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Hans-Joachim Zillmer ist studierter Bauingenieur und Autor von wissenschaftskritischen Sachbüchern. In seinen Büchern stellt er allgemein anerkannte Lehrmeinungen aus den Bereichen Geologie, Geophysik, Biologie und Geschichte in Frage und verwirft diese zugunsten eigener Denkmodelle, die er durch eine Vielzahl von plausibel klingenden Argumenten stützt. So auch in seinem neuesten Buch mit dem Titel „Der Energie-Irrtum – Warum Erdgas und Erdöl unerschöpflich sind“, in dem er das aktuelle Weltbild in den Bereichen Geologie und Klimaforschung in Frage stellt.
Schon der Titel klingt provokant und steht in deutlichem Widerspruch zur allgemein verbreiteten Meinung, dass die so genannten fossilen Brennstoffe wie Erdgas, Kohle und Erdöl in den nächsten Jahrzehnten zur Neige gehen werden. Denn genau hierin liegt die Kernaussage des Buches: Die fossilen Brennstoffe entstanden und entstehen weiterhin anorganisch im Erdinneren und nicht, wie die aktuelle Lehrmeinung besagt, aus abgestorbenen Organismen, können durch den Menschen also kaum aufgebraucht werden.
Doch hierin erschöpft sich Zillmers Theorie keineswegs. So erklärt er etwa Erdbeben durch aus dem Erdinneren aufsteigende Gasblasen und nicht durch Spannungen der sich gegeneinander verschiebenden Kontinentalplatten und verneint den Einfluss des Menschen auf die Klimaerwärmung, die er durch aus tieferen Erdschichten aufsteigende Gase wie Kohlendioxid und Methan und den Einfluss der Sonne erklärt. Er bietet Erklärungen für Phänomene wie Schlammvulkane, schockgefrorene Mammuts in Sibirien, Methaneisfelder am Meeresgrund und für Ereignisse wie die Explosion von Tunguska, das Verschwinden von Schiffen im Bermuda-Dreieck und für vieles weitere mehr an, die allesamt seine Theorie von den sich im Erdinneren bildenden unbeschränkten Energielieferanten wie Kohle, Methan, Erdöl und dergleichen stützen.
Die Argumentation Zillmers ist sehr deutlich und bildhaft, seine Theorien lassen sich gut nachvollziehen und klingen, zumindest für den Laien, auch durchaus plausibel. Was den Lesefluss jedoch behindert, ist die Vielzahl an Fakten, Theorien und Beispielen, die zwar allesamt begründet sind, die aber allein aufgrund ihrer Menge eine Überprüfung seiner Theorie durch Fachleute nahezu ausschließen. So ist das Buch zwar aus populärwissenschaftlicher Sicht in weiten Teilen faszinierend zu lesen, als wissenschaftliche Arbeit ist es jedoch kaum zu gebrauchen, was den Mangel an Reaktionen aus der Fachwelt erklären könnte. So steht der Leser zwar einer Vielzahl plausibel klingender Argumente für Zillmers Thesen gegenüber, wirklich zwingend erscheinen diese jedoch nicht. Und die komplette Nichtbeachtung durch die Fachwelt verstärkt die Skepsis gegenüber Theorien, die nahezu das gesamte bekannte geophysikalische Weltbild verwerfen.
Um ein Beispiel zu nennen, argumentiert Zillmer, dass Erdbeben nicht durch die Entladung von Spannungen zwischen Erdplatten entstehen könnten, da so große Erdschichten nicht in der Lage seien, derartige Spannungen zu halten, um diese dann in Form von ruckartigen Stößen freizusetzen. Er argumentiert hierzu mit seinen Erfahrungen als Bauingenieur im Betonbau, ein Argument, das für den Laien nicht zu entkräften ist, aber auch nicht zwingend für die Übernahme der Theorie von aufsteigenden Gasblasen ist.
Als Fazit kann man sagen, dass sich das Buch faszinierend lesen lässt und viele auch für die Fachwelt interessante Fakten und Hypothesen liefert. Zillmer versteht es, den Leser in seinen Bann zu ziehen, um mit seinen Beispielen und Fakten nie selbst hinterfragte geologische Überzeugungen in Frage zu stellen. Dennoch bleibt eine große Portion Skepsis und wirklich überzeugen kann er den Leser von seiner Theorie der unbegrenzten Energievorkommen kaum.