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 Der Fluch der 2 Schwestern


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Nach dem tragischen Flammentod ihrer kranken Mutter musste die junge Anna Ivers (Emily Browning) in eine Nervenheilanstalt eingewiesen werden. Zehn Monate später kehrt sie nach Hause zurück und muss feststellen, dass nichts mehr so ist wie früher: Ihr Vater (David Strathairn) hat sich mit Rachel (Elizabeth Banks), der einstigen Pflegerin ihrer Mutter, verlobt. Annas rebellische Schwester Alex (Arielle Kebbel) denkt gar nicht daran, sich mit der neuen Situation abzufinden, und auch die zurückhaltende Anna will sich nicht so recht mit ihrer neuen Stiefmutter anfreunden. Als sie eines Nachts der Geist ihrer toten Mutter heimsucht, keimen in Anna erste Zweifel auf: War der Tod der Mutter wirklich ein Unfall? Zusammen mit ihrer Schwester beginnt sie in Rachels Vergangenheit nach etwas zu suchen, mit dem sie ihre Stiefmutter kompromittieren kann. Doch Rachel ist nicht bereit, kampflos das Feld zu räumen …

US-amerikanische Remakes asiatischer Horrorfilme haben es wahrlich nicht leicht: Filme wie „Ju-on“, die gestern noch ein Geheimtipp waren und heute das eigene DVD-Regal veredeln, verdanken den Neuverwertungen ihren Ruhm im Westen, den sie heute genießen. Gleichzeitig haben Remakes – und dies nicht immer zu Unrecht – mit dem Vorwurf zu kämpfen, die oft vielschichtige Handlung des Originals auf den westlichen Mainstream abzustimmen: Der Plot wird vereinfacht und um die Intention, dem Publikum Raum für eigene Interpretationen zu lassen, beschnitten. Dies gilt auch für die jüngste Neuverfilmung amerikanischer Provenienz: „Der Fluch der 2 Schwestern“ – im Original „The Uninvited” – ist ein Remake von „A Tale of Two Sisters“, das zu Recht als Meisterstück des psychologischen Gruselkinos gefeiert wird. Einem direkten Vergleich mit dem südkoreanischen Original kann das Remake in der Tat nicht standhalten, denn „Der Fluch der 2 Schwestern“ erreicht weder die psychologische Finesse noch die tiefgründige Zeichnung der Protagonisten, die „A Tale of Two Sisters“ zum uneingeschränkten Pflichttitel machten. Doch wer das Remake nur im Schatten der Vorlage betrachtet – oder betrachten will –, übersieht dabei, dass mit „Der Fluch der 2 Schwestern“ eine der besseren US-Neuverwertungen asiatischer Gänsehautperlen vorgelegt wird.

Der Film verzichtet – mit einigen wenigen Ausnahmen – auf harsche und plakative Kamera- und Soundeffekte, die dem Zuschauer krampfhaft und mit allen Mitteln die Kehle zuschnüren wollen. Auch mit digitalen Effekten und grausigen Geistergestalten hält sich „Der Fluch der 2 Schwestern“ stark zurück. Überhaupt greift der Film sehr gemäßigt auf das aus anderen Verwertungen bekannte Repertoire an Stilmitteln zurück, was ihm eine gewisse Eigenständigkeit attestiert; untote, kaum mehr menschliche Erscheinungen und dunkles, sämiges Blut, das aus Schlüssellöchern fließt, sind hier die absolute Ausnahme. Stattdessen setzt man auf den starken Kontrast zwischen sonnig-ruhiger Tagesidylle und düster-nächtlicher Konfrontationen vor der Kulisse eines einsam gelegenen Hauses am See – eine Szenerie, die je nach Situation verträumt und friedlich oder aber auch finster und bedrohlich wirkt und die, auch wenn sie nicht gerade Originalität für sich gepachtet hat, doch funktioniert.

Das Remake setzt auf eine ruhige Erzählweise und vermeidet es hierbei geschickt, ins Langatmige abzudriften. Langsam und bedächtig baut sich die unheilvolle Atmosphäre im Haus der Familie Ivers auf, hin zur unausweichlichen Eskalation zwischen Stiefmutter und Stieftöchtern. Die Schockmomente sind sorgsam und wohldosiert gesetzt, die Soundeffekte mit Sorgfalt platziert und auch der Kameramann stellt sein Können unter Beweis. Hinzu kommt noch der Score von Christopher Young („The Grudge“, „Drag Me to Hell“), der die langsame Steigerung von der Krankenhausentlassung zum fesselnden Finale stimmungsvoll untermalt. Das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten funktioniert reibungslos. Der bewanderte Liebhaber prickelnder Horror-Mystery-Cocktails könnte nun darüber klagen, dass „Der Fluch der 2 Schwestern“ nicht gerade das Musterbild innovativen Gruselkinos ist. Dieser Einspruch ist unumstößlich – wenn auch nur mit Einschränkungen: Der Film bietet alles in allem fast nichts Neues, macht im Gegenzug aber auch kaum etwas falsch.

