaltsangabe als auf der CD-Hüllenrückseite sowie eine Auflistung der an der Produktion Mitwirkenden.
Insgesamt macht man mit "Das Spukhaus" bei seinem Preis von unter zehn Euro bestimmt keine Fehlinvestition, wenn man ein Freund der klassischen Gespenstergeschichten ist und zudem etwas mit Charles Dickens anfangen kann. Eine kleine, feine CD mit einem hervorragenden Sprecher, der aus einer belanglosen Spukgeschichte ein schönes und humorvolles Hörerlebnis zaubert - verkehrt machen kann man mit einem Kauf eigentlich nichts.