Das eigentliche Glanzstück des Films ist die Auflösung, um die es sich wie in einem Shyamalan’schen Thriller aus besten Zeiten dreht: Der Twist kommt raffiniert, unerwartet und lässt sämtliche mühsam zusammengebastelten Mutmaßungen des Zuschauers wie ein Kartenhaus in sich zusammenstürzen (es sei denn, man kennt das südkoreanische Original). Sämtliche Handlungselemente erscheinen plötzlich in neuem Licht und die vielen über den gesamten Film verteilten Vorausdeutungen auf diese überraschende Wendung drängen sich dem Zuschauer, wenn er den Film noch einmal Revue passieren lässt, nun regelrecht auf. Dem Spannungsaufbau kommt zweifellos die gemäßigte Laufzeit von rund 87 Minuten zugute: Es bleibt dem Film keine Zeit, überflüssige Nebenplots zu eröffnen oder die Handlung aus den Augen zu verlieren.

Noch ein Wort zur überwiegend gelungenen Besetzung: Arielle Kebbel spielt ihre Rolle als aufsässige Alex überzeugend und Emily Browning, mit ihrem unschuldig wirkenden Äußeren eine wahre Augenweide, brilliert als Anna mit ihren ansehnlichen schauspielerischen Qualitäten. Auch die Wahl von Elizabeth Banks war gewiss nicht die schlechteste, sie liefert eine solide Performance als kühle Stiefmutter, bei der man als Zuschauer nie mit Sicherheit weiß, woran man tatsächlich ist. Lediglich David Strathairn wirkt als Vater der beiden Schwestern blass und austauschbar, was zu einem gewissen Grad auch dem Drehbuch zuzuschreiben ist: Anstatt ihm eine tragendere Rolle im Konflikt und damit dem familiären Pulverfass mehr Tiefe zuzugestehen, wird er von den Drehbuchautoren buchstäblich an den Rand geschrieben.

Die Blu-ray kann sich sehen lassen: Das Bild wartet mit vollen Farben und einem erstklassigen Kontrast auf, lediglich ein wiederholt auftretendes Rauschen stößt es vom Referenzthron. Der englische Originalton kommt im vollmundigen Dolby TrueHD daher, die restlichen Tonspuren – auch die deutsche – hingegen „nur“ in Dolby Digital 5.1. Davon sollte man sich aber nicht abschrecken lassen: Der Ton ist klar, Dialoge und Soundeffekte sind gut abgemischt. An Extras hält die Blu-ray entfernte Szenen und ein alternatives Ende sowie ein 19-minütiges Making-of bereit, ferner eine englische Audio-Description-Tonspur für Blinde und Sehbehinderte. Erfreulich: Im Gegensatz zu manch anderen Blu-rays werden im Falle von „Der Fluch der 2 Schwestern“ auch die Bonusinhalte in High Definition präsentiert.

Fazit: Mit ihrem Spielfilmdebüt „Der Fluch der 2 Schwestern“ haben die Guard-Brüder das Rad nicht neu erfunden, aber konsequent einen Platten vermieden. Ein cleverer Genremix, handwerklich wie darstellerisch eine runde Sache und nebenbei ein überzeugendes Remake, das sich allen augenscheinlichen Parallelen zum koreanischen Original zum Trotz eine gewisse Eigenständigkeit erkämpft. Für Sympathisanten wie auch für Skeptiker von US-Verwertungen einen Blick wert!

Michael Höfel



Blu-ray Disc | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4010884250329 | Erschienen: 23. Oktober 2009 | FSK: 16 | Laufzeit: 87 Minuten | Originaltitel: The Uninvited | Preis: 26,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Englisch für Hörgeschädigte, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch, Holländisch, Französisch, Dänisch, Italienisch, Spanisch | Verfügbare Sprachen: Englisch (Dolby TrueHD), Deutsch (Dolby Digital 5.1), Italienisch (Dolby Digital 5.1), Französisch (Dolby Digital 5.1), Spanisch (Dolby Digital 5.1), Englisch Audio Description (Dolby Digital 5.1)

